Für den Donauwörther Alpenverein beginnt umweltbewusstes Handeln nicht erst am Berg.
Der größte Verein der Stadt Donauwörth mit 3582 Mitgliedern lud zur Jahreshauptversammlung und Vorsitzende Claudia Reichenbacher zeigte sich im vollen Zeughaus angetan über das Interesse.
Sportreferent Jonathan Schädle dankte als Vertreter von Oberbürgermeister Neudert für die gute Zusammenarbeit, vornehmlich im Thema Kletterhalle. Der Alpenverein leiste hier als verlässlicher Partner viel Engagement für den lokalen Breitensport. Stellvertretender Landrat Reinhold Bittner hob die Verantwortung des Alpenvereins im sensiblen Bereich der Alpen hervor. Augenmerk müsse auf die Balance zwischen Tourismus und Natur- und Umweltschutz gelegt werden. Der DAV habe hier eine Lenkungsfunktion, dafür gebühre Dank.
Vorsitzende Reichenbacher freute sich, dass in den Grußworten zwei Themen ihres Jahresberichtes schon angesprochen wurden, nämlich der Ausbau der Kletterhalle sowie der Naturschutz- und Umweltgedanke. Vom Deutschen Alpenverein erging neben einer Resolution an die Politik der Appell zur Selbstverpflichtung an die Sektionen, konkrete Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes zu ergreifen. Die Sektion Donauwörth setze nun unter dem Leitspruch „Bergsport mit Zukunft“ erste Ansätze um:
- -Kampagne Bahn frei - Im Monat Oktober übernimmt die Sektion für alle Sektionstouren die Fahrkosten des ÖPMV.
- Eine Gruppe wird in diesem Jahr Verschiedenes probieren, um von Donauwörth klimafreundlich in die Alpen zu kommen
- AV-Bus: Selbstverpflichtung Tempolimit 120 km/h
- Beschränkung auf Tourenziele mit vertretbarem ökologischen Fußabdruck.
Reichenbacher sieht im zweiten wichtigen Projekt, der Erweiterung der Kletterhalle um einen Boulder-Bereich, eine Aufwertung für die gesamte Anlage. Die Halle besitze Leuchtturmwirkung vor Ort und Strahlkraft ins Umfeld. Bouldern spreche in besonderem Maße die Jugend an und seilfreies Klettern biete neue Trainingsoptionen. Bei der Realisierung des Projekts sei man in Kooperation mit der Stadt gut vorangekommen. Um zukunftsfähig zu bleiben sei es jedoch mit dem Bau der Boulder-Halle nicht getan, eine strukturelle Weiterentwicklung sei vonnöten. Denn Thema Nummer drei das aktuell den Verein umtreibe, sei die rasante Entwicklung der Mitgliederzahl, die Druck mache. Sie fragt: „Wohin wollen wir noch wachsen?“ Dass die Ehrenamtlichen, die sich an den Brennpunkten der Sektion einbringen, bis über ihre Grenzen gefordert sind, sei unübersehbar. Ehrenamt werde die Basis des Vereins bleiben müssen, sei für die Sektion unverzichtbar. Zeitgemäße Vereinsarbeit fordere jedoch mehr Professionalität. Für die Zukunft gelte es, beides sensibel auszubalancieren.
Die Vorsitzende schloss mit Dank an die Firma Busreisen Link, in deren Wartungshalle der AV-Skibazar 15 Jahre lang zu Gast war. Die Halle stehe aus innerbetrieblichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Der Skibazar werde aber an neuer Stelle weitergeführt, denn er sei auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit: Weiter benutzen sei besser als Recycling, Recycling besser als Wegwerfen.
