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Gemeinsam durch die Wirtschaftskrise: IG Metall Pressekonferenz in Donauwörth

IG Metall Nordschwaben: Keine Kündigungen in den Betrieben 2009
Pressekonferenz der IG Metall in Donauwörth

“Die Wirtschaft in der Bundesrepublik befindet sich, beeinflusst von weltwirtschaftlichen Faktoren, in einer tiefen Krise. Die zentralen Probleme sehr vieler Industrieunternehmen bundesweit und in unserer Region sind: Auftragseinbrüche, fehlende Auftrags- und Investitionsfinanzierung. Diese Probleme drohen in eine enorme Beschäftigungskrise umzuschlagen.”

Jürgen Kerner, Geschäftsführer der IG Metall Augsburg, brachte gleich zu Beginn der Pressekonferenz in Donauwörth (Parkhotel) die gegenwärtige Problematik auf den Punkt.

“Der Landkreis Donau-Ries stellt auch in der gegenwärtigen globalen Wirtschaftskrise keine >Insel der Seligen< dar, denn wenn die Weltwirtschaft als ganze, ausgelöst durch die Finanzkrise in den USA, eine Krise durchläuft, so bleibt niemand in Deutschland als exportorientierte Volkswirtschaft von den Auswirkungen ausgenommen,” erläuterte Jürgen Kerner einführend. Aber wie sieht die Situation der Unternehmen in Nordschwaben und insbesondere im Landkreis Donau-Ries aus? Vornehmlich Automobil-Zulieferer, etwa wie Valeo (Wemding), sind betroffen: Da die Überstunden aufgezehrt und die Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter entsprechend leer sind, gebe es Kurzarbeit. Monatlich und wöchentlich werde beraten, “wieviel Kurzarbeit nötig ist.” Vereinbarungen mit der IG Metall gemäß soll es bis Ende 2011 k e i n e betriebsbedingten Kündigungen geben. Betriebsrat Erwin Hauber: “Wir erwarten, dass sich das Unternehmen daran halten wird.” “Gerade in unserer Region hat die IG Metall betriebliche Vereinbarungen zur Standort und Beschäftigungssicherung abgeschlossen, der Kündigungsschutz ist davon ein wesentlicher Bestandteil. [ ... ] Vereinbarungen müssen in guten wie in schlechten Zeiten eingehalten werden, sonst verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit. Wir als IG Metall werden, falls es dennoch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen sollte, mit Aktionen reagieren. Denn wird in einem Betrieb gekündigt, so droht eine Domino-Effekt, und weitere Betriebe folgen. Daher unser eindringlicher Appell an die Unternehmen dieser Region, die wirtschaftsstrukturell gut, ja sehr gut aufgestellt ist: Keine Kündigungen 2009!” unterstrich Jürgen Kerner. So optimistisch wie z. B. EUROCOPTER Donauwörth, das mit über 5000 Arbeitnehmern größte Unternehmen der Region, können nicht viele Firmen in dieses Jahr schauen. Betriebsrat Otto Mergel: “Wir bilden weiterhin aus, und auch in diesem Jahr stellen wir nach wie vor ein.” Auch Betriebsrätin Antonie Schiefnetter von Bosch-Siemens (Dillingen) sieht gegenwärtig keinen Grund, ein Katastrophenszenario heraufzubeschwören, denn erwartungsgemäß läuft auch 2009 auftragsmäßig ruhiger an, und zwischendurch gibt es weniger Aufträge, die durch flexible Arbeitszeiten und -konten ausgeglichen werden - eine Situation, wie sie auch früher schon da war. Von 35 auf 38 Stunden musste bei Fendt-Caravan (Mertingen) sogar die Wochenarbeitszeit für die kommenden drei Monate erhöht werden, wie Betriebsratsvorsitzender Alfred Schmid auf der Konferenz hervorhob. Auch Grenzebach (Bäumenheim/Hamlar) hat für 2009 eine gute Perspektive: Ein großer Auftragsbestand - so Betriebsrat Martin Gehring - führe derzeit zu wachsenden Arbeitszeitkonten. “Wir gehen davon aus, dass 2009 kein Problem darstellt. Wie 2010 aussehen wird, können wir allerdings jetzt noch nicht einschätzen.” AGCO (Fendt-Traktoren, Bäumenheim) kann vorläufig auch von einem “sehr guten Polster” sprechen, so Betriebsrat Albert Humbauer. Paul Hartmann von Same Deutz-Fahr GmbH (Lauingen/Donau) verwies auf sinkende Auftragseingänge. Gegenwärtig könne diese Tendenz durch die Arbeitszeitkonten ausgeglichen werden. “Am Standort wird investiert,” weiß Ursula Eberhardt-Klein aus der Firma Jeld-Wen (Oettingen) zu berichten. Jeld-Wen produziert Fenster, Außen- und Innentüren. Ihre Firma sei innovativ, und eventuell könne Jeld-Wen u. a. auch neben den Privatkunden durch greifende Konjunkturpakete profitieren. Andere Unternehmen produzieren und steuern zur Zeit “auf Sichtweite”, sprich: mittel- und längerfristige Planungen sind derzeit kaum möglich. Kurzarbeit heißt die Divise. Auch bei Schwabenpräzision (Nördlingen) werde es im März Kurzarbeit geben, so Betriebsrat Karl Egetenmeier. Er hofft, dass bis zum Ende der Krise keine Entlassungen folgen. Unsicherheit - so lässt sich die Stimmung auch in jenen Betrieben charakterisieren, die noch kaum auf Kurzarbeit zurückgreifen, denn keiner traut sich zu, abzuschätzen, wann die Finanzkrise selbst ausgestanden ist. Noch immer, so erinnere man sich, existieren weltweit faule Aktienwerte im Umfang von 2 Billionen Euro - eine astronomische Summe, von der man nicht sagen kann, ob sie eher explosionsartig platzen oder sukzessiv zerfallen wird - mit den entsprechenden Auswirkungen in der Finanz- und später auch Wirtschaftswelt. Die Pressekonferenz im Parkhotel Donauwörth fand im Kontext eines IG Metall-Seminars für die Betriebsräte bzw. IG Metall-Mitglieder statt: in der Mitte des Seminarraums befand sich ein Kaktus, Spielbälle und ein rotes Seil. Die Bedeutung des Kaktus dürfte gegenwärtig schon unzweideutig evident sein, denn die Wirtschaftskrise ist auch in der Region angekommen, wenngleich Nordschwaben keineswegs zu den Brennpunkten zählt. Jeder Einzelne wird im Laufe dieser Wirtschaftskrise noch erfahren, was es bedeuten kann, den Spielball zugeworfen zu bekommen, und noch immer dürfte es ziemlich offen sein, ob jenes rote Seil als Rettungsseil Verwendung finden oder eben doch nur eine psychologische Option bleiben wird, ein Gedankenspiel, wie es wohl mancher schon inzwischen mehr oder minder intensiv durchgespielt hat. In jeder Krise spielt bekanntlich Psychologie eine nicht zu unterschätzende Rolle, und daher waren sich alle auch einig, dass die aktuelle Wirtschaftskrise nicht durch unseriöse Spekulationen über Verlauf und mögliche Gefahren verbal manipuliert werden dürfe. Foto: Pressekonferenz der IG Metall im Parkhotel Donauwörth: Jürgen Kerner, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Augsburg, im Gespräch mit Betriebsräten der Region Nordschwaben. “Nordschwaben, aber auch insbesondere der Landkreis Donau-Ries, ist keine Krisenregion!” Als eindringlichen Appell an die Betriebe: “2009 darf es keine Kündigungen geben!” Gemeinsam müssen Wege durch die aktuelle Wirtschaftskrise gefunden werden.

