Donauwörth - Perspektiven einer Stadt II
"Nicht zum zweiten Male steigst Du an der gleichen Stelle in den Strom!"
Dieses Wort des antiken griechischen Philosophen Heraklit manifestiert eine Sichtweise der Welt, der mancher Fotograf wohl nichts abgewinnen mag: dieser Baum, dieses Haus, diese Mauer - sie stehen doch auch noch morgen, in einem Monat, einem Jahr! Unveränderlichkeit, Bewahren durch die Vergänglichkeit der Zeit hindurch, Trotz allem flüchtigen Vergehen: dies scheint durch Fotografie möglich. Scheint.
Denn ein Foto mag zuweilen ein Jahrhundert überdauern, einmal entstanden; aber wie ist es mit dem Motiv? Diese Kirche steht seit der Hochscholastik! Na, dann steht sie wohl auch noch bis übermorgen, wenn ich Zeit habe, sie zu fotografieren... .
Dieses Gefühl kennt wohl jeder, der ab und an knipsend durch die Lande zieht.
Aber wirklich? Wer etwas tiefer in die Fotografie gelangt ist, weiss: nichts, ja wirklich nichts bleibt, wie ich es in diesem Augenblick erlebe: keine prachtvoll in Brokat gekleidete Frau, auf einem majestätischen Rappen; kein Kind im verträumten Spiel mit einem Ball am Fischerbrunnen; nicht diese Abendröte, die - wie besänftigend - sich über die zart verstreuten Cirren gießt; nicht der drollige Biber, dem ich abends an der Wörnitz in Ufernähe erblicke, der mich neugierig mit seinen Knöpfchenaugen anblinzelt; nicht die Stadt dort unten am Fuß des Schellenbergs, über die sich kraftvoll sonnenerleuchtet Cumulus türmen - nichts, was ich sehen und erleben kann.
Von daher mag es sich legitimieren, dass ich neben weniger bekannten, aber idyllisch-heimlichen Orten (teils mir vertraut aus der Kindheit), auch solche hier präsentiere, die hundertfach bereits abgelichtet wurden. Wie sehr oder wie wenig es mir gelungen ist, in allen Motiven, den bekannten und den dem Betrachter neuen, das Wesenhafte, das im Konkreten steckt und im Hier und Jetzt sich mir zeigte, fotografisch zu erfassen, überlasse ich gerne dem wohlwollenden Betrachter dieser Galerie, die ich nun mit Teil II fortsetze:
Ja, Heraklit: intimst und innigst verbunden ist jeder im Dasein mit allem und im Strom des Werdens, und was ein Augenblick bringt, bewahrst du auch nur durch einzig ihn -und nicht später und nicht irgendwann.-
Bürgerreporter:in:Wolfgang Leitner aus Donauwörth |
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