Interview mit dem Direktor der RVB Donauwörth Friedrich Hertle
myheimat: Das Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise neigt sich dem Ende zu. Wie würden Sie rückblickend dieses Jahr beschreiben, insbesondere im Hinblick auf die regionale Wirtschaft?
Hertle: Der Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 gilt gemeinhin als das Ereignis das die dramatische Verschärfung der Finanzkrise und die Ausweitung zur Weltwirtschaftskrise auslöste. Es kam daraufhin zu massiven Vertrauensverlusten in der Funktionsfähigkeit der Märkte, die sich im bemerkenswerten Tempo auch auf die Realwirtschaft übertrugen. Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Worte die unser Geschehen im gesamten Jahr 2009 international und national immer noch bestimmten und begleiteten. Zeitweilig befanden sich Finanzmärkte und Konjunktur förmlich im freien Fall. Das dieser freie Fall mittlerweile gestoppt werden konnte ist zu einem ganz wesentlichen Anteil dem beherzten eingreifen von Regierungen und Notenbank zu verdanken. Umfangreiche Stabilisierungsmaßnahmen haben der Abwärtsspirale entgegengewirkt, zur Bodenbildung beigetragen und Impulse für die Erholung gegeben.
Die aktuellen Indikatoren lassen zwar mit zunehmender Gewissheit erkennen, dass der konjunkturelle Absturz gestoppt ist. Gleichwohl sollten die positiven Signale aus der Realwirtschaft nicht darüber hinwegtäuschen, dass wirtschaftliche Erholung langwierig und auch mit Rückschlägen verbunden sein kann. Das Ende der Krise auszurufen wäre gewiss verfrüht.
Unsere regionale Wirtschaft hat diese Wirtschaftskrise grundsätzlich bisher gut gemeistert. Nach einigen Auftragsrückgängen im Sommer dieses Jahres haben bereits im Herbst wieder Erholungstendenzen eingesetzt. Die Auftragslage ist teilweise wieder besser als erwartet. Die Arbeitslosenquote in unserer Wirtschaftsregion ist mit die niedrigste in Bayern. Sicher wird der kommende Winter nicht ganz spurlos an uns vorübergehen, was zunehmende Arbeitslosenzahlen und eventuell Auftragsrückgänge nach sich ziehen. Da unser Mittelstand doch insgesamt sehr gut aufgestellt ist, wird es uns in unserer Wirtschaftsregion auch in Zukunft nicht Bange sein und wir können durchaus mit Optimismus in die Zukunft blicken. Ich gehe davon aus, dass die Menschen unserer Region und die Betriebe unserer Wirtschaftsregion die Probleme meistern und auch durchaus optimistisch in die Zukunft schauen können.
myheimat: Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Wirtschaftskrise für Ihre Bank und was können Sie sowohl Ihren Privat- als auch Ihren Geschäftskunden empfehlen?
Hertle: Die Finanzkrise hat auf schonungslose Weise offengelegt, wohin kurzfristiges Gewinnstreben unter dem Diktat der Kapitalmärkte führen kann. Für uns die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth eG steht jedoch das nachhaltige und zukunftsorientierte Wirtschaften zu Gunsten unserer Heimat klar im Vordergrund.
Unsere genossenschaftliche Bank ist unabhängig und im deutschen Drei-Säulen- System bestens verankert. Das macht uns beweglich und flexibel um sich den fortwährenden Veränderungen der Märkte anzupassen, so wie wir es nunmehr seit über 150 Jahren erfolgreich bewiesen haben. Von jeher bauen wir auf Regionalität und auf eine dezentrale risikosteuernde Organisation.
Wir sind dort verwurzelt wo wir unsere Geschäfte machen: Direkt vor Ort.
Unsere krisenfeste Struktur verdanken wir unserem Kundenprofil. Wir empfehlen unseren Kunden ihre Geschäfte und ihre Geldanlagen bei einer regional verankerten Bank – wie der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth – zu tätigen. Die Privatkunden sollten besonders den Sicherheitsaspekt bei Geldanlagen in den Vordergrund rücken und diesem einen sehr hohen Stellenwert einräumen. Gerade in diesen Zeiten der Finanzmarktturbulenzen erweist sich die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth als Anker der Stabilität. Bei uns sind die Kunden auf der sicheren Seite. Alle Kundeneinlagen und alle Inhaberschuldverschreibungen sind bei uns Dank der Sicherungseinrichtung unserer genossenschaftlichen Bankengruppe zu 100 % und ohne betragliche Begrenzung geschützt.