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15 Kommentare

Vielleicht ist es sinnvoll, die zentralen Botschaften, wie sie aus dieser Pressekonferenz hervorgehen, zusammenzufassen:

1) Der Landkreis Donau-Ries ist im Gegensatz zu anderen Regionen wirtschaftlich relativ gut und stark strukturiert.

2) Die Automobilindustrie und deren Zulieferer sind bereits heute durch Auftragseinbrüche betroffen. Bei anderen Industriesegmenten und -bereichen (etwa auch Maschinenbau) wirkt sich die globale Wirtschaftskrise z. T. erst später oder gar erst 2010 aus.

3) Durch Kurzarbeit versuchen viele bereits jetzt, Folgen der Auftragsrückgänge abzufedern.

4) Die vielleicht wichtigste Botschaft: Anders als in früheren Wirtschaftskrisen zeichnet sich bislang eine gewisse Solidarität zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern ab - kein Antagonismus wie früher.
Die Unternehmen versuchen, insbesondere Facharbeiter und qualifizierte Mitarbeiter zu halten - auch im Hinblick auf einen kommenden Aufschwung.

Unsicherheit prägt die Grundsituation - sowohl von Arbeitgebern (Unternehmen) und Arbeitnehmern, da sich noch nicht sagen lässt, wann die zugrundeliegende Finanzkrise abklingt (2 Billionen Euro fauler Aktien sind weltweit noch tickende Zeitbomben).

Ich glaube doch das seine Interview und Berichte und Fotos für viele von Interesse sind.
Ps: Ich möchte auch so schreiben können!

Gruß vom Lützelburger Stephan

Danke, Stephan! Gerade diese Pressekonferenz zeigte mir erneut, dass nicht nur Diskussionen, Veranstaltungen, Aktionen und Konferenzen von landes- oder bundesweiter Bedeutung Wesentliches zum Ausdruck bringen können: In dieser Konferenz wurde - nach meiner Meinung - ziemlich signifikant skizziert, worauf es bei dieser Wirtschaftskrise ankommt.

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