Training eines Katastrophenszenarios - was wäre, wenn...

Der Geigerzähler - wichtiges Instrument...
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Training eines Katastrophenszenarios in Bäumenheim:

Für den Fall eines möglichen Reaktorunglücks in Gundremmingen

Das am vergangenen Samstag (9. September 2006) in Bäumenheims Volksschule fingierte Katastrophenszenario wäre ein unbeschreiblicher, aber potentiell möglicher Notfall, der für die in näherer und weiterer Umgebung lebender Bevölkerung zu einem nicht auszumalenden Albtraum geraten könnte: Im Kernkraftwerk Gundremmingen, kaum 40 km entfernt von Donauwörth, kommt es zu einem Unfall in den Kernreaktoren; ob GAU oder Super-GAU (größter anzunehmender Unfall) oder „nur“ ein Störfall, bei dem überhöhte radioaktive Strahlung in die Atmosphäre gelangt; sukzessive Kontaminierung der atmosphärischen Luft, sodann der natürlichen und menschlichen Umgebung; radioaktiver Fallout (verstrahlte Partikel, durch die Umgebungsluft verbreitet); je nach Witterung und vorherrschender Windrichtung mehr oder minder rasche Expansion des gefährdeten Gebietes – Panik in der Bevölkerung, Flucht.

Koordinierte Maßnahmen durch alle beteiligten Rettungs- und Ordnungskräfte sind erforderlich, um Gesundheit und Leben der Menschen zu schützen, Schäden zu begrenzen und eventuell baldmöglichst eine fortschreitende Kontaminierung durch die austretende Radioaktivität zu verhindern.

Dieser Ernstfall, von dem wir alle hoffen, dass er n i e eintreten möge, war die finigierte Ausgangssituation von rund 150 Einsatzkräften und weiteren 70 Mimen (freiwillige Statisten, die vor Ort, geschminkt und vorbereitet, die Rolle der Opfer übernahmen): In Bäumenheims Volksschule mit angrenzendem Hallenbad stellte eine provisorisch eingerichtete Notfallstation dar, in der Erste-Hilfe-Maßnahmen für betroffene Opfer erfolgen sollte.

Als eine geeignete Notfallstation (NfS) können Sporthallen, Hallenbäder oder Schulen dienen, die „mit entsprechenden Kapazitäten an Duschen und Räumen ausgestattet sind,“ erläuterte Karl Lasch vom Landratsamt Donauwörth, der am Beginn der Katastrophenschutzübung den eingeladenen Repräsentanten aus den Rettungs- und partizipierenden Einsatzorganisationen (Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, BRK, Polizei und Bundeswehr), Vertretern aus der Politik (Landrat Stefan Rößle, Franz Oppl, Gabi Fograscher MdB, Andreas Haupt als stellvertretender Bürgermeister Bäumenheims) und Presse in die Thematik einführte und während des sich anschließenden Rundgangs durch die NfS informierte und die Funktion der 18 eingerichteten Stationen je erläuterte.

Im wesentlichen dient dies der Messung eventuell erlittener Kontamination (mittels Geigerzähler), die Dekontaminierung der Opfer (soweit möglich) und der Soforthilfe, soweit dies in der provisorischen Hilfestation möglich ist. Konkret sieht dies so aus, dass nach Messung und Unterscheidung der Opfer (strahlenbelastet – nicht kontaminiert) die kontaminierten Personen durch Duschen – soweit wie möglich – den an der Haut anhaftenden Fallout (radioaktive Partikel aus der Luft) entfernen. Die verseuchte Straßenkleidung muss durch geeignete Bekleidung (die von den Rettungskräften zu stellen ist) ersetzt werden. Nach dem Duschen wird erneut eine Messung durchgeführt: überschreiten die vorliegenden Strahlungswerte die festgesetzten Grenzwerte, muss nochmals geduscht werden. Plastikmarken (rot/weiß) zeigen den Hilfskräften an, ob die gemessene Strahlungsbelastung der Personen gesundheitsgefährdend bzw. unbedenklich ist. Personal- und Meßdaten aller werden erfasst und in Erhebungsbögen eingetragen. Der Transport zu Evakuierungszielen bzw. zu den jeweiligen Krankenhäusern (zur klinisch-stationären Weiterbehandlung) muss gleichfalls geregelt werden.

Im Gegensatz zu einer Katastrophenschutzübung, wie sie im letzten Jahr auf dem Gelände von Südzucker (Rain am Lech) stattgefunden hat, war diese Notfallübung in Bäumenheim in ihrem Verlauf relativ unspektakulär, aber – wie Landrat Stefan Rößle zum Abschluß darlegte – ebenso notwendig, um im Unglücksfall „Gesundheit und Leben der Bevölkerung zu schützen“, zu retten, Gefahren einzudämmen und – last but not least – die Einsatzfähigkeit der Rettungskräfte zu proben. Die gedankliche und praktische Auseinandersetzung mit dem, was zu tun ist, wenn der Ernstfall eintritt, zeigt sich auch hier als unerlässlich notwendig. Logistische und organisatorisch-technische Schwierigkeiten, die während der Übung auftreten, können so im Vorfeld für den potentiellen Unglücksfall erkannt und rechtzeitig behoben werden.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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