Freisprechung im Kolping-Bildungszentrum Donauwörth

Festlicher Akt im Kolping-Bildungszentrum Donauwörth: Werner Luther in seiner Begrüßungsrede
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Feierliche Freisprechung im Kolping-Bildungszentrum Donauwörth

Rund 40 „Junggesellen“ empfangen in einem fulminanten Festakt ihre Abschlusszeugnisse

Fünf Jahrgangsbeste werden ausgezeichnet – Zweimal wird der Lutherpreis verliehen

Zu einem fulminanten Festakt, zu dem die Bauinnung Donau-Ries, das Bayerische WKSB-Isolierhandwerk sowie die Maler- und Lackierer-Innung Nordschwaben gemeinsam ins Kolping-Bildungszentrum nach Donauwörth eingeladen hatten, fanden sich neben zahlreichen Ehrengästen aus Ausbildung, Handwerk, den Innungen, insbesondere auch aus dem Kolping-Werk, dem Prüfungsausschuss – last but not least: Landrat Stefan Rößle – ein beachtlich großer Kreis frisch freizusprechender Jung-gesellen, die sichtlich nach bestandenen Prüfungsmühen der feierlichen Überreichung ihres Abschlusszeugnisses entgegenfieberte.

Kaum ein Ort in der historischen Altstadt Donauwörths mag adäquater zu diesem ehrenvollen Anlass erscheinen als der geräumige Festsaal des Kolping-Bildungswerkes im Ried: Kolping, diese große Persönlichkeit aus der christlichen Arbeitnehmerbewegung, der wie kaum ein anderer engagiert und beherzt für die Rechte und Würde des Arbeiters in einer chaotischen, in revolutionärem Wandel befindlichen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts, schien auch in dieser Feier – mehr als 150 Jahre nach seinem Wirken – insbesondere durch die ernst-feierlichen und doch zuweilen heiteren Anregungen und Ideen der Festredner weiterzuwirken: vielleicht ist es ja keineswegs z u weit hergeholt, zu vermuten, dass mancher Handwerksmeister heute, mancher Ausbildungslehrer, manches Vorstandsmitglied einer Handwerkerinnung im besten Sinn in modernisierter, aber im Kern fortdauernder Form die humanistisch-geistige Grundhaltung jenes bedeutenden Humanisten und Theologen in sich tragen, der in einer umfassenden Bildung die Grundlage menschlicher Würde und Freiheit gesehen hat.

Dies zumindest klang in allen Festreden an: „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“ In solchen Zitaten sprach sich auch zugleich eine freundliche Ermunterung aus, das glücklich Erreichte nicht als ultimatives Lern-, vielmehr als Etappenziel auf dem Berufsweg anzusehen, der heute mehr als je zuvor fortlaufende Bereitschaft zu Weiterbildung, Aktualisierung und Vertiefung fachlicher Qualifikation und zu einer Flexibilität des Geistes aufruft, die bei räumlicher Mobilität (bei Bewerbung um einen Arbeitsplatz) lediglich anfängt und innere Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit ebenso erfordert wie soziale und kommunikative Kompetenz.

Landrat Stefan Rößle, der nach einer einführenden Begrüßung durch Werner Luther, selbst Obermeister und Chef eines eigenen Betriebes sowie Sohn des Stifters des Luther-Handwerkerpreises, der an Hermann Markus (Firma Eigner) mit dem ersten und an Schön Robert (gleichfalls Firma Eigner) mit dem zweiten Lutherpreis vergeben wurde, gebrauchte in seiner Ansprache eine Metapher aus einem Zitat: „Wenn man zum Gipfel will, muss man nicht mit dem Berg, sondern mit sich selbst kämpfen.“

Nicht Systemkritik, nicht das Konstatieren unzulänglicher politischer Reformen, nicht die Unzulänglichkeiten der Gesellschaft und der Arbeitswelt – so sehr diese legitim und begründet sein mögen – bringen den Einzelnen auf seiner individuellen beruflichen Laufbahn weiter, sondern Ehrgeiz, Engagement, Fleiß und Zielstrebigkeit, mit der jemand konsequent und beharrlich s e i n e Ziele im Berufsleben verfolgt.

Auch Karl Kratochvil, Kreishandwerksmeister und Ehrengast, der den feierlichen Akt der Freisprechung übernahm, blickte – ähnlich wie der Landrat – in die Geschichte des Handwerks zurück: Strenges Rauchverbot (wie aktuell!) hatten die Lehrlinge; erst nach der Freisprechung durften die Junggesellen „züchtige Jungfrauen“ zum Tanz führen, sich zünftigen Trinkgelagen anschließen und waren von mancher strenger Verpflichtung im Handwerk – wie sie ihnen als Lehrlinge oblagen – frei-gesprochen.

„Der Gesellenbrief ist die Eintrittskarte in die handwerkliche Berufswelt mit ihren vielfältigen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten,“ betonte nachdrücklich der Kreishandwerksmeister. „Schauen Sie in die Reihen der Unternehmer, der selbständigen Meister, die alle haben zuvor ihren Handwerksberuf erlernt und haben hetue namhafte Unternehmen, auch zum großen Teil ohne Abitur!“

Auch drei Landessieger konnten – ausser den oben erwähnten beiden Luther-Preisträgern - ausgezeichnet werden:
1. Landessieger: Alexander Lepik (Firma Dauner GmbH aus Gestratz)
2. Landessieger: Florian Herbert (Firma Martin Herbert aus Bad Neustadt)
3. Landessieger: Florian Bergmann (Giese GmbH, Wendelstein)
(1. bis 3. Isolierer)

Mit vielen engagierten Gesprächen, Smalltalk im Hof des Bildungszentrums und einem anschließenden oppulenten Festessen rundete sich diese feierliche Freisprechung, die stets die Balance zwischen solider Tradition und zeitgemäßer Modernität wahrte.-

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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