Der Bettelstudent. Fotomotive einer Operette.
"Er hat sie ja nur auf die Schulter geküsst!"
Brillantes Gastspiel der Johann-Strauss-Operette-Wien im Donauwörther Tanzhaus
Mit einem Klassiker der Wiener Operette, "Der Bettelstudent" von Karl Millöcker (1842 bis 1899), erfreute das Wiener Ensemble unter der musikalischen Leitung Uwe Cernajsek und der Regie von Trude Stemmer ein begeistertes Publikum, das bald durch Charme, Witz und musikalischem Elan gewonnen war.
Souverän und überzeugend bot sich die kurzweilige Präsentation in allen ihren Facetten dar: schauspielerisch, gesanglich, musikalisch. Ganz dem Wesen der Operette entsprechend, entfaltete sich im Spannungsfeld der höfischen Gesellschaft vor der historischen Kulisse des sog. Nordischen Kriegs (1700 - 1721), in dem der sächsische Kurfürst August II. gegen den schwedischen König Karl XII. seinen Anspruch auf Polen vergeblich zu behaupten versuchte, eine amüsante Intrigenhandlung, voll Wirrungen zwischen sozialem Schein und Sein.
Auf einem Ball hatte die schöne Komtess Laura Nowalska dem Krakauer Gouverneur Oberst Ollendorf "einen Fächer ins Gesicht geschlagen!" Ihm, "einem Helden, den in Polen wie in Sachsen jeder kennt" - "Er hat sie ja nur auf die Schulter geküsst!"
Gekränktes Ehrgefühl sinnt auf Rache, die Ollendorf mit zwei in der Festung inhaftierten Gefangenen, dem Bettelstudenten Symon Rymanowicz und Jan Janicki, zu erreichen sucht: diese beiden, als sagenhaft reichen Fürst Wybicki mit Sekretär auftretend, mit einer Menge Geld ausgestattet, sollen die stolze Laura demütigen, indem der Fürst um sie wirbt, ihr den Hof macht und seine Heiratswilligkeit ihr vortäuscht.
Bald schon steht die Hochzeit kurz bevor, was ein leichtes Spiel für die galanten Hochstapler war, zumal die stolze Gräfin seit einiger Zeit leider völlig pleite ist. Fast wie im wirklichen Leben kommt es dann doch etwas anders, als der schlaue Intrigenplan es vorsah, denn sowohl Symon wie auch Jan haben sich verliebt, und nach einigen zaghaften Aufklärungsversuchen will Symon seine Geliebte alles durch einen Brief aufdecken und erklären, was jedoch durch Ollendorf verhindert wird. Jan - in Wirklichkeit Graf Opalinski, Feldhauptmann des polnischen Gegenkönigs - überzeugt Ollendorf davon, dass er ihm einen wichtigen Gegenspieler, den Herzog Kasimir, ausliefern könne, und bekommt 200 000 Taler als Lohn. Eben diese benützt Jan um den Krakauer Kommandanten zu bestechen, der daraufhin seine Garnison kampflos den Polen überlässt. Eben als Ollendorf noch seine gelungenes Intrigenspiel auszukosten sucht, wendet sich alles zum Happy End: Symon, aufgrund seines Mitwirkens zum Grafen geadelt, bekommt Laura, Jan alias Graf Opalinski deren Schwester Bronislawa, und Ollendorf, nun, er muss - wie der Graf befiehlt - in die Gefangenschaft der Ehe mit der alten Gräfin, Lauras und Bronislawas Mutter.
Im schwungvollen Walzerreigen hat sich alles - nach kleineren Umwegen des Glücks - zum Besten für alle gewendet. Ein glanzvoller Operettenabend ging im Dreivierteltakt zu Ende.-
Bürgerreporter:in:Wolfgang Leitner aus Donauwörth |
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