Wirtschaftsforum der Sparkasse Donauwörth - Über Gegenwart und Zukunft von Bildung und Forschung in Deutschland
Wirtschaftsforum der Sparkasse Donauwörth
Themenabend im Tanzhaus mit Vorträgen und Diskussion
Prof. Dr. Wolfgang Herrmann: Bildung und Forschung in Deutschland
Ein zahlreiches Publikum aus Politik, Wirtschaft und Bildung besuchte das Wirtschaftsforum der Sparkasse Donauwörth im Tanzhaus, wo zwei große Themenkomplexe im Mittelpunkt des Interesses standen: Finanzen, konkretisiert an der Bilanz 2007 der Sparkasse, vor dem Hintergrund der immer noch schwelenden globalen Finanzkrise, und Bildung und Forschung in Deutschland, präsentiert durch den Festredner der Soiree, dem Präsidenten der TU München, Prof. Dr. Wolfgang Herrmann.
Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Donauwörth, Direktor Johann Natzer, der sich freute, ein so zahlreiches und prominentes Publikum zum Wirtschaftsforum begrüßen zu dürfen, führte zunächst einleitend aus, dass kein begründeter Anlass zur Sorge im Kontext der noch andauernden globalen Finanzkrise, ausgelöst durch den Kreditskandal in den USA, für die Kunden der Sparkasse Donauwörth bestünde: “Die Sparkasse Donauwörth verkauft ihre Kunden nicht!” kann er mit Blick auf die (rechtlich durchaus zulässige) Option des Verkaufes von Krediten stolz nur immer und immer wieder betonen.
Die Sparkasse Donauwörth lässt ihre Kunden nicht im Stich und veräußert keine Kredite, “gerade dann nicht, wenn etwa Probleme beim Kunden bei der Rückzahlung entstehen”. Gerade Verlässlichkeit, Treue und Vertrauen, wie sie durch die gegenwärtige globale Finanzkrise bei anderen nationalen und internationalen Kreditinstituten und Banken erschüttert worden sind, stellten das wesentliche Fundament dar, auf das die Sparkassen in Bayern bauen.
Die Bilanz 2007 (die WZ hat bereits im Februar über die entsprechende Bilanzpressekonferenz berichtet) sei summa summarum gut und zufriedenstellend, wie sich jeder Gast des Abends anhand einer verteilten Broschüre überzeugen konnte.
“Bildung und Forschung: Ist Deutschland international wettbewerbsfähig?”
Kein geringerer als der Präsident der TU München, Prof. Wolfgang Herrmann, referierte über diese nach wie vor hochaktuelle Thematik.
Wo steht Deutschland international in Bildung und Forschung? Wie könnte eine zukunftsorientierte Entwicklung aussehen?
Obgleich der renommierte Festredner expressis verbis von einer “Bildungskatastrophe” sprach, in der unser Schul- und Bildungswesen noch feststecke, skizzierte der Referent ein durchaus nuanciertes, facetten- und detailreiches Bild unserer Gesellschaft mit Blick auf deren Schul- und Bildungswesen sowie Innovationen der Forschung.
Mehrfach richtete sich Prof. Herrmann in seinen Ausführungen direkt oder indirekt an den in erster Reihe anwesenden Fraktionsvorsitzenden der CSU, Georg Schmid, und unterstrich, “Vergessen Sie das ganze Geplänkel um Nichtraucherschutz, vergessen Sie, was sonst anliegt: Bildung und Forschung - das sind d i e zentralen Aufgaben der Politik!”
Klarer konnte der Präsident der TU die unvergleichliche Bedeutung einer greifenden Reform in Schule, Bildung und Forschung nicht manifestieren; keine andere aktuelle Aufgabenstellung der Landes- und Bundespolitik erweist sich als derart zentral für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft, kein anderer Politikbereich erfordert mehr Innovation und Aufmerksamkeit, um auch weiterhin den Standort Deutschland, den Standort Bayern international an der Spitze zu sichern.
Nicht als ob etwa Bildungspolitik in Bayern als solche unzuverlässig oder grundlegend insuffizient sei, nein, im Gegenteil: aber - und daran ließ der eloquente Redner keinen Zweifel - es bedarf dringlichst einer Bildungsreform, die greift.
“Weniger als 3% des Bruttoinlandsprodukts für Schule und Bildung auszugeben,” erläuterte er, dürfe nicht als Non-plus-ultra-Maßstab gelten. Vielmehr müsse die Bildung auch rein materiell und finanziell vonseiten der Politik jene Zuwendung erfahren, die ihr von ihrer zentralen Funktion und Bedeutung in der Entwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft zukomme. Über Jahrzehnte hinweg zeige Bildung in Bayern eine überragend verlässliche Kontinuität, eine erfolgreiche Kontinuität auch der bayerischen Staatsregierung, von der er wie eigentlich alle Verantwortlichen im Bildungswesen jetzt und weiterhin die erforderlichen Schritte erwarte, um das Bildungswesen in unserem Land auf einen zukunftsorientierten Innovationskurs zu bringen und zu halten.
“Die Kreativschule ist gefordert! Die Paukerschule hat ausgedient,” obgleich Pauken kontextbezogen schon am Platz sei, wie er relativierte. Dennoch müsse Raum für Kreativität und Ideen geschaffen werden. Ideen fallen nicht vom Himmel, es gilt, sie in Bildung und Forschung zu fördern. Schule kann wieder der Ort sein, wo “jedes einzelne Talent gefördert wird”.
“Denken Sie etwa, wir sollten uns im Bildungswesen das System der USA wünschen? Nein, wir brauchen die Förderung von Talenten und Begabungen in einer Breitenwirkung.” Talentschmieden wie die Stanford-Universität seien nicht signifikant für das ganze US-amerikanische Bildungswesen, sondern eher singulär, in Deutschland müsse auf die Breite des Humankapitals geachtet werden.
Deutsche Kultur, eine Quelle der Erfindungen, der Innovationen - nicht nur, aber vor allem auch in Naturwissenschaft und Technik - wenn dieses Bild, wie es gegenwärtig in der Welt durchaus existent ist, auch in Zukunft aktuell bleiben soll, dann müssen wir Deutschen unser Herzensanliegen, unser Zentralanliegen kennen: das ist Bildung, Forschung und Lehre.
Foto: Prof. Dr. Wolfgang Herrmann auf dem Wirtschaftsforum der Sparkasse Donauwörth in seinem Referat, das nuancierend, detailreich und im Verlauf immer stärker zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für ein zukunftsorientiertes Bildungswesen sich gestaltete. Die Zukunft unserer Gesellschaft, im engeren Sinn unserer Wirtschaft und unseres Wohlstandes, hängen von einer adäquaten Förderung unseres Bildungswesens ab - so könnte man das Fazit seines argumentativ überzeugenden Referats zusammenfassen.
Bürgerreporter:in:Wolfgang Leitner aus Donauwörth |
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