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Sind die Jugendlichen heute zu "konform und angepasst"?

"Unterwegs in Jugendkulturen":
Seminar des Landratsamtes im BRK-Zentrum für Pädagogen

Kennen Sie sich aus in den angesagten Jugendszenen und -kulturen? Was charakterisiert die Gothic-Szene? Blackmetal? Warum stellen Punks und Skinheads Subkulturen dar? Worin unterscheiden sich Antifa, Hardcore, die Rechte Szene von HipHop, Techno, den Skatern, Ultras etwa von Wakeboardern?

Pluralität und rasche Entwicklungen bestimmen die diversen Jugendszenen der Gegenwart. "Heutige Jugendliche führen ein anderes Leben als die Generationen vor ihnen. Sie leben im Crossover von Moden und Ideologien, wechseln oft ihre "Wirs" und "Ichs" ... . Kaum ein Bedürfnis oder Interesse, für das nicht bereits ein überwältigendes Angebot an materiellen und symbolischen Befriedigungen bereitgestellt würde."

Der Arbeitskreis "Primärpräventive Maßnahmen zum Kinderschutz" (Donau-Ries) hatte zu einem spannenden, kontrovers diskutierten Seminar im BRK-Zentrum Donauwörth eingeladen. Peter Bommas, Gymnasiallehrer und Leiter des Jugendtheaters "Abraxas" Augsburg, präsentierte in seinem vielschichtigen Referat zu aktuellen Tendenzen in Jugendszenen ein ebenso komplexes wie aussagereiches Tableau für die Pädagogen des Seminars.

Ist es nicht erschreckend, wenn Eltern erstaunt sind, wenn bei einer Durchsuchung im Zimmer ihres Sohnes umfangreiches propagandistisches Material aus der Neonazi-Szene polizeilich sichergestellt wird? Lothar Knapp, Polizeiinspektion Dillingen, berichtet aus seiner beruflichen Erfahrung und zeigt auf, dass zu viele Eltern nicht wirklich wissen, wofür sich ihre Jugendlichen Söhne und Töchter interessieren, welche Musik sie hören, was sie begeistert, wie sie ihre Freizeit und wo sie diese verbringen. Oft herrscht zu viel Sprachlosigkeit in den Familien, eine Kluft entsteht zwischen den Generationen, eine Kluft, die sich manchmal immer mehr vergrößert, bis kein Gespräch mit Substanz mehr stattfindet und manche Jugendlichen immer mehr in ihrer Szene untertauchen.

Und bei uns im Landkreis? Die Zahl "politisch motivierter Straftaten", das Sachgebiet, für das Lothar Knapp zuständig ist, darf als marginal angesehen werden: Nicht jedes Hakenkreuz, das ein Halbwüchsiger an eine Unterführung sprüht, kaum wissend, dass das Nazi-Symbol (im Gegensatz zu anderen Symbolkontexten) im Uhrzeigersinn gezeichnet wird, darf als "politisch motiviert" angesehen werden. Entwarnung also?

Es ist wünschenswert, wenn junge Mensch sich orientieren wollen, suchen, sich entwickeln, neugierig sind, kritisch politische, kulturelle Inhalte und Botschaften wahrnehmen. Problematisch wird es, wenn sie auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sich isolieren und in der Sackgasse einer Szene "einmauern" - ob dies eine esoterische, ein Punk-, eine rechts- oder linksextreme Szene ist: eine ständig wachsende Vielfalt setzt der Fantasie kaum Grenzen.

Suchen heißt nun einmal auch Grenzen erfahren und austesten: Wichtig bleibt wohl, dass Eltern wie Pädagogen offen zum Gespräch bleiben, selber neugierig genug, um wissen zu wollen, was ihre Kinder und Jugendlichen interessiert, wie sie ihre Freizeit verbringen, was sie fasziniert.

Ein kleiner Bierrausch - einmal - mit sechzehn ok - aber jedes Wochenende Alkoholexzesse mit "Freunden"? Drogenmissbrauch, Essstörungen und psychische Erkrankungen bei Jugendlichen stellen Warnsignale für uns alle dar, nicht zuletzt für unsere Gesellschaft, und eine zentrale Frage, warum so viele Jugendliche heute ohne Hemmungen scheinbar zu exzessiven Alkohol-Abusus ("Koma-Saufen") tendieren, blieb letztlich unbeantwortet.

Impulse, Anregungen und Ideen für die schulische Pädagogik gingen zweifellos viele von diesem informativen Seminar aus. Nicht zuletzt dürfte mancher erkannt haben, dass eine wirkliche pädagogische Autorität nicht auf Sanktionsmöglichkeiten in Schule und Unterricht pochen braucht, sondern durch ihre Menschlichkeit immer Dialog und Offenheit suchenden und sich entwickelnden jungen Menschen anbietet. Hm, und aus welcher Zeit stammt doch das folgende Zitat:

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ (Sokrates * 469 v. Chr.; † 399 v. Chr.).

So sehr sich gerade in der Gegenwart aktuell weitreichende Entwicklungen und Veränderungen zeigen, so sehr bleibt etwas über die Generationen hinweg: Jugendliche suchen - immer und überall, und solange sie überhaupt suchen und lernen wollen - auch um ihre Identität auszugestalten - gehört dies zu ihrer Entwicklung. Und überall dort, wo sie bewusst oder unbewusst an Erwachsene, Erzieher und Eltern appellieren zu helfen, sollten wir auch Zeit finden, Zeit zu Gesprächen oder einfach Zeit, um da zu sein.-

Foto: Diskussion zur aktuellen Situation der Jugendkulturen: Schulpsychologin Irmi Huber (links im Bild) moderierte das Fortbildungsseminar des Landratsamtes im BRK-Zentrum, an dem rund 50 Pädagogen teilgenommen haben.
Klaudia Hartmann, Diözese Augsburg, Josef Merkle (LRA), Peter Bommas, Referent, und Lothar Knapp, PI Dillingen als Expertenrunde (vorne sitzend, von links nach rechts).

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3 Kommentare

An dieser Stelle möchte ich noch Stephanie Müller, LRA Donau-Ries, für die Einladung und ihre Einführung danken. Sie gehört zum Arbeitskreis "Primärpräventive Maßnahmen zum Kinderschutz", der dieses Seminar im BRK-Zentrum Donauwörth durchführte.-

Ein entsprechender Bericht ist für die nächste Ausgabe der WZ Donauwörth (Mittwoch, 24. Juni 2009) vorgesehen.-

Hallo Elisabeth,

alles, was Du unterstreichst und hervorhebst, kann ich von ganzem Herzen bestätigen!

Insbesondere das Zitat (Sokrates) sollte die oftmals vorbelastete Meinung mancher Zeitgenossen im Grunde ironisch konterkarieren :-)

Was vielleicht wesentlich anders ist oder anders erscheint, liegt wohl eher darin, dass die Jugendszenen, die es gibt, eine viel größere Vielfalt darstellen als je zuvor.

Ja, es ist wichtig, dass Themen, wie sie in den Massenmedien aufgeworfen und dargestellt werden, vor Ort und im konkreten Kontext verarbeitet werden: Zu oft bleiben ansonsten nur Phrasen und Halbheiten übrig von einer an sich wünschenswertesten Diskussion im öffentlichen Leben.-

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