Wald-Exkursion des Nördlinger Stadtrats
Eigentlich ist der Wald als ein öffentliche Diskussionen bestimmendes Thema - sagen wir nicht etwa tot, aber wohl nicht gerade auf der Rangskala vieldiskutierter Features nicht eben auf Platz eins.
Das Waldsterben - wie es fast ausnahmslos alle ernstzunehmenden wissenschaftlichen Studien als unvermeidbare Katastrophe prognostiziert worden ist - blieb in dieser Weise als Horrorszenario aus.
Dennoch: gerade in diesem Jahr, in dem Witterungsextreme den Jahreslauf bestimmt haben, kommt dieser Thematik auch Aktualität zu. Denn wohl nicht zufällig befassten sich zahlreiche Medienbeiträge mit der Frage: Kommt eine folgenschwere Erderwärmung, kommt ein drastisch wahrnehmbarer Klimawandel auf uns zu? Was würde eine eine statistische Erhöhung der Temperaturen um etwa zwei, drei oder fünf Grad Celsius für die Pflanzenwelt bedeuten oder für den Wald als wichtiges Ökosystem der Natur?
Nördlingen: Wald-Exkursion des Stadtrates
Für eine vernünftige ökologische und ökonomische Gestaltung der Park- und Grünanlagen und forstwirtschaftliche Konzeption
Ausführlich informierte sich der Nördlinger Stadtrat am vergangenen Mittwoch, der ganz im Zeichen des Waldes und des Forstes stand: Bereits vormittags referierte Horst Ferner über eine grundlegend ökologisch und ökonomisch vernünftige Konzeption der Gestaltung der Park- und Grünanlagen in der Stadt. Veranschaulicht an fotografisch in einer Diashow präsentierten Beispielen, wie gravierende offenkundige, aber auch für den Laien nicht immer gleich erkennbare Fehler vergangener Jahrzehnte in Nördlingen begangen worden sind, führte er fachkundig und argumentativ stringent in die Thematik ein.
Manche falsche Vorgehensweisen, wie z. B. die definitiv zu dichte Bepflanzung mit Bäumen im Stadtgebiet, lassen sich leicht vermeiden: In aller Regel wurde früher zu viel und zu dicht gepflanzt, so dass – jetzt zehn oder fünfzehn Jahre Später – die Folgen augenscheinlich wahrnehmbar sind. Durch rationale Entfernung überschüssigen Baumbestandes kann diesem häufigen Fehler heute begegnet werden. Andere Fehlentwicklung – man denke an das ausufernde, wilde Wachstum des Eibenbestandes, das die Nördlinger Parkanlagen beeinträchtigt, können gleichfalls fachkundig rasch behoben werden. Die Eibe (Taxus) vermehrt sich auch in Parkanlagen rasch und schattet merklich ab, verleiht einem Park eine eher düstere und wenig einladende Ausstrahlung, sobald sie sich vornehmlich fächerartig-deckend ausgebreitet hat.
Die Kastanienreihen, die teilweise weit über 100 Jahre alt sind und sich an den Spazierwegen eng an den teils geteerten Wegen entlangziehen, zeigen, dass bei Neupflanzung von Bäumen auf Ausdehnung zu achten ist: ansonsten verschafft sich das Wurzelwerk selbst den nötigen Platz, indem es Wege und Mauern unterwandert und hebt oder aufsprengt.
Zu Fuß begab sich der Nördlinger Magistrat, der vier Experten eingeladen hat (Horst Ferner, Otto Powarcynski, Werner Vonhoff und Wolfgang Müller, alle in der Forstwirtschaft tätig), zum Baldinger Tor, das nach Entfernung des dortigen Baumbestandes zur Genugtuung aller wieder den Blick auf die Architektur der historischen Stadtmauer offen lässt. Weiter ging der fachkundig kommentierte Rundgang bis hin zum Berger Graben, wo auf die Exkursionsteilnehmer, zu denen auch Altoberbürgermeister Paul Kling und Sonja Dürr, Personalratsvorstand des Stiftungskrankenhauses, sowie Dekan Gerhard Wolfermann mit seinem kleinen Sohn gehörten, ein Bus wartete, der zunächst zum Suevit-Steinbruch fuhr und anschließend zur alten Bürg und der nahegelegenen Hippolytkapelle.
Beeindruckend zeigte sich dort der zuweilen blank hervortretende Suevit-Stein, aus dem sämtliche historische Gebäude (u. a. eben auch St. Georg) aber auch die renovierungsbedürftige Kapelle auf dem Hügel, die nach dem Mittagessen das nächste Ziel der wissbegierigen Delegation war. Ursprünglich gehörte dieses alte Bauwerk einer Verteidigungsanlage an, die jedoch heute nicht mehr existiert.
Abwechselnd referierten vor Ort je die fachkündigen Führer dieser Exkursion und wiesen auf die zentralen Sachverhalte hin, die sich mit den einzelnen Wegstationen thematisch verknüpfen. Da immerhin rund 1500 ha Wald der Stiftung gehören, auf deren Basis auch das Stiftungskrankenhaus arbeitet, wurde dem Stiftungswald überwiegend der Nachmittag gewidmet. Nach Beendigung des Waldrundgangs wurde anhand mitgebrachter Schautafeln Entwicklung und Ökonomie des Forstes dargelegt. Immerhin bewegt sich die jährliche Gewinnzone im vierstelligen Bereich. OB Hermann Faul fasste zusammen und unterstrich, dass forstwirtschaftliche Konzeption und die kommunalpolitischen Intentionen parallel laufen und somit die Forstverwaltung auf entsprechende Unterstützung rechnen dürfe. Äusserst zufriedenstellend – auch aus der Sicht des "kleinen Finanzministers der Stadt", dem Stadtkämmerer Bernhard Kugler – verlief diese Exkursion in einen goldenen Oktobertag hinein, nicht zuletzt auch deshalb, da die gesamte Thematik auch für den forstwirtschaftlichen Laien nachvollziehbar und inhaltlich gediegen argumentativ entfaltet worden war. Eine zukunftsweisende forstwirtschaftliche und – mit Blick auf das Nördlinger Innenstadtgebiet – landschaftsgärtnerische Konzeption überzeugte die rege an den verschiedenen Gesprächsrunden teilnehmenden Kommunalpolitiker.-
Bürgerreporter:in:Wolfgang Leitner aus Donauwörth |
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