Interview mit Tapfheims Bürgermeister Karl Malz

Der Bürgermeister der Gemeinde Tapfheim: Karl Malz | Foto: Gemeinde Tapfheim
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myheimat: Sie sind seit nunmehr viereinhalb Jahren Bürgermeister. Was sehen Sie als Ihren größten Erfolg in dieser Zeit an?

Karl Malz: Es ist schwierig und ich glaube auch nicht richtig, einen einzelnen spektakulären Punkt herauszugreifen und ihn als den größten Erfolg zu bezeichnen. Ein Bürgermeister ist kein Einzelgänger, der auf sich allein gestellt arbeitet und Erfolge für sich verbucht. Erfolge werden gemeinsam erarbeitet zum Wohl der gesamten Gemeinde und deshalb setze ich auf Zusammenarbeit. Für mich persönlich war es von Anfang an wichtig, eine möglichst hohe Kontinuität in allen Bereichen zu entwickeln und auch Transparenz gegenüber dem Gemeinderat und den Bürgern zu schaffen. Eine weitere Prämisse liegt für mich im sparsamen und wirtschaftlichen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und dort zu investieren, wo es nötig und sinnvoll ist. Ich habe mit meinem Amtsantritt einige Großprojekte übernommen, wie z. B. die Donaubrücke, den Ausbau der Hauptstraße in Donaumünster, die derzeit laufende Schulsanierung und nicht zuletzt auch den noch anstehenden Neubau der Bahnüberführung. In allen Ortsteilen warteten Projekte, die verwirklicht werden sollten und trotz all dieser Investitionen ist es gelungen, über 1,2 Mio. an Schulden zu tilgen und auch noch ein gewisses Polster für die derzeit laufende Schulsanierung zu schaffen. Dass in Anbetracht dieser vielen und hohen Investitionen neue Darlehen aufgenommen werden müssen, dürfte für jeden verständlich sein. Ich kann aber versichern, diese Mittel sind sinnvoll und langfristig für die Sicherheit und die Zukunft unserer Kinder gut angelegt.

Welche politischen Akzente wollen Sie noch in Ihrer weiteren Amtszeit setzen?

Wie ich eben schon anklingen ließ, sind Kinder und Familie, aber auch die Auswirkungen der Demographie Schwerpunktthemen der nächsten Jahre. Damit verbunden sind die Erfordernisse an Bauland und vor allem aber auch die nötige Umgestaltung und Entwicklung unserer Altortbereiche. Ein dauerhaftes Interesse liegt für mich darin, das dörfliche Miteinander zu pflegen, Gemeinschaften und Vereine, die das Dorfleben über viele Jahrzehnte mitgeprägt haben, zu erhalten und zu stärken.

Wie beschreiben Sie Ihre Stellung als Bürgermeister innerhalb der Gemeinde?

Bürgernah und mit beiden Beinen auf dem Boden. Ich versuche den Menschen, wenn möglich jedem Einzelnen, das entgegenzubringen, was er von mir erwartet. Aber auch hier gilt das alte Sprichwort: “Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“. Ich denke, die Menschen wissen, dass ich gerne helfe, wenn es mir irgendwie möglich ist und ich glaube, dass es gerade deshalb nicht selten passiert, dass Bürgerinnen und Bürger mit Problemen auf mich zukommen, die im Grunde mit kommunalen Belangen überhaupt nichts zu tun haben. Ich freu mich darüber und empfinde es als sehr hohen Vertrauensbeweis. Mein Ziel war und ist es, so zu bleiben wie ich bin und wie mich meine Bürgerinnen und Bürger gewählt haben: Der Bürgermeister, den man anfassen kann.

Was macht Tapfheim aus Ihrer Sicht lebenswert?

In Tapfheim mit seinen Gemeindeteilen lässt es sich gut umsorgt leben. Sie finden nahezu alles, was sie zum Leben brauchen vor Ort und genießen trotzdem ein ländliches Leben mit vielen Vereinen, die eine abwechslungsreiche und vielfältige Freizeitgestaltung ermöglichen, inmitten einer schönen abwechslungsreichen Natur. Die kurzen Wege nach Donauwörth und Höchstädt, aber auch die etwas weiteren nach Wertingen, Dillingen, Nördlingen und mit der vierspurigen B 2 nach Augsburg geben in ausreichender Weise die Möglichkeit, Beruf und Wohnen in unserer attraktiven Gemeinde zu vereinen.

Soeben wurde mit 9,09 Millionen Euro der größte Haushalt für Tapfheim verabschiedet. Davon soll die Grundschule saniert und die Bahnbrücke gebaut werden. Was erhoffen Sie sich von diesen zwei Projekten für den Standort Tapfheim?

Ein absolutes Muss für eine attraktive Gemeinde ist ein Kindergarten und eine Schule vor Ort. Ich habe es schon erwähnt: Mit dieser Generalsanierung unserer Grundschule investieren wir in die Zukunft unserer Kinder und damit auch in unsere Gemeinde Tapfheim.
Die Schließung der gefährlichen, schienengleichen Bahnübergänge ist eigentlich schon seit den 70er Jahren geplant. Insoweit ist der Bau der Bahnbrücke eigentlich längst überfällig. Ihre dringende Notwendigkeit wurde durch die beiden Unglücke unterstrichen. Insoweit erhoffe ich mir mit der Schulsanierung eine Steigerung der Attraktivität des Wohnstandorts Gemeinde Tapfheim und mit dem Bau der Bahnbrücke ein beträchtliches Mehr an Sicherheit für unsere Bürger.

Wie ist das Verhältnis zu Donauwörth?

