Donauwörths Neujahrskonzert im Tanzhaus
Ein Neujahrsempfang? Klingt das nicht nach einem sehr offiziellen und wahrscheinlich höchst langweiligen Event? Eine Versammlung all derer, die in einer Kommune beispielsweise wichtig sind bzw. sich für wichtig halten? Weit gefehlt!
Alles andere als langweilig und nichtssagend gestaltete sich der überaus bunte, amüsante Abend, zu dem das Pforzheimer Kammerorchester unter der Leitung von Sebastian Tewinkel ein Konzert und ein Kabarett darbot: Lars Ruchow, der "Klaviator", führte gemeinsam mit dem Orchester das zahlreiche Publikum im Stadtsaal auf eine facettenreiche Tournee durch die diversen Gefilde gesellschaftlichen Lebens unserer Zeit: ein urkomischer Lach-Marathon der besonderen Art erwartete die Zuhörer.-
Auf den Flügeln der Musik ins neue Jahr:
Ein amüsanter, heiterer Neujahrsempfang in Donauwörth mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim und dem >Klaviator< Lars Reichow
Mit Esprit und Humor und einer musikalischen Tournee durch die kabarettistisch interpretierten Untiefen unserer Zeit gestaltete sich der diesjährige Neujahrsempfang in Donauwörth zu einem kurzweiligen, unterhaltsamen Abend menschlicher Begegnungen im Tanzhaus.
Alles andere als ein "Neujahrskonzert à la carte" brachte das Pforzheimer Kammerorchester unter der Leitung von Sebastian Tewinkel, moderiert durch den Kabarettisten Lars Reichow (auch als der "Klaviator" bekannt), einem zahlreichen Publikum in den festlich illuminierten Stadtsaal: ganz im Kontrast zu der eher ernsten und besinnlichen, im Grundton enthusiastisch aufmunternden Festrede des Oberbürgermeisters Armin Neudert, der wie in einem Ausblick auf wichtige Grundelemente menschlichen Miteinanders in der Kommune das ehrenamtliche, bürgerliche Engagement zu sozialen und karitativen Zielen hinwies, war das musikalische und kabarettistische Unterhaltungsprogramm eine auf hohem künstlerischen Niveau facettenreiche Tournee durch die gesellschaftlichen, zeittypischen Gefilden, wie sie unmittelbarer und espritvoller in den kurzen zwei Stunden (mit Pause) Humor und Nerv der Zuhörer nicht hätte treffen können.
Während das Donauwörther Stadtoberhaupt ein eloquentes, durch und durch überzeugendes Plädoyer für ein aus gemeinsam getragener Verantwortung gelebtes Miteinander hielt, das allein als Garant einer humaneren, menschlich und sozial wünschenswerten Zukunft mit wirtschaftlichem Erfolg gelten kann, leuchtete das kabarettistisch moderierte Konzert durch ein kontrastreiches Arrangement musikalischer Werke von Mozart (Divertimento in F-Dur, KV 138) über Leroy Anderson (The Typeriter und später: Sandpaper Ballet), Tschaikowsky (Walzer aus der Serenade C-Dur op. 48), einem Stück aus der Filmmusik zu "Psycho" (Bernard Herman), Hanry Mancini ("Moon River" aus "Breakfast at Tiffany") u. a.
Wer daran zweifelte, ob ein solches musikalisches Potpourri den Geschmack des Publikums tatsächlich erreichen könnte, unterschätzte entweder dieses oder das virtuos spielende Kammerorchester, das elanvoll diese thematische und stilistische Polarität immer wieder dynamisch umsetzte, je eingeleitet und moderiert durch Lars Reichow, der von der ersten bis zur letzten Minute Publikum u n d Orchester inklusive Dirigenten durch pointiert-witzige "Psychogramme" (etwa der Typologien der Musiker) zu wahren Lachorgien veranlasste: selten hat ein niveauvoller Kabarettist einen niveauvollen Lach-Marathon wie diesen provoziert, der den ganzen Saal ergriff.
Dabei schonte er niemanden: am härtesten traf es - war das nicht längst überfällig? - die seit langem um sich greifende, gesellschaftlich etablierte Dekadenz typischer Männlichkeit: "sollten wir uns als Männer nicht endlich auf unser Kerngeschäft beschränken (um uns nicht allzu großer Blöße hinzugeben), nämlich "Saufen und Leergut-zurückbringen? oder sollten wir das unseren Frauen überlassen?"
Augenzwinkernd mussten solche umfassenden Bekenntnisse natürlich sorgfältigst vorbereitet werden, etwa indem ein typischer Heimwerker-Ehemann auf seinen abenteuerlichen Wegen seines Glücks durch diverse Baumärkte beschrieben wurde - schonungslos.
Ja, aber wen wundert es? Ist unser modernes Leben nicht viel zu komplex für eine arme, geschundene Männerseele? Früher, ja früher war alles noch normal und einfach, z. B. die Partnersuche und -werbung: "Frauen standen da, meist mit einem Rehfell bekleidet auf einer Waldlichtung, und der Mann konnte sie bald nach einer schlichten Hetzjagd in seine Höhle abschleppen", wo sie unverzüglich fest zur Höhlenarbeit vertraglich-lebenslang verpflichtet wurde: Hausarbeit und Vermehrung. Und heute? Überall sind Frauen, "sehen Sie, selbst hier herein haben es einige geschafft!"
Gelungen variierte Reichow "Evergreens" des Kabaretts, denn weniger originelle Themen als vielmehr eine stets pointierte und pikante Umsetzung derselben garantierte ein Nonstop-Amusement, in dem allein die kontrastreichen Musikstücke den Lachmuskeln eine Verschnaufpause gewährten.
So eingestimmt, blieb der Saal im Tanzhaus noch lange gut gefüllt mit plaudernden, augenscheinlich amüsierten Gruppen, die die Gelegenheit zu Plaudereien bei Sekt und Selters nutzten, ehe der Alltag alle wieder zu sich rief.
Bürgerreporter:in:Wolfgang Leitner aus Donauwörth |
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