Unsere konsequente Ausrichtung auf die heimische Region und die mittelständische Wirtschaft ermöglicht es uns einen maßgeblichen Beitrag zur Kreditversorgung der heimischen Unternehmen zu liefern.
Gerade der Mittelstand ist ja das Herz der Wirtschaft und wir – die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth – werden weiterhin unseren Beitrag dazu leisten, dass der Mittelstand auch weiterhin auf starkem und festem Fundament steht. Bei unserer Bank gab es keine Kreditklemme und gibt es keine Kreditklemme. Wir, die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth, sind ein wichtiger Kreditgeber für den Mittelstand. Wir unterstützen die Unternehmen in der Region aber auch die vielen privaten Investoren und Bauherren. Gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten ist es im Finanzierungsbereich wichtig, dass man einen zuverlässigen festen Partner zur Seite hat und es keine Kreditklemme gibt. Wir werden mit unseren heimischen Betrieben sowohl in schwierigen Zeiten wie auch in guten Zeiten immer gemeinsam nach den richtigen Lösungen suchen und auch gangbare Wege finden.
myheimat: Vor der Wirtschaftskrise belächelten viele Menschen die Strategie Ihrer Bank Fühlen Sie sich jetzt im Zuge der Krise im Vergleich mit Privatbanken bestätigt?
Hertle: Früher gerne als kleinteilig und konservativ belächelt, können wir, die Raiffeisen-Volksbanken und so auch die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth, in Krisenzeiten stolzer denn je auf unser Erfolgsmodell blicken. Von jeher bauen wir auf Regionalität und auf eine dezentrale risikosteuernde Organisation. Wir sind dort verwurzelt wo wir unsere Geschäfte machen – direkt vor Ort.
Die Wirtschaftskrise hat für mich eines deutlich gemacht: Unsere Stärke liegt darin, dass wir die genossenschaftlichen Prinzipien und traditionellen Werte zu keinem Zeitpunkt über Bord geworfen haben. Hier meine ich insbesondere unsere Selbständigkeit, unsere Stabilität und unsere Sicherheit. Wir bieten Lebensqualität durch Nähe. Wir übernehmen Verantwortung für unsere Gesellschaft und für unsere Heimat. Das dürfen wir auch ruhig nach außen noch stärker kommunizieren.
Wir gehen gestärkt aus der aktuellen Situation hervor.
Das werden unsere Kunden und Menschen in unserem Geschäftsgebiet von Banken die nicht so regional aufgestellt und in der Region verwurzelt und verankert sind, nicht erhalten. Wer eine Region erfolgreich gestalten will, sollte sich Genossenschaften zum Vorbild nehmen. Genossenschaften sind erfolgreich, weil sie für einfache und unkomplizierte Strukturen stehen. Sie handeln im Sinne ihrer Mitglieder, setzen auf Freiheit und Unternehmertum und stärken durch das Engagement der Mitglieder das demokratische Verständnis.
myheimat: Sie haben mit Ihrer Bank 2007 und 2008 den Preis für die Top-Fördermittelbank entgegennehmen dürfen. Wie sieht die Situation in diesem Jahr, nach dem schweren Schlag der Finanz- und Wirtschaftskrise aus?
Sie haben recht, wir können mehr als stolz sein bereits 2 mal in Folge den Preis für die Top-Fördermittelbank erhalten zu haben. Die Auszeichnung „Top-Fördermittelbank“ unterstreicht deutlich, dass wir stets bemüht sind unseren Kunden im gewerblichen wie im privaten Bereich die bestmögliche Finanzierung bereit zu stellen.
Die Versorgung der heimischen Wirtschaft mit Fördermitteln und bankeigenen Krediten stellen auch in diesem Jahr eine tragende Säule unserer regionalen Wirtschaftsförderung dar. Auf Qualitität und Objektivität legen wir dabei ein besonderes Augenmerk. Besonders im Jahr 2009 haben wir durch das kräftig angestiegene Kreditausreichungsvolumen bei erneuerbaren Energien mehr denn je diese Fördermittel eingesetzt und sind überzeugt, auch für das Jahr 2009 mit dem Top-Fördermittelpreis ausgezeichnet zu werden.
myheimat: Wie haben die Kunden Ihrer Bank auf die Krise reagiert? Wie hat sich das Verhältnis zu Krediten entwickelt?
