Vom Nebendarsteller zum Star
(TRD/MID) Was haben Coca-Cola und Reifen gemeinsam? Richtig. Sie sind schwarz. Doch was Hankook-Renningenieur Thomas Baltes noch über seine Reifen verrät, gilt ebenso für die Ur-Amerikanische Marke: "Die Rezeptur ist eine Kunst für sich und die Mischung wird nicht preisgegeben." Und am Endes des Tages heißt es eh: Nur gute Qualität setzt sich durch. So auch an diesem Renn-Wochenende in Austin/Texas, bei dem der eine oder andere Besucher wie selbstverständlich zum Plastikbecher mit der schwarzen Brause greift. Vor allem aber freuen sich die 41 Teams und 174 Piloten über eine gute und sichere Hochleistungs-Geheimmischung ihrer Rennreifen, wie der Pole-Setter Jeroen Bleekemolen direkt nach dem Qualifying verrät: "Die Strecke hier in Austin verlangt den Reifen viel ab. Aber ich hatte die ganze Zeit ein gutes Gefühl, und das gibt einem Vertrauen."
Dass er sich nach mehr als 600 Runden, zusammen mit seinen Teamkollegen Ben Keating, Abdulaziz Al Faisal und Luca Stolz, im Black Falcon Mercedes-AMG GT3 nur einem Team geschlagen geben muss, ahnt er da natürlich noch nicht. Umso mehr freuen dürfen sich daher nach exakt 609 Rennrunden à 5,49 Kilometern auf dem Circuit of the Americas die Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R-Piloten Daniel Allemann, Ralf Bohn, Robert Renauer und Alfred Renauer, die mit ihrem Sieg auch den Meisterschafts-Titel unter Dach und Fach bringen.
Interessant an der noch recht unbekannten Rennserie um die Meisterschaft der Kontinente ist aber - neben dem Renngeschehen selbst - das eine oder andere Detail. Da wäre zum einen die Tatsache, dass der Eintritt am gesamten Rennwochenende frei ist und zum anderen, dass sich bei solchen Langstreckenrennen immer wieder zeigt, dass, wie im Kino, ein spannender Film nichts ohne mindestens einen herausragenden Nebendarsteller ist. So auch beim 24-Stunden Rennen in Austin. Wobei an dieser Stelle kurz erklärt werden muss, dass zwischen der grünen Startampel und der Zielflagge genau genommen 33 Stunden liegen. Der Grund ist nicht nur fahrer-, sondern auch zuschauerfreundlich: Zwischen 23 Uhr und acht Uhr wird neun Stunden lang pausiert.
Doch zurück zum Nebendarsteller, der in diesem Falle schwarz, aus Gummi und asiatischer Herkunft ist: Die Reifen des Hauptsponsors Hankook. Nicht nur Rennfahrer, sondern auch jeder Autofahrer auf diesem Planeten weiß, dass Reifen den einzigen Kontakt zwischen Fahrzeug und Asphalt bilden. Viele Autofahrer haben zudem auch schon ihre Erfahrung mit schlechten Reifen zum Beispiel bei Glätte oder Nässe gemacht. Im Motorsport ist das nicht anders. Fehlt hier die Qualität, fehlt die Zeit zum Sieg. Gleichzeitig kann mangelhafte Qualität bei solchen Renntempi auch zulasten der Sicherheit gehen.
Daher legt der Reifenausrüster aus Südkorea gesteigerten Wert darauf, "dass alle Teams absolut gleiches Reifen-Material bekommen" sagt Manfred Sandbichler, Hankook Motorsport Direktor Europa. Alle? "Ja", lautet seine Antwort. "Das ist uns sehr wichtig, denn am Ende sollen die Fahrzeuge und Fahrer den Unterschied machen." Nicht ohne Grund benötigt das Unternehmen für die Planung einer solchen Großveranstaltung ein Jahr Vorlaufzeit und 13 Container voller Reifen - Rennreifen werden bei Hankook ausschließlich in Südkorea produziert und müssen daher verschifft werden. Von den mehr als 30 Hankook-Ingenieuren und Service-Experten vor Ort, die sich um die Nebendarsteller im Wert von mehreren Millionen Euro kümmern, ganz zu schweigen. Wichtig an dieser Stelle: "Reifen werden nicht vom Reifenhersteller gewechselt, es wird ausschließlich beraten", wie Hankook Renningenieur Thomas Baltes noch schnell hinzufügt.
Da die Rennserie 2017 zum ersten Mal auf dem 2012 vom deutschen Streckenarchitekten Hermann Tilke entworfenen Circuit of the Americas gefahren wurde, "war die Herausforderung für Hankook groß. Wir verfügten über keinerlei Referenzwerte", verrät Manfred Sandbichler. Hinzu kommt, dass auf dieser, auch von der Formel 1 genutzten Rennstrecke, mit dem schon heute legendären Startanstieg gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, was eher selten ist und somit eine weitere spezielle Anforderung an einen Reifen bedeutet. Was die Reifenmischung im US-Bundesstaat Texas ebenfalls nicht ganz leicht macht, ist das Klima: "Tagsüber haben wir hohe Temperaturen und nachts bei Kälte muss der Reifen genauso funktionieren", so Sandbichler. An dieser Stelle kommt dem Unternehmen, das im vergangenen Jahr 99 Millionen Reifen produziert hat, das Knowhow seiner Mitarbeiter in seinen fünf Forschungs- und Entwicklungszentren sowie den acht Groß-Produktionsanlagen zugute. Und wie auch bei jedem anderen Sport heißt es erneut: "Nach dem Rennen ist vor dem (nächsten) Rennen". Die nächste Saison startet im kommenden Jahr am 11. Januar in Dubai.
Bürgerreporter:in:Heinz Stanelle aus Düsseldorf |
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