Ich habe eine innige Beziehung zur Landwirtschaft

OB Faul: "Ich kann mich sehr gut in die Lage von Landwirten hineinversetzen"
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myheimat: Herr Faul, Sie waren fast 40 Jahre im Polizeidienst tätig. Wie begann Ihre berufliche Karriere?
Hermann Faul: Mein 40-jähriges Dienstjubiläum im Dezember 2006 habe ich knapp verpasst, da ich seit Mai 2006 das Amt des Oberbürgermeisters bekleide. Mein beruflicher Werdegang begann im Jahr 1966. Ich trat damals in den Dienst bei der Bereitschaftspolizei in Seeon ein. Die Ausbildung dauerte eineinhalb Jahre. Dann war ich als Praktikant drei Monate bei der Grenzpolizei am Flughafen München-Riem. Es folgte die Station Nürnberg, bis ich schließlich die Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei erfolgreich abschloss. Am 1. September 1969 trat ich meinen Dienst bei der Stadtpolizei Nördlingen an. 1974 stieg ich dann in den gehobenen Dienst auf. Als sich Aufstiegsmöglichkeiten ergaben, wechselte ich als Leiter der Einsatzzentrale im Jahr 1977 zur Polizeiinspektion Dillingen. Nach 6 Jahren ging es wieder zurück nach Nördlingen, wo ich 1986 stellvertretender Dienststellenleiter wurde. In dieser Funktion war ich bis 1997 tätig. Am 1. Februar 1997 wurde ich dann zum Inspektionsleiter in Donauwörth berufen. Dort war ich bis Mai 2006 beschäftigt. Seit diesem Zeitpunkt bekleide ich das Amt des Oberbürgermeisters in Nördlingen.
myheimat: Für welche Bereiche waren sie während Ihrer Polizeitätigkeit zuständig? Kriminalpolizei oder Verkehrspolizei?
Hermann Faul: Es gab keine Spezialisierung im engeren Sinn. Als Inspektionsleiter sind Sie für den gesamten normalen alltäglichen Dienstbetrieb verantwortlich. Nebenbei bemerkt: Der Vorteil meines damaligen Berufes: Ich musste mir nie Gedanken über die Farbe der Krawatte machen.
Myheimat: Hatten Sie im Rahmen Ihrer polizeilichen Tätigkeit auch gefährliche Einsätze?
Hermann Faul: Ich war mit der Einsatzhundertschaft des Polizeipräsidiums Schwaben zwar in Wackersdorf. Gott sei Dank war ich aber nicht dazu gezwungen, aktiv einzugreifen.
myheimat: Haben Sie Ihren damaligen Beruf aus Gründen des Broterwerbs oder aus „Berufung“ gewählt?
Hermann Faul: Zum Hintergrund müssen Sie Folgendes wissen: Meine Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft. Nach der Mittleren Reife verließ ich das Gymnasium. Das war von vorneherein so abgemacht. Wirtschaftliche Gründe waren für diesen Entschluss ausschlaggebend. Als ich erfuhr, dass sich ein Freund von mir bei der Polizei bewirbt, habe ich mich angeschlossen. Mich verband am Anfang keine besondere Affinität zum Polizeiwesen. Als ich dann die Einstellungsprüfung erfolgreich absolvierte, war der weitere Weg vorgezeichnet. Übrigens: Nach der Schule arbeitete ich 4 Monate bei der BayWa. Das hieß: Kohlen und Säcke schleppen.
myheimat: Hatten Ihre Eltern einen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb?
Hermann Faul: Ja. Wir hatten zunächst an der Baldinger Mauer einen Bauernhof. Dann siedelten wir im Jahr 1963 aus. Unser Aussiedlerhof befand sich an der Flurgrenze zu Deiningen. Wir hatten eine Landwirtschaft mit allem, was dazugehört: Dazu zählten Schweine, Kühe und Ackerbau.
myheimat: Haben Sie damals so etwas wie eine Naturverbundenheit entwickelt?
Hermann Faul: Das würde ich bejahen. Nach wie vor habe ich eine innige Beziehung zur Landwirtschaft. Die Anliegen dieses Berufsstandes interessieren mich nach wie vor besonders. Ich kann mich sehr gut in die Lage von Landwirten hineinversetzen, die sich schweren Herzens von ihren Grundstücken trennen müssen, wenn die Stadt beispielsweise eine Straße bauen will.
myheimat: Der Strukturwandel hat die Landwirtschaft besonders hart getroffen. Welche Betriebsgröße ist heute noch überlebensfähig?
Hermann Faul: Weniger als 200 ha sollte ein landwirtschaftlicher Vollerwerbsbetrieb nicht haben. Solche Größen sind im Ries kaum darstellbar. Wir hatten damals circa 18 ha Eigentum und 18 ha Pachtfläche.
myheimat: Herr Faul, Sie gelten als leidenschaftlicher Handballfan. Seit wann verfolgen Sie diesen Sport?
Hermann Faul: Bis vor 5 Jahren habe ich noch Spiele als Schiedsrichter geleitet. Seit meinem 11. Lebensjahr bin ich diesem Sport verbunden. Auf diese Weise habe ich auch meine Frau kennengelernt. Ich spielte in meiner aktiven Zeit im Rückraum, meistens rechts. Bis zur Bezirksliga habe ich es gebracht. Stolz bin ich darauf, dass meine Tochter als A-Jugendliche in der Oberliga spielte. Meine Frau war Torhüterin in der deutschen Jugendauswahl. Die Handballweltmeisterschaft verfolgte ich natürlich mit allergrößtem Interesse.
myheimat: Herr Faul, vielen Dank für dieses Gespräch.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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