Hertle: Diese Finanzkrise hat gezeigt, dass sich das Bankenmodell unserer Genossenschaften in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten bewährt hat. Unsere Kunden haben uns großes Vertrauen geschenkt, was auch unsere Wachstumszahlen in den Jahren 2008 und besonders auch im Jahr 2009 beweisen. Gerade bei den Kundeneinlagen haben wir ein Wachstum von über 6 % in diesem Jahr erreicht. Der starke Zuwachs zeigt das Vertrauen in unsere Bank und die hohe Akzeptanz der Bevölkerung in unsere Genossenschaft. Die solide, sichere und konservativ erfolgreiche Geschäftspolitik zahlt sich damit einmal mehr aus.
Vertrauen können unserer Bank auch jene die Kredite nachfragen und investieren möchten. Ich habe es bereits betont, bei uns gab es im Jahr 2008 keine Kreditklemme und gibt es diese auch nicht im Jahr 2009 und wird es auch in Zukunft nicht geben. Wir vergeben unsere Kredite nach den gleichen Kriterien wie auch in der Vergangenheit. Die Finanzkrise hat daran nichts geändert. Wir haben zwischenzeitlich im Jahr 2009 einen Zuwachs bei unseren ausgereichten Krediten von 7,5 %. Das ist der höchste Zuwachs seit Ende der 90er-Jahre. Deshalb gilt auch: Wer als Unternehmer Substanz hat und bei unserer Bank nach einem Kredit nachfragt und einen vernünftigen Antrag stellt wird auch einen Kredit bekommen. Wir profitieren hier von unserem Geschäftsmodell der Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit, wobei viele andere beim Staat und bei Finanzinvestoren um Eigenkapital betteln.
myheimat: Sie konnten im September zwölf neue Auszubildende und Studenten mit den Worten „Eine solide und fundierte Ausbildung ist eine Investition, die immer noch die besten Zinsen bringt!“ begrüßen. Wie schätzen Sie deren Zukunftschancen ein?
Hertle: Als entscheidende Erfolgsfaktoren für unser Haus sehen wir Kundennähe, Kundenbeziehung und Beratungsqualität. Deshalb stellen wir die laufende Qualifizierung unserer Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Denn gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter tragen entscheidend zum Geschäftserfolg unserer Bank bei. Mit exzellent qualifizierten Mitarbeitern können wir uns positiv von der Konkurrenz absetzen und uns so einen Vorsprung verschaffen.
Die Ausbildung junger Menschen hat in unserem Haus oberste Priorität und deswegen investieren wir jedes Jahr viel Geld, Anstrengungen und Zeit in die Ausbildung unserer zukünftigen Leistungsträger. Sie sind die Visitenkarte und das Aushängeschild unserer Bank. Sie sind der Garant dafür, dass wir die Erfolge der Vergangenheit auch in Zukunft fortschreiben.
Um dem Anspruch an eine qualifizierte Kundenberatung gerecht zu werden, hat unsere Bank in diesem Jahr rund 750 Tage und 230 T€ in Schulungen und Qualifizierungen investiert.
Wir werden auch in Zukunft alles daran setzen, diesen eingeschlagenen Weg fort zu führen und weiter in Schulung und Ausbildung investieren. Gut ausgebildete Mitarbeiter tragen auch in Zukunft zu einer Beratungsqualität bei wie sie keine Online- oder Direktbank anbieten kann. Das ist nur eines der Erfolgsrezepte der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth.
myheimat: Wie ist die Situation der Donauwörther Bürger und des Einzelhandels? Wie stark wurden sie in Mitleidenschaft gezogen?
Hertle: Bisher sind die Donauwörther Bürgerinnen und Bürger stabil durch die Krise gekommen. Sicher hat es die eine oder andere Beeinträchtigung gegeben aber Vieles wurde in beispielhafter Weise gemeistert.
Durch das gute Konsumverhalten der Menschen in der Region und durch die hohe Kaufkraft sind auch die Geschäfte im Einzelhandel stabil geblieben und wurden nicht so in Mitleidenschaft gezogen wie vielleicht durchaus erwartet oder wie es in anderen schwächeren Regionen durchaus der Fall war.
myheimat: Ihre Bank investiert viel in Bereiche außerhalb des Bankenwesens: Kultur, Sport usw. Wo sind Sie in diesem Jahr als Sponsor aufgetreten und welche Ziele verfolgen Sie damit?
