Margarete Bause und Christine Kamm mit dem "Bildungsbus" in Rain
Wenn zwei prominente Politikerinnen, wie Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, und Christine Kamm aus Augsburg, MdL, nach Rain kamen, so mag dies zunächst vor allem eines bedeuten: dieses Anliegen, das am 18. September im Ratskeller Bäumle in dieser kleinen Stadt diskutiert wurde, ist den Grünen in Bayern wichtig!
Worum ging es? Die Grünen hatten sich für vier Stellen von Schulsozialarbeitern eingesetzt: bislang existiert eine Stelle für zwei Schulen; nun sollten die bereits einstimmig beschlossenen weiteren Stellen eingerichtet werden.
Schule und Bildung sind in intimster Weise der Kompetenz des Landes unterstellt. Aufgrund dieses Umstandes müsste auch die Finanzierung durch das Land Bayern gewährleistet werden. Die bayerische Staatsregierung signalisierte, dass kein Geld (dafür) zu erwarten sei.
Auch durch das Budget des Landkreises könnten diese dringend benötigten Stellen für Schulsozialarbeit finanziert werden. Ein durch die Grünen in den Kreistag entsprechend eingebrachter Antrag fand dort keine Unterstützung.
Trotz eines satten (und rekordverdächtigen) Budgets wurde auf das Prinzip der Konnexität (der Abhängigkeit von der Landesregierung) verwiesen. Vielleicht befürchteten die anderen Fraktionen im Kreistag, dass, wenn der Landkreis in e i n e m Fall eigenständig und finanziell unabhängig vom Land ein Projekt initiiere, dieses im negativen Sinn einen Präzedenzfall in den Augen der Landesregierung darstellen könne: dass beantragte Gelder - augenzwinkernd - zurückgehalten werden könnten.
Der Problematik dringendst gebrauchter zusätzlicher Finanzmittel für das Schulwesen im Kontext der gravierend veränderten Situation der Schule in der Gesellschaft wurde nach einer kleinen Demo vor dem Tilly-Denkmal im Ratskeller diskutiert.
Bildungsbus der Grünen in Rain am Lech:
Mehr Sozialarbeiter in den Schulen des Landkreises
Zwei prominente Grünen-Politikerinnen, Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, und Christinie Kamm, gleichfalls MdL der Grünen (Innenausschuss), Fraktionsvorsitzende im Augsburger Stadtrat, besuchten auf Einladung Marianne Achs Rain am Lech, wo im dortigen Ratskeller Bäuml über die Situation der Schulen im Landkreis und insbesondere der Schulsozialarbeit diskutiert wurde.
Konkreter Anlass der Diskussionsrunde in Rain, an der neben engagierten politischen Persönlichkeiten und Pädagogen aus dem Landkreis, wie z. B. Hubert Renelt, Kreis- und Gemeinderat Kaisheim, auch BLLV-Kreisvorsitzender Wolfgang Janson (Bayerischer Lehrer- und Lehrerverband) teilnahmen, war die Initiative der Grünen im Kreistag, endlich die vier Sozialarbeiterstellen, die bereits einstimmig beschlossen sind, auch tatsächlich einzurichten.
Hubert Renelt berichtete, wie ein Antrag der Grünen im Kreistag, diese Stellen aus Mitteln des Kreises zu finanzieren, keine Unterstützung fand und mit dem Hinweis auf das Konnexitätsprinzip abgelehnt worden war, obgleich die gegenwärtige Finanzlage des Kreises dieses sehr wohl zugelassen hätte. Eine adäquate Finanzierung dieser Stellen durch das Land Bayern, wie dies verfassungsmäßig anstünde, war aus München – mit der Begründung fehlender Mittel – abgewiesen worden.