Ausbildungsreferentin Edith Schick blickte auf ein unfallfreies Tourenjahr zurück. Sie hob die Bedeutung der Trainer- und Tourenleiterausbildung hervor. Derzeit greife der Verein auf 68 zertifizierte Leiter zurück, die sich auch regelmäßig fortbilden müssen. Der Schwerpunkt der Jugendarbeit liege in der Kletterhalle, erklärte Jugendreferent Thomas Krepkowski. Andere Angebote würden von der Jugend kaum angenommen. Zusammen mit vielen Freiwilligen habe man ca. 700 Nistkästen gesäubert, berichtet Naturschutz- und Wegebaureferent Gustav Dinger. Das Feedback zur Teilnahme am Waldbesitzertag in Donauwörth sei überaus positiv gewesen. Vom Hochvogel im Arbeitsgebiet Hinterhornbach, gebe es nichts neues, er werde ständig vermessen und die Spalte am Gipfel vergrößere sich pro Woche um 1 – 2 mm. Dinger beschreibt den immensen Arbeitsaufwand im vergangenen Frühjahr, bedingt durch einen Lawinenabgang im Zugang zur Schöneggerscharte. 7.500 € habe der Verein im letzten Jahr in den Wegebau investiert, führt Schatzmeister Werner Jäntsch aus.Trotz der Investition in den Anbau der Boulder-Halle blickt er sorgenfrei in die Zukunft.
Dr. Dieter Wörle berichtete vom anhaltenden Zuspruch der Kletterhalle. Bemerkenswert sei, dass der Betrieb im Wesentlichen durch leidenschaftliches Ehrenamt getragen werde; 60 Helfer leisteten in Summe rund 3.000 Stunden im Kraxlstadel. Er stellt die geplante Erweiterung vor. Im Zuge des Vorhabens, bei dem die Ausschreibungen laufen, werden auch Teile der Außenfassade als Kletterwand umgestaltet. Da bouldern ab 2020 olympisch werde, sei das Ziel 2021, also zum 125. Jubiläum der Sektion, den Boulder-Bereich zu eröffnen, unter dem Motto „2020 bouldern in Tokio – 2021 bouldern in Donauwörth!“
Ehrenvorsitzender Stefan Leinfelder präsentiert sich humorvoll als „Bettelvorstand“. Seit jeher sei er unterwegs um Spenden zu sammeln, für Spurgerät, Alpenvereinsbus, Kletterhalle und nun für die Erweiterung des Boulderbereichs. Obwohl sich die Sektion in einer soliden wirtschaftlichen Situation befinde und alle Einnahmen aus dem Betrieb der Halle dem Erhalt und Ausbau zugeführt werden, verfüge die Sektion nicht über die Mittel, um den kompletten Innenausbau aus dem Vereinsvermögen zu finanzieren. Deshalb sei die Sektion auf Spenden und Zuschüsse angewiesen. Im Freigelände um die Boulder-Halle sei in enger Partnerschaft mit der Mittelschule ein attraktiver Spielplatz für Groß und Klein mit Slackline, Boulder-Wand und ähnlichen Sportgeräten geplant. Das Ziel sei, Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten; damit komme der Alpenverein auch seiner sozialen Verantwortung nach.
Unter den Spendern wurde eine Alpenrandballonfahrt, gespendet von Tourenreferent Bernd Prause, verlost. Reichenbacher informierte die Gewinnerin, Frau Maria Zekl, unter dem Applaus der Anwesenden, sogleich telefonisch über ihr Glück.
Zur Ergänzung des Beirates wurden Fritz Funk und Tim Roser gewählt. Als Schriftführerin wurde Kristina Hahn verabschiedet, ihr folgt Birgit Schmid nach.
Zum Abschluss gab es noch ein Ständchen für Bernd Prause, für die 100. Tour des Monats. Außerhalb des regulären Tourenprogrammes bietet er seit Jahren diese besondere Tour an, die ganze alpine Bandbreite abdeckend. Prause nahm den Dank einer Abordnung der insgesamt bisher 874 Teilnehmer mit der Aussage entgegen : Es geht weiter!
Bürgerreporter:in:Beate Schuster aus Donauwörth |
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