Eine Geduldsfrage!
Guten Tag liebe Leserinnen und Leser,
ich heiße mal wieder zum Tagebuch willkommen.
Ich weiß, ich bin keine sehr fleißige Tagebuchschreiberin und ich habe immer mal wieder versprochen, dass ich einen Gastschreiberling bemühen werde. Das habe ich auch wirklich vor und ich arbeite auch daran, aber immer, wenn ich mir überlege, wer wirklich viel zu erzählen hätte, kommt irgendwas dazwischen.
Gerade im Katzenhaus sei, so habe ich gehört, nicht viel los. Nun das stimmt so nicht. Es ist viel los und Gott sei dank auch nicht nur an Neuzugängen sondern auch an Auszügen. Ich komme meist gar nicht dazu, mich mit den Neuzugängen zu beschäftigen, da heißt es schon wieder, dass es Interessenten gibt und sie bald ausziehen werden. Das ist klasse, aber wie schreibt man denn das bitte ins Tagebuch? Soll ich schreiben Lotti ist vor einer Woche eingezogen, vom Tierarzt untