Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Donauwörth, Herrn Johann Natzer
myheimat: Das Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise neigt sich dem Ende zu. Wie würden Sie rückblickend dieses Jahr beschreiben, insbesondere im Hinblick auf die regionale Wirtschaft?
Natzer: 2009 war sicher ein sehr turbulentes Jahr, das allerdings im Jahresverlauf auch einige optimistische Tendenzen gezeigt hat. So hat sich die Erwartungshaltung der Unternehmen mittlerweile verbessert und auch die Wirtschaftsleistung in Deutschland steigt wieder an und lässt für 2010 einen positiven Wert erwarten. Nicht zuletzt hat der DAX seit dem 1. Januar bis heute bereits 18,3% (Stand: 30.11.2009) zugelegt. Sorgen bereitet mir der Arbeitsmarkt, der wohl 2010 noch nicht die aus den letzten Jahren bekannte Stabilität erreichen wird.
Die regionale Wirtschaft hat sich in dem gesamten Umfeld nach meinem Eindruck ganz hervorragend geschlagen. Sicher sind auch wir nicht ganz von den weltwirtschaftlichen Einflüssen verschont geblieben. Aber im wesentlichen ist es allen, die für den Erfolg unserer heimischen Wirtschaft verantwortlich sind, Unternehmer genauso wie Arbeitnehmer und Kommunen, gelungen, unsere Unternehmen in schwierigem Umfeld auf einem erfolgreichen Kurs zu halten.
myheimat: Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Wirtschaftskrise für Ihre Bank und was können Sie sowohl Ihren Privat- als auch Ihren Geschäftskunden empfehlen?
Natzer: Die Sparkasse Donauwörth macht Geschäfte, die sie versteht, mit Kunden, die sie kennt, in einem Geschäftsgebiet, mit dem sie seit 186 Jahren verwurzelt ist. Wie richtig diese Art, Bankgeschäfte zu betreiben ist, wurde von unseren Kunden, aber auch von der Politik, eindeutig bestätigt. Dieses Geschäftsmodell zeigt sich auch in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten als stabil.
Unseren Kunden empfehle ich, ihre erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Wir haben hervorragende Unternehmen in unserem Geschäftsgebiet mit engagierten und gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Know-How und die Erfahrung der Menschen und Unternehmen wird auch in der Zukunft gefragt sein. Da ist mir gar nicht bange.
myheimat: Die Sparkassen feiern dieses Jahr ihren 200. Geburtstag. In unserer schnelllebigen Wirtschaft ist ein solches Jubiläum eine Seltenheit. Wie interpretieren Sie heute die Gründungsidee der Sparkasse?
Natzer: In allen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen der letzten 200 Jahre haben die Sparkassen stets eine stabilisierende und tragende Rolle wahrgenommen. Dies trifft seit 186 Jahren auch auf die Sparkasse Donauwörth zu. Gerade mit den Erfahrungen der letzten beiden Jahre kann ich sagen, dass die Idee der Sparkasse, nämlich für alle Bevölkerungskreise sowie für Kommunen, Handel, Handwerk und Industrie, zur Geldanlage und zur Finanzierung von Investitionen da zu sein, sich absolut bestätigt hat. Auch wenn sich gesetzliche Grundlagen und Begriffe geändert haben, an der Grundidee und dem Grundbedürfnis der Menschen hat sich nichts geändert.
myheimat: Vor der Wirtschaftskrise belächelten viele Menschen die Strategie Ihrer Bank. Fühlen Sie sich jetzt im Zuge der Krise im Vergleich mit Privatbanken bestätigt?
Natzer: Ja, absolut. Aber nicht nur im Vergleich zu Regionalbanken. Auch gegenüber Internetbanken hat sich unser Angebot und unsere Strategie der partnerschaftlichen Zusammenarbeit bewährt.
myheimat: Bei einer Verabschiedungsfeier von Berufsschülern sagten Sie einst: „Die moderne Berufswelt mit ihren permanenten Veränderungen erfordert ein hohes Maß an Leistung und Verlässlichkeit der Mitarbeiter in den Betrieben.“ Wie hat sich während des Krisenjahres Ihr Verhältnis zu den Sparkassenmitarbeitern verändert?
Ich meine, dass die hohe Anerkennung, die die Sparkasse in den letzten beiden Jahren erfahren hat, auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Bestätigung ihrer Arbeit ist. Dadurch sind wir als gemeinsames erfolgreiches Team weiter gewachsen. Ich würde deshalb behaupten, das gute Verhältnis, das wir in unserer Sparkasse mit einander haben, hat sich eher noch verstärkt.
myheimat: Ein wichtiger Antrieb in der momentanen Situation ist der Mittelstand. In Ihren Bankverbänden ist man sich der Rolle des Mittelstandsmotors bewusst. Gibt es auch bei Ihnen konkrete Programme, um den Mittelstand zu fördern?
Natzer: Der Mittelstand möchte eine qualifizierte Beratung mit persönlichen Ansprechpartnern und Entscheidungsträgern vor Ort haben. Wir haben deshalb im Jahr 2008 einen eigenständigen Unternehmensbereich „Firmenkundenbetreuung“ geschaffen. Dort bündeln wir die Betreuung unserer Firmen- und Gewerbekunden. Der hohe Zuspruch unserer Firmenkunden in den letzten beiden Jahren zeigt uns, dass dieses Beratungsangebot an den Mittelstand ankommt. Zusätzliche Programme aus eigenen Mitteln gibt es derzeit nicht. Wir binden jedoch sehr umfangreich die Förderprogramme der LfA Förderbank Bayern und der KfW ein. Sollten unsere Gespräche mit Wirtschaftvertretern zeigen, dass spezielle Programme für unsere Kunden notwendig sind, können wir diese sehr schnell anbieten.
myheimat: Wie haben die Kunden Ihrer Bank auf die ungewisse Situation reagiert? Wie hat sich durch die Wirtschaftskrise die ohnehin schon hohe Sparquote entwickelt?
Natzer: Unsere Kunden haben nach unserem Eindruck sehr besonnen auf die wirtschaftliche Situation reagiert. Das kommt sicher auch daher, weil die Arbeitgeber in unserer Region bis jetzt nicht mit erheblichem Arbeitsplatzabbau auf die Krise reagieren mussten.
Bundesweit hat sich die Sparquote praktisch nicht verändert. Das gilt grundsätzlich auch für unsere Kunden. Gleichwohl stellen wir schon fest, dass viele Kunden ihre Ersparnisse für Investitionen, z.B. in ein neues Auto oder in Sanierungs- bzw. Modernisierungsmaßnahmen am Haus, investieren. Auch wenn dadurch die Geldanlagen bei uns nicht steigen, ist dieses Verhalten gesamtwirtschaftlich von großem Vorteil.
myheimat: Wie hat sich im Laufe des Jahres die Lage für Donauwörther Bürger und die lokale Wirtschaft entwickelt? Wurde die Finanz- und Wirtschaftskrise ein Problem für die Donauwörther oder konnte sich der starke lokale Einzelhandel durchsetzen?
Natzer: Meine bisherigen Aussagen gelten auch für die Donauwörther Bürger und die Wirtschaft vor Ort. Speziell der Einzelhandel in Donauwörth hat einen sehr guten Ruf und ein sehr umfangreiches Angebot. Das wissen die Bürgerinnen und Bürger und nutzen das auch. Die CID fördert das seit Jahren zusätzlich sehr intensiv. Neue Ideen, wie das Late-Night-Shopping, helfen mit, den Einzelhandel in Donauwörth auch zukünftig zu stärken.
myheimat: Donauwörths Stadtrat und Oberbürgermeister Neudert haben sich gegen den fusionsbedingten Neubau einer Sparkassen-Zentrale in Nördlingen ausgesprochen. Herr Natzer, wie stehen Sie dazu?
Natzer: Ich kann Sie verstehen, dass Sie das interessiert. Die Diskussion über eine mögliche Fusion der Sparkassen Nördlingen und Donauwörth ist sehr komplex und muss zu allererst in den verantwortlichen Gremien beider Sparkassen geführt werden.
myheimat: Für die Sparkasse sind regenerative Energien ein großes Thema. Inwiefern können Sie solche Projekte unterstützen?
Natzer: Danke, dass Sie auch dieses sehr wichtige Thema anschneiden. Wenn wir akzeptieren, dass die fossilen Energieträger endlich sind und die Klimaveränderung auch durch den Verbrauch fossiler Rohstoffe ausgelöst wurde, dann muss sich in der Art der Energieerzeugung etwas ändern. Diesen Prozess begleiten wir sehr gerne. Sei es in der Finanzierung, aber auch in der Beratung, wie vor allem größere Projekte aus wirtschaftlicher Sicht heraus angepackt und umgesetzt werden können. Wir haben mittlerweile sowohl für Photovoltaik als auch für Biogasanlagen eine sehr breite Erfahrung und bezeichnen uns deshalb auch gerne als „Energie-Sparkasse“..
myheimat: Ist 2010 ein Ende der Krise in Sicht? Worauf müssen sich Ihre Kunden bei Ihrer Bank einstellen?
Natzer: Ob ein Ende der Krise im Jahr 2010 in Sicht ist, ist sehr schwer zu sagen. Ich gehe davon aus, dass eine weltwirtschaftliche Verbesserung eintritt, von der gerade Deutschland und auch unser Landkreis profitieren wird. Letzte Prognosen haben gezeigt, dass Deutschland erst im Jahr 2013 wieder auf dem Produktionsniveau von 2008 sein wird. Das allein zeigt, dass die aktuelle Krise noch nicht überwunden ist. Ich bin aber optimistisch, dass die Menschen in unserer Region die Herausforderungen meistern werden.
Unsere Kunden können sich auch künftig auf eine faire, ausgewogene und fachlich versierte Beratung einstellen. Und das durch Menschen, die oft seit Jahrzehnten ihre Kunden kennen und beraten. Und natürlich werden wir unseren Kunden auch künftig attraktive Produkte anbieten, die zu ihren persönlichen Bedürfnissen passen. Das wissen und schätzen unsere Kunden und darauf können sie sich auch in der Zukunft verlassen.
myheimat: Vielen Dank für das Interview, Herr Natzer!
(Die Fragen wurden von Linda Weiß entwickelt.)