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“Gipfeltreffen” im Zeughaus Donauwörth: Werner Schmidbauer entführt in seine beliebte “Walkshow”

“Gipfeltreffen” im Zeughaus Donauwörth:
Werner Schmidbauer entführt in seine beliebte “Walkshow” ein fasziniertes Publikum

Wer hat nicht bereits mindestens eines seiner Gipfeltreffen im Bayerischen Fernsehen gesehen? Oder sich - wie inzwischen viele - von der beliebten “Walkshow” des BR inspirieren lassen und selbst mit Freunden eine Bergwanderung in die bayerischen und österreichischen Voralpen unternommen?

Warum Werner Schmidbauers ungewöhnliche Sendung inzwischen zu einer der beliebtesten Talkshows schlechthin zählt, konnte jeder selber letzte Woche im Donauwörther Zeughaus erfahren, wo der eloquente, spritzig-humorvolle Entertainer sein Buch zur Sendung vorstellte: wie im Flug, spannend, unterhaltsam, ja amüsant und ebenso tiefsinnig zuweilen wie seine Berggespräche verging ein ansprechender, facettenreicher Abend, an dem der virtuose Moderator gleichermaßen durch sein Erzähltalent wie durch seine Lieder sein zahlreiches Publikum in einen magischen Bann zog - wie spannend, anregend, witzig, niveauvoll kann Erzählen, Diskutieren, Fragen sein, wie amüsant und besinnlich zugleich können Lieder einen Abend zu einem besonderen Erlebnis machen!

Denn Schmidbauer, der mit Wolfgang Ambros auf den Watzmann, mit Pater Anselm Grün auf den Setzberg, mit Robert Atzorn zur Kampenwand, mit Peter Hahne auf den “Rentnergipfel” aufstieg, ist nicht nur ein einfühlsamer, intelligenter und verständnisvoller Moderator, sondern auch ein erfolgreicher Liedermacher.

Wieso - gerade in Zeiten der Massenmedien - gerade eine Bergwanderung machen, die Äußerstes seinem Team (und manchmal auch seinem Gesprächpartnern) abverlangt? Wohltuend heben sich seine Gipfeltreffen von den zahllosen Talkshows ab, die eigentlich a l l e - mit wechselnder Kulisse - in e i n e m Studio gedreht sein könnten: warum dieser ästhetisch oftmals bestechende, natürliche Kontext seiner Gespräche?

Wenn Werner Schmidbauer immer wieder unterstreicht, welche unerwarteten Wendungen sich im Verlauf seiner Gespräche aufzeigen - analog zu den gewaltigen Panoramen der bayerischen Gebirgswelt - dann wird erhellt, weshalb er und sein Team die mühevollen Vorbereitungen, die (insbesondere für seinen Kameramann) strapaziösen Dreharbeiten auf den Bergtouren nicht scheut: es ist die unverwechselbare, einmalige Umgebung der Bergwelt. Spontan mag man sogar die Idee der Mäeutik assoziieren, also jener Gesprächskunst des Sokrates, der durch geschicktes Fragen, durch Einfühlung und Verständnis tiefste Inhalte “aus seinem Gesprächspartner” herausholt. Dabei freilich kommt Schmidbauer, der immer wieder erfreut staunt, welches Vertrauen durch die gemeinsame Wanderung von seinen Interviewpartnern ihm entgegengebracht wird, die gigantische, einmalige Bergwelt selbst entgegen: “Da oben kommen einem andere Gedanken; da stellen sich wie von selbst die Fragen nach dem Woher? und Wohin? nach Gott und dem Sinn des Lebens!”

Abenteuerlich - und spitzbübisch zugleich - mutet es an, wenn er erzählt, wie er am frühen Morgen Heiner Geißler am Hinterausgang einer Klinik abholt, der darauf bestand, kurz nach einer schweren OP mit ihm auszubüchsen - da hinauf zu den Bergen, zum Gipfel, beeindruckend, wenn der prominente Politiker dann berichtet, wieviel ihm gerade in dieser Zeit dieses Gespräch bedeutet hat.

Wer denn nun zu seinen Gipfeltreffen kommen dürfe? Wie prominent jemand sein müsse, um eingeladen zu werden? wollte einer der Zuhörer in der anschließenden Diskussionsrunde wissen.
Nun, ein Prominenten-Format stelle ja die Sendung dar; aber: Schmidbauer möchte mehr als ein stereotyp wiederholtes Klischee einer Persönlichkeit projizieren - er will durch seine Gipfeltreffen Facetten seiner prominenten Gäste entfalten, die nicht ohnehin schon in den Medien perpetuiert werden. Und das bedeutet oft eben, Inhalte auch zu manifestieren, die tiefer gehen, weiter reichen, solche Themen und Sujets aus dem Leben der Menschen, die biografisch Zäsuren darstellen, ja die Ecken und Kanten, die Lebensrätsel, Paradoxien und existentiellen Fragen, die eben im Kontext dieser außergewöhnlichen Bergwanderungen - wie von selbst “herauswollen”.

Wer sich nun angeregt fühlt, selber eine (oder mehrere) Bergwanderungen zu unternehmen, der findet in dem neuen Buch Werner Schmidbauers “Neue Gipfeltreffen. Gespräche in den Bergen” (erschienen im Ariston-Verlag) auch Anfahrtsskizzen, wichtige Infos und Beschreibungen - ein wirklich wertvolles Lesebuch, “zum Nachlesen und Nachgehen”.

Ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass mit den Gipfeltreffen trotz (oder gerade wegen?) einer Flut neuer Bücher ein wertvoller Beitrag zur Gesprächskultur geliefert wird, eines der inspirierendsten Bücher vielleicht, das zur Zeit zu haben ist.-

Foto: Werner Schmidbauer, prominenter Moderator im BR-Fernsehen, und ebenso erfolgreicher Liedermacher im Zeughaus Donauwörth.

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3 Kommentare

Ein entsprechender Artikel aus meiner Feder ist für die nächste Ausgabe der WZ (2. April 2008) vorgesehen. Weitere Impressionen des Abends im Zeughaus Donauwörth folgen demnächst.-

Ja, der Mann ist wirklich toll!
Danke für Deinen guten Bericht von und über Werner Schmidbauer.

Gruß Dein Fotofreund,
Stephan

Hallo Stephan,

erst an diesem Abend letzter Woche ist mir klar geworden, wie hoch diese besondere Talkshow zu schätzen ist: sie wirkt so selbstverständlich, so als müsste es eben diese "Gipfeltreffen" geben, und gerade diese ausbalancierte Ausstrahlung belegt, dass der wichtige Gesprächskontext adäquat getroffen ist.

Mancher mag vielleicht darüber schmunzeln, dass ich Sokrates "Mäeutik" mit Schmidbauers Gipfeltreffen assoziierte - aber beide Gesprächsreihen tragen ein wesenhaftes Moment in sich: beide signifiziert, dass es um Wesenhaftes geht, das im Gespräch zum Ausdruck kommt und dass das Gespräch lediglich ein geeignetes Medium darstellen soll, um dorthin zu gelangen, dass Kommunikation gelingt ... .

Eigentlich vielleicht eines der zentralen Anliegen unserer Zeit.-

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