Feudale Autos unter sich
(TRD/MID) Für die Classic Days im Park von Schloss Dyck hat der Daimler-Konzern die Bestände seines Mercedes-Benz-Museums geplündert. Die feinsten Automobile vergangener Zeiten sind in der niederrheinischen Schlosskulisse zu bewundern. Da aber auch Fahrsicherheit bei der Schau groß geschrieben wird, führt der TÜV Rheinland seine obligatorischen Prüfungen fürs Gleichmäßigkeitsrennen durch.
Freilich nehmen die allerfeinsten Prunkstücke wie der Mercedes-Benz 500 K von 1934 bei keinem Rennen der Classic Days teil. Der Luxus-Roadster mit seinem 5 Liter großen Reihen-Achtzylinder, 160 PS, Weißwandreifen und Speichenfelgen genügt sich beispielsweise in der statischen Siegerpose beim inoffiziellen Schönheitswettbewerb. Der Vertreter der internationalen Luxusklasse der 30er Jahre gehört zu den wenigen Oldtimern, die im exklusiven Bereich unmittelbar am Schloss parken dürfen.
Zu den Raritäten, die durch sorgfältige Restaurierung in eine Art Neuzustand versetzt wurden, gehört der ebenfalls privilegiert positionierte Mercedes Typ 200 Lang (W21). Er wurde von Österreich nach Deutschland zurück importiert und 2015 komplett restauriert. Das Aggregat mit 2 Litern Hubraum verfügt als Besonderheit über ein Maybach-Getriebe. Ein Rennwagen ist das Cabriolet allerdings nicht, schafft es eben mal 98 km/h – da gab es in den 1930er Jahren schnellere Autos.
Einige Fahrzeuge sind heute so selten, dass sie als Unikate gelten. So ist es auch bei dem Lancia Aprilla von 1937. Als er am Prüfstand des TÜV Rheinland vorfährt, erstaunt seine rein metallene Farbe. Aber das ist kein Wunder: Der Lancia wurde nie lackiert. Dazu erzählt uns Norbert Schroeder, Oldtimer-Experte beim TÜV Rheinland, eine Geschichte: Der Lancia Aprilla wurde 1937 von dem italienischen Designer Zagatto speziell für das Rennen Mille Miglia in Italien gebaut. „Die sind damals mit der Lackierung nicht fertig geworden“, weiß Schroeder zu berichten. Mittlerweile gelte das legendäre Einzelstück offiziell als unlackiert.
Den Sicherheitscheck muss der Lancia Aprilla dennoch über sich ergehen lassen. Dazu gehört die Überprüfung der Lenkung. Beispielsweise muss der Fahrer mit dem Lenker eine permanente Rechts-Links-Bewegung durchführen, während der Prüfer mit seiner Hand an den äußeren Spurstangen-Kopf geht, um zu spüren, ob nicht etwa unverhältnismäßig großes Spiel vorhanden ist.
Als langjähriges Jurymitglied des Concours d’Elegance der Classic Days weiß Norbert Schroeder, Leiter des TÜV Rheinland Competence Centers Classic Cars, was bei der Bewertung von wertvollen Sammlerfahrzeugen zählt. Der Mann gilt als großer Experte in der Oldtimer-Szene und wird auch häufig als neutraler Gutachter bei Wertermittlung, Kaufberatung oder Schadensbegutachtung konsultiert.
Er weiß auch alles über die Bedingungen für das Tragen eines H-Kennzeichens. Am TÜV-Stand beantworten Schroeder und sein Kollege Daniel Waldheim auch hierzu Fragen. „Nicht jeder Oldie ist in einem erhaltungswürdigen Zustand“, betont Waldheim. „Unsere Spezialisten an den Prüfstellen checken, ob sich der Veteran noch weitgehend im Originalzustand befindet oder fachmännisch restauriert wurde.“ Möglich sind Untersuchungen nicht nur bei den Classic Days, sondern regelmäßig an den TÜV-Prüfstellen. Nach bestandener Prüfung steht dem Schaulaufen in feudaler Kulisse und an anderen Ausflugsorten dann fahrzeugtechnisch nichts mehr im Weg.
Bürgerreporter:in:Heinz Stanelle aus Düsseldorf |
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