Menschen einer Stadt: Die neue "Doppelspitze" der VHS
Interview mit dem neuen VHS-Leiter Ralf Pinzer und dem Vorsitzenden Konrad Böswald über Gegenwart und Zukunft der VHS
Die VHS Donauwörth hat einen neuen Leiter, Ralf Pinzer, der jetzt das überaus erfolgreiche Engagement Konrad Böswalds, der als Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins VHS weiterhin sich einbringt, fortzusetzen angefangen hat.
Welche Bedeutung kommt der VHS in Gegenwart und Zukunft zu? Worauf beruht ihr beeindruckender Erfolg innerhalb der durch eine rasant sich wandelnde Arbeitswelt geprägte Bildungssituation?
Für die WZ sprach Wolfgang Leitner mit der neuen Doppelspitze der VHS Donauwörth.
WZ: “Wie ließe sich die gegenwärtige Bildungssituation in Deutschland charakterisieren? Ist der Arbeitnehmer der Zukunft ein Unternehmer, der sich mit seinen Qualifikationen auf einem sich beständig weiterentwickelnden Arbeitsmarkt behauptet?”
Ralf Pinzer [R. P.]: “Interessant ist in diesem Zusammenhang der von der EU angestrebte Europäische Qualifizierungsrahmen: Es geht darum, unterschiedliche Qualifikationen, wie sie in den einzelnen EU-Staaten existieren, zu standardisieren auf der Basis eines europaweit gültigen Punktesystems.”
WZ: “Was im Hinblick auf die Universitätsausbildung der Bologna-Prozess darstellt, dass nämlich europaweit Studiengänge durch ein Punktesystem standardisiert, das European Credit Transfer System (ECTS) und auch eine einheitliche Nomenklatur der Studienabschlüsse bringt, ein zweistufiges Abschluss-System, Bachelor bzw. Master.”
R. P.: “Richtig. Was der Bologna-Prozess für das europäische Hochschulwesen bedeutet, das bringt der Europäische Qualifizierungsrahmen für die gesamte Berufswelt. Auch für die VHS führt dieser direkt und indirekt zu Konsequenzen, u. a. bei der Qualitätssicherung und Standardisierung der qualifizierenden Kurse und Lehrgänge.”
Konrad Böswald [K. B.]: “Auch die Durchlässigkeit unseres Bildungswesens verbessert sich: ein Handwerksmeister wird zukünftig studieren können, Theorie und Praxis rücken näher zusammen.”
WZ: “Bildung ist zu dem entscheidenden Schlüssel sozialer und beruflicher Partizipation geworden: Ohne Bildung weist der Lebensweg heutzutage zwangläufig oft in Armut, Sozialhilfe und soziale Isolation.
Umgekehrt ist Bildung die Stufenleiter sozialen und beruflichen Aufstiegs: Neue Chancen eröffnen sich, neue Berufsbilder entstehen, etwa im Tourismus, die VHS weist auch auf diese neuen Bildungsoptionen hin?”
R. P.: “Ja, gerade durch die Implementierung in den Bereichen Bildungsberatung und Kompetenz im Tourismus: da zeigen sich zwei Segmente mit zukunftsweisendem Potential.
Auch durch das neue VHS-Haus “Forum und Energie” im Spindeltal werden sich neue Bildungsschwerpunkte und Optionen ergeben - eine Perspektive mit neuen und zusätzlichen Impulsen.
Besonders positiv ist, dass mich der reiche Schatz an Erfahrungen des 1. Vorsitzenden Konrad Böswald und des VHS-Schatzmeisters Rudolf Dommer weiterhin unterstützen werden.
Motivierte Mitarbeiter und Leiter der Außenstellen, kompetente Dozenten und wohlwollende Unterstützung durch Kommunen und Presse sind weitere Garanten für erfolgreiches Bemühen um lebenslang Lernende, Fortbildungswillige und Kulturbeflissene.”
WZ: “In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Herr Pinzer, viel Erfolg und gute Erfahrungen in der VHS Donauwörth, auch im Namen der WochenZeitung, und Ihnen, Herr Böswald, der Sie voll und ganz hinter dem neuen VHS-Leiter, ihrem Nachfolger, stehen, dass Sie möglichst viel aus Ihrem reichen Erfahrungsschatz in über 30 Jahren VHS als Vorsitzender weiterhin einbringen können!”
Foto: Vorsitzender und Leiter der VHS Donauwörth, Konrad Böswald (links) und Ralf Pinzer, der am 01. Januar 2009 die Leitung übernommen hat, im Gespräch mit Wolfgang Leitner für die WZ: Die VHS Donauwörth erfüllt essentielle Aufgaben in unserer Wissensgesellschaft.
Die neue “Doppelspitze” der VHS Donauwörth
Ralf Pinzer
Dipl. Pädagoge, Jahrgang 1968
- Ausbildung zum Offizier
- Studium der Berufs-, Wirtschafts- und Medienpädagogik
(Universität der Bundeswehr München)
- Projektleiter in einem militärischen Controllingprojekt
- Von 1996 bis 2003 Unternehmensrestrukturierung
(Schwerpunkt: mittelständische Produktions- und Dienstleistungs-
unternehmen sowie IT-Branche und E-Learning)
- 2003 bis 2008: VHS Vohenstrauß
Erfolgreiche Sanierung: 500% Steigerung des Jahresumsatzes
- Seit 01. Januar 2009: Leiter der VHS Donauwörth
Konrad Böswald
- Studium der Pädagogik in Eichstätt, Lehrerexamen
- 20 Jahre Lehrer an Grund-, Haupt- und Förderschulen
- Zusatzstudium Uni München: Sonderpädagogik, Psychologie, Politologie
- 1975 bis 1982: Ehrenamtliche Leitung der VHS Donauwörth
- Von 1982 bis 2008: Hauptamtlicher Leiter
Ab Mitte der 80er Jahre:
- Schulungen in CAD, CNC, SPS, Pneumatik
- bundesweit und weltweit anerkannte Zertifikatslehrgänge in Englisch
und fünf weiteren Fremdsprachen
- in Zusammenarbeit mit der IHK, Angebot der Lehrgänge: Industriefachwirt, Handelsfachwirt, Bilanzbuchhalter
- insgesamt: 100 berufsfördernde Zertifikatslehrgängem darunter ein großer Anteil an Computerlehrgängen
Neu: Anmeldung bzw. Buchung ist jetzt auch online möglich:
www.vhs-don.de
Die VHS stellt innerhalb der Erwachsenenbildung ein, wenn nicht d a s Erfolgsmodell dar, wenn es darum geht, Bildung konkret als vielleicht wichtigstes Gesellschaftsthema der Gegenwart zu verstehen.
Im wahrsten Sinn des Wortes ist es in Donauwörth gelungen, eine Volkshochschule aufzubauen und zu entwickeln, die sich den zentralen Aufgaben der Gegenwart stellt.
Innerhalb einer fortlaufend sich verändernden Bildungssituation, die uns alle in je verschiedener Weise betrifft, stellt die VHS eine wichtige Plattform dar, auf der er dieser unserer Bildungs- und Mediengesellschaft begegnen kann.
Erst Bildung für alle konkretisiert das Ideal des Gleichheitsgrundsatzes, der sich als Aufgabe für die Gesellschaft und den Einzelnen zugleich erweist.-