Herbstfülle des Gartens - Impressionen
Wer den Herbst lediglich als eine sukzessive Regression aus aller Vitalität verstünde, könnte vieles in der Natur nicht verstehen: zweifellos, der Herbst ist jene Jahreszeit, da bereits deutlich die Tage kürzer, die Nächte länger und kälter werden; gewiss ist der Herbst auch eine Peripetie, eine Umschwungsphase, in der - insbesondere zu ersehen bei einjährigen Pflanzen - e i n Zyklus vollendet ist - mit der Bildung des Samens. Der reife Samen i s t schon e i n e neue Pflanze, verkündet eine neue Generation; der alte Zyklus, in Gestalt der Mutterpflanze ist (noch) gegenwärtig: mit dem Reifen der Frucht (und mit ihr der Samen) bereitet sich die Natur auf eine neuen Zyklus vor: jedoch nicht gleic h (zumindest nicht bei uns in gemäßigten Klimazonen), sondern erst n a c h dem Durchgang durch eine Ruhephase, den Winter.
Die Rosen blühen noch einmal auf; Primeln, wenn die Witterung nicht ganz verrückt spielt, gucken noch einmal heraus, wie die Veilchen, die, sobald erster Herbstregen fällt, die Temperaturen nicht mehr Sommerhitze verkünden, strecken tapfer ihre Köpfchen heraus; an den Sträuchern sieht der Gartenkundige in der Knospe verborgen das Leben des kommenden Jahres.
Wie zum Trotz sprießen urkräftig Kapuziner hervor; sie ranken - man meint, sie wachsen sehen zu können, miteinander um die Wette, und schmücken so mit ihrer verschwenderischen Pracht große Flächen des Gartens noch, wenn man sie lässt.
Bis hin zum ersten Frost überdauert das alte Wachstum; latent, im kleinen und im kleinsten ruht geschützt das ahnungsvoll-neue Leben. Es wartet, reift.
Mehrjährige Pflanzen, Stauden, Sträucher und Bäume holen schon jetzt neuen Schwung, treiben ihre Wurzeln tiefer, speichern Kraft. Das im nächsten Jahr wiederkehrende Leben ihres Wachsens bereitet sich still vor, meist im Boden, zart ersichtlich in den kraftvoll-prallen Knsopen. Alle - jede einzelne Pflanze - scheinen zu wissen, was j e t z t zu tun ist: wie selbstverständlich schließen sie ihren Kreis, bis irgendwann im Frühling, Spann- und Grünkraft mit Kraft und Macht neu aufbricht, um im Jubelkreis der Sonne neu zu wirken.-
Bürgerreporter:in:Wolfgang Leitner aus Donauwörth |
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