In Donauwörth ist die Vielzahl an Arbeitgebern unserer Bürger ansässig, ebenso die meisten weiterführenden Schulen und nicht zuletzt auch die weitergehende Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten und ärztlicher Versorgung, die vor Ort nicht mehr gegeben ist. Insoweit ist der „wirtschaftliche Zug“ eindeutig nach Donauwörth ausgerichtet. Wir haben ein gutes und kooperatives Verhältnis zu Donauwörth. Ich bin aber überzeugt, dass in einen oder anderen Punkt diese Kooperation vertieft werden und beiden Kommunen Vorteile bringen könnte.

Welche drei Schlagworte fallen Ihnen spontan zu Tapfheim ein?

Meine Heimat ; die schöne vielfältige Landschaft; meine Gemeinde mit all den Ortsteilen und den verschiedenen Charakteren, für die ich etwas tun will;

Besteht Konkurrenz zwischen Tapfheim und den anderen Nachbargemeinden rund um Donauwörth?

Nein, überhaupt nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. So empfinde ich persönlich es zumindest. Ich denke, wir pflegen untereinander recht gute Beziehungen, wobei dies für uns als Grenzgemeinde natürlich auch landkreisübergreifend für die Nachbargemeinden im angrenzenden Landkreis Dillingen gilt. Wir Bürgermeister und auch die Verwaltungen halten mehr oder weniger Kontakt zueinander und unterstützen uns gegenseitig, wenn Bedarf gegeben ist und versuchen auch, kommunale Themen gemeinsam anzugehen.
Es gibt zwar Konkurrenzthemen wie Bauplatzangebote, Gewerbeansiedlung usw., aber mir ist nicht ein Fall bekannt, bei dem wir uns bislang in die Haare gekommen wären. In diesen Bereichen versucht jede Kommune, gegenüber Interessenten ihre Vorteile herauszukehren und es ist im Grunde wie in der freien Marktwirtschaft: Letztlich entscheidet der Kunde.

Tapfheim hat ein Biber-Problem. Ist schon abzusehen, wann Biber kontrolliert entfernt werden dürfen?

Nicht nur Tapfheim hat dieses Problem. Aufgrund der starken Population gibt es meines Erachtens fast keine Gemeinde mehr, die kein mehr oder weniger großes Biberproblem hat. So sehr ich einerseits ein Vorgehen gegen die Tiere bedaure und mir bewusst ist, dass diese Meinung nicht bei allen auf Verständnis stößt, aber je länger die Entscheidung über kontrollierte Maßnahmen auf sich warten lässt, desto schwieriger wird es, den Biber zu reglementieren und die hohen Folgeschäden aufzufangen.
Die Ergebnisse der derzeit durchgeführten Biberkartierung sollen den Behörden einen Überblick über die Populationsdichte verschaffen, um künftig schneller reagieren zu können. Wir werden aber m. E. auf Zukunft gesehen nicht daran vorbeikommen, biberfreie Zonen abzustecken, um Mensch, Natur, Landschaftsbild, aber auch Sachwerten einen hinlänglichen Schutz zu gewährleisten.

In Rettingen und Umgebung wehren sich viele Betroffene gegen die Ausweisung ihres Gebiets als Überschwemmungsgebiet und haben auch eine Interessensgemeinschaft zu ihrem Schutz gegründet. Welche Lösung favorisieren Sie zu dieser Problematik und was glauben Sie, wie dieser Konflikt ausgehen wird?

Ganz allgemein gesehen wird uns die Problematik Hochwasser in der Zukunft mehr denn je beschäftigen und belasten und das nicht nur auf Grund der klimatischen Veränderungen, sondern auch weil viele Fehler der Vergangenheit mit aufzuarbeiten sind.
Zur Problematik Überschwemmungsgebiet Rettingen kann und will ich keine Prognose über den Ausgang machen und wagen.
Die Berechnungen, denen wir Glauben schenken sollen, haben uns die gefährdeten Gebiete im Grundsatz aufgezeigt. Aber mit einer Festsetzung allein kann es nicht getan sein. Meines Erachtens muss vor der Festsetzung eines Überschwemmungsgebietes, das im Übrigen für die Grundstückseigentümer maßgebliche Nachteile beinhaltet, ein Gesamtkonzept über den Hochwasserschutzes erstellt werden, um auch die künftigen Erfordernisse und Ziele darzustellen. Dazu gehört der Wasserrückhalt in den Niederschlagsgebieten, die Prüfung aller möglichen staatlichen Rückhalteflächen wie Auwälder etc., aber auch das Einwirken auf die Energiebetreiber entlang der Donau. In diesem Gesamtkonzept muss auch die Entschädigung der durch die Festsetzung betroffenen und auf Dauer belasteten Grundstückseigentümer einbezogen sein. Ansonsten wäre meines Erachtens nur ein Teil der gesetzlichen Vorgaben erfüllt. Bedauerlich ist, dass wieder einmal versucht wurde, ein Korsett überzustülpen, ohne jegliche Transparenz und ohne Beteiligung der Betroffenen. Die Zeiten, in denen man mit dem staatlichen Kamm den Bürgern einen Scheitel gezogen hat, sind vorbei. Ich fordere jedenfalls ein transparentes Verfahren, ein besseres Zusammenwirken mit den Verantwortlichen und ein Gehöhr für die gemeindlichen Belange. Wenn die rechtlichen Grundlagen für die Festsetzung gegeben sind, wird sie letztlich zu akzeptieren sein, wobei die Belastungen der Grundstückseigentümer auszugleichen sind. Aber die Beweislast für die Rechtmäßigkeit liegt bei den staatlichen Behörden und diese Beweislast ist derzeit für meine Begriffe nicht erfüllt.

Herr Malz, vielen Dank für das Interview!

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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