Hertle: Soziale Verantwortung und soziales Engagement beschränkt sich bei unserer Raiffeisen-Volksbank Donauwörth nicht allein auf die Ausbildung junger Menschen und die Weiterbildung der Mitarbeiter.
Soziale Verantwortung ist für uns ein Teil unserer Unternehmensphilosophie. Wir sind unserer Region verpflichtet und regional fest verankert. Dies beweisen wir als Finanzpartner in allen Geldangelegenheiten. Aber auch durch die vielfache Unterstützung und Förderung kultureller, sozialer, sportlicher und gemeinnütziger Zwecke. Allein in diesem Jahr war es uns durch den Gewinnsparzweckertrag wieder möglich, rund 100 T€ an Spendengeldern zu vergeben.
Die letzten größeren Spendenvergaben in jüngster Zeit:
• 10.310,00 € aus unserer Bürgerstiftung an verschiedene Einrichtungen
• 27.000,00 € an 38 Kindergärten im Geschäftsgebiet
• 2.000,00 € an die Hospizgruppe
• 2.000,00 € Zwei „VR-mobil“ Notbook’s je an Caritas und Historischen Verein
• 15.000,00 € an den Gehörlosenverein Donau-Ries/Dillingen
u.v.a.
Wir werden auch in Zukunft zu unserer sozialen Verantwortung stehen – auch in schwierigen Zeiten. Anders als viele Unternehmen reduzieren wir unseren Einsatz für Bedürftige nicht. Die Raiffeisen-Volksbanken sind echte Heimatbanken. Wir sind in der Heimat verwurzelt und den Menschen verbunden und damit fühlen wir uns auch für die Region verantwortlich.
Wir sehen es mit als unsere Aufgabe an, als regional verankerte Bank in die Bresche zu springen, wenn öffentliche Mittel oftmals verschlossen bleiben und Gelder nicht in der Form wie notwendig zur Unterstützung von solchen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Wir wollen weiter in unserer humanitären Aufgabe und Rolle soziale Einrichtungen mit Spenden unterstützen um viele an unserem Erfolg teilhaben zu lassen.
myheimat: Ist 2010 Ihrer Einschätzung nach ein Ende der Krise in Sicht? Worauf müssen sich Ihre Kunden bei Ihrer Bank einstellen?
Hertle: Mittlerweile lässt sich feststellen, dass sich die Lage doch erheblich stabilisiert hat. Die Stimmung hat sich aufgehellt und ist deutlich besser geworden. Auch alle aktuellen Indikatoren lassen erkennen, dass der konjunkturelle Absturz gestoppt ist.
Gleichwohl sollten die positiven Signale aus der Realwirtschaft nicht darüber hinweg täuschen, dass die wirtschaftliche Erholung langwierig und auch mit Rückschlägen verbunden sein kann.
Auch das Ende der Finanzkrise auszurufen wäre verfrüht.
Gerade ab der 2. Jahreshälfte bzw. im Spätherbst 2010 werden die positiven Wachstumskräfte weiter an Auftrieb gewinnen.
Unsere Bank – die Raiffeisen-Volksbank Donauwörth eG – hat mit der Finanzkrise unmittelbar nichts zu tun. Wir haben keine Lehman-Papiere, keine Island-Papiere und keine ausländischen Papiere die ein Risiko brachten, in unseren Büchern.
Ich kann es zum Schluss nochmals betonen, gerade in wirtschaftlichen und konjunkturell schwierigen Zeiten haben wir uns als Hort der Stabilität erwiesen. Unsere konsequente Ausrichtung auf die heimische Region und die mittelständische Wirtschaft wird weiter unsere oberste Priorität sein. Die Kunden können unserer Bank vertrauen, denn wir stehen Ihnen weiterhin in guter Partnerschaft zur Seite. Für uns zählt eine langfristige Geschäftsbeziehung und vertrauensvolle Partnerschaft - zu unseren Mitgliedern und Kunden - zum wichtigsten Gut. Wir wollen mit unseren Mitgliedern und Kunden weiterhin gemeinsam einen erfolgreichen Weg gehen. Denn genau diese Anforderungen - Vertrauen und Nachhaltigkeit – sind im Bankgeschäft elementar wichtig. Darauf legen wir weiterhin großen Wert. Dafür stehen wir.
Wir müssen alle den Blick nach vorne richten und positiv in die Zukunft blicken. Das wird unsere Handlungsmaxime auch für die Zukunft bestimmen.
myheimat: Vielen Dank für das Interview!
myheimat-Team:Tanja Wurster aus Augsburg |
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