Warum überhaupt Sozialarbeiter? Anders als früher sieht sich der Klassenlehrer nicht nur mit einem verhaltensauffälligen Schüler konfrontiert, sondern vielerorts mit drei oder mehr permanenten Störern, die nicht nur den Unterrichtserfolg gefährden, sondern alle anderen Schüler und auch die Lehrkraft in eine chronische Konflikt- und Stresssituation bringen, was auf Dauer weitreichende Konsequenzen nach sich zieht: psycho-somatische Erkrankungen (bei Lehrern und Schülern) – Stichwort: „Burn-out-Syndrom“ - und und erhebliche Verschlechterung des Lernerfolgs sind direkte Auswirkungen.
Margarete Bause unterstrich in ihren Ausführungen, wie wichtig die unterstützende Mitarbeit pädagogisch qualifizierter Sozialarbeiter an den Schulen in Anbetracht der drastisch veränderten Sozialisations- und Unterrichtsbedingungen sich erweist. „Eines Tages wird der Sozialarbeiter“ – auch wenn sich das viele heute nicht vorstellen wollen oder können - „ganz selbstverständlich zur Schule“ gehören. Wie auch Christine Kamm, die ihr mit einem Redebeitrag folgte, betonte die Grünenvorsitzende: „Es ist geradezu vorbildlich, wie Ihr hier für die Schulsozialarbeiter-Stellen kämpft!“
Wolfgang Janson argumentierte, dass soziales Lernen (das in diesem Schuljahr als Motto der Gebrüder-Lachner-Hauptschule noch einmal speziell fokussiert wird) zu den zentralsten Aufgaben der Schule gehört. Wie auch weitere Lehrkräfte, die sich zu Wort meldeten, hob er hervor, dass die Schule und auch die Pädagogen sich mit einer noch nie dagewesenen Problematik konfrontiert sehen, die weit über das traditionelle Aufgabenspektrum des Lehrers hinausginge: extrem viele Entwicklungsstörungen, Legasthenie, Gewaltbereitschaft, mangelnde Konflikt- und Dialogfähigkeit, unzureichende kommunikative Kompetenz – dies skizziert in groben Zügen die Alltagssituation in den Schulen und reizt die bisher übliche Qualifikation der Lehrer und Lehrerinnen oft über ihre Grenzen hin aus.
„Nicht neu und überraschend ist das,“ führte Emil Meinzinger ergänzend und illustrierend aus: Bereits in einer Studie der Universität Augsburg, mit der er damals persönlich befasst war, zeigen sich die Grundzüge der Aufgabenstellung, die sich durch die Integration der Ausländer- und Aussiedlerkinder gesellschaftlich und pädagogisch ergibt.
Kontraproduktiv stellt sich der exaltierte Selektionsdruck in unserem Bildungswesen dar: desintegrativ wirkt sich dieser aus, da durch ihn Kinder frühzeitig in eine „Begabungskaste“ ausgelesen werden – statt soziales Lernen z. B. von begabten, normal konstituierten und behinderten Kindern gemeinsam, zum Vorteil aller, verlernen die heute jungen Menschen den Umgang mit dem Anderen – dem Behinderten, dem Ausländer, dem Kranken, dem Benachteiligten – kurz: Toleranz, soziales Miteinander, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit verkümmern, werden als substantielle Lernvorgänge aus unserem Bildungswesen und damit aus unserer Gesellschaft – verdrängt. Würde weiterhin dieser Selektionsdruck gepflegt oder gar noch forciert (etwa durch disproportionale Förderung sog. Bildungseliten), müsste dies die bereits gravierend problematische Situation verschärfen.
Wenn zudem auch in der Gegenwart Experten und Pädagogen aus der Praxis nur resigniert zu konstatieren wissen, dass sich am Stillstand im Bildungswesen in Deutschland nichts wesenhaft geändert hat, so scheint dies eine einzig dringlichste Forderung zu unterstreichen: die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen, um so die politischen Rahmenbedingungen zu gewährleisten, die erforderlich sind, die brennenden Probleme im Schulwesen angehen zu können.-
Bürgerreporter:in:Wolfgang Leitner aus Donauwörth |
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