Sonderausstellung im Zeughaus Donauwörth

Werner Egk (1901 - 1983): Zeichnungen

1901 in Auchsesheim (dem heutigen Ortsteil von Donauwörth) geboren, ist uns Werner Josef Mayer (Werner Egk ist ein Pseudonym und späterer Familienname aus dem Anagramm der Initialen seiner Frau, der Geigerin Elisabeth Karl) als Komponist zweifellos bekannter als durch seine frühen Zeichnungen. Das Andenken an diesen großen Sohn und Ehrenbürger der Stadt Donauwörth wird bis heute vielfältig gepflegt und bewahrt, etwa durch die Werner-Egk-Begegnungsstätte in der Pflegstraße, durch Veranstaltungen, Namensgebungen (etwa der Werner-Egk-Musikschule) oder den bekannten Zaubergeigenbrunnen in der Promenade - und heuer auch durch die Sonderausstellung insbesondere seiner Zeichnungen aus den Jahren 1919 bis 1928.

Gerade bei bedeutenden Persönlichkeiten ist es zuweilen wichtig, wenn neue Zugangsweisen zum Lebenswerk und zum Wirken gesucht und für die Öffentlichkeit erschlossen werden, da ansonsten ein originäres Verstehen oftmals für nachkommende Generationen durch “eingefahrene”, manchmal reduzierend-popularisierende Interpretationsweisen erschwert wird. So bietet die noch bis Ende August laufende Sonderausstellung Gelegenheit, neue, bislang z. T. unveröffentlichte Facetten des Künstlers zu betrachten und sich selbst dessen Wirken zu (neu) zu erschließen.

“Zielsetzung der Stadt ist es, auch die Werner-Egk-Sammlung öffentlich zugänglich zu machen. Dazu gehört alles an Archiv- und Bibliotheksgut, eine Literaturdokumentation, dann Fotomaterial, aber auch ein Phonoarchiv mit über 100 Objekten, darunter allein 25 Tonbandspulen mit Egk'scher Musik,” erläuterte Oberbürgermeister Armin Neudert in seiner Begrüßungsrede.

Auch der musikwissenschaftlichen Forschung soll so ein adäquater Zugang zum Lebenswerk und dem Nachlass des berühmten Komponisten, der u. a. bei Carl Orff in München studierte, gewährt werden.

Zeitlebens blieb Werner Egk mit seiner Frau Donauwörth verbunden, wo er mit ihr auch auf dem Städtischen Friedhof seine letzte Ruhe fand. Erhellt wurde diese besondere Beziehung des Künstlers zu Donauwörth auch insbesondere durch Alfred Böswalds Festrede “Hierher bin ich heimgekehrt, und hier bleibe ich”. Alt-Oberbürgermeister Böswald verband mit Werner Egk eine Freundschaft bis zu dessen Tod 1983.

Als Repräsentant des Neoklassizismus und des modernen Musiktheaters schuf er Werke wie etwa die Opern “Die Zaubergeige” (1935), Peer Gynt (nach Henrik Ibsen 1938), “Die Verlobung in San Domingo” (1963 nach Heinrich von Kleist), ein umfangreiches Orchesterwerk, Vokal- und Singspiele und Balette, etwa “Abraxas”, ein Faust-Balett nach Heinrich Heine (1948), das ebenso begeisterten Anklang wie anfängliche Ablehnung fand.

Werner Egks Verhalten während des Nazi-Regimes zog zeitweilig eine heftige Polemik und Kritik auf sich und wurde letztlich durch einen Prozess 1947 vor dem Landgericht München (gegen den Musikkritiker Kurt Boehmer) beendet, da Werner Egk (ebenso wie Carl Orff und vielen anderen) der Vorwurf letztlich nicht erspart blieb, seine Leistung und seinen Namen dem Nationalsozialismus zur Verfügung gestellt zu haben. Wie viele andere wagte er es nicht, offen Widerstand gegen den Nazi-Terror zu leisten.

Ein kongeniales Intermezzo mit frühen Klavierliedern, vorgetragen durch Heidrun Maria Hahn, Sopranistin, begleitet am Klavier durch Andreas Ruppert, der je auch die präsentierten Stücke (u. a. von Eduard Mörike, Rainer Maria Rilke und dem Bruder Egks, Walfried Mayer (1898 - 1982)) kommentierte, stimmte das Publikum ein auf die durch einen eigenen Humor charakterisierten Zeichnugen der Ausstellung, in die als dritter Redner Stadtarchivar Dr. Ottmar Seuffert einführte. Insbesondere eine subtil durch die renommierte Sopranistin nuancierende Liedstimmung auf der festlichen Vernissage - wie erwähnt mit kurzen, erläuternden Kommentaren Andreas Rupperts - führte die zahlreichen Gäste im historischen Zeughaus gelungen hin auf die damalige Zeit, die Kultur- und Geisteswelt der ersten Lebenshälfte Egks.

Peter Beisler, Rechtsanwalt und Testamentsvollstrecker Egks, ermöglicht erst die noch laufende Sonderausstellung im Zeughaus, angeregt durch ein Gespräch mit Armin Neudert im August letzten Jahres, indem er die 56 Exponate zur Verfügung stellte.

Reizvoll kann es gerade durch ein sehr subtiles, detailgenau abgestimmtes, umfassend dokumentiertes Arrangement dieser Exponate mit anderen Objekten der Ausstellung, etwa ein Klavier und ein Harmonium, erscheinen, sich die Lebenswelt des Künstlers zu vergegenwärtigen.

“Auch der “Abraxas-Skandal” von 1948 wird auf zwei Text- und Bildtafeln thematisiert,” führte Dr. Seuffert aus. “Mit einer Werkübersicht, mit dessen Bedeutung für Donauwörth [ ... ] einer Diskographie rundet sich das Bild. Es ist durchaus denkbar, dass man auf diesem Weg [durch Egks Zeichnungen und das Ausstellungsarrangement] einen neuen Zugang zu Egk finden kann, da sein besonderer Humor überall spürbar ist.”

Die Ausstellung im Zeughaus ist noch bis zum 31. August täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

Foto: Vernissage im Zeughaus: Heidrun Maria Hahn, renommierte Sopranistin, und Andreas Ruppert, Pianist, präsentierten frühe Klavierlieder Werner Egks.
Oberbürgermeister Armin Neudert freute sich, zahlreiche Ehrengäste zur Vernissage im Zeughaus begrüßen zu können. Die Sonderausstellung anlässlich des 25. Todestages Werner Egks zeigt weniger bekannte Facetten seines frühen Schaffens als Zeichner zwischen 1919 und 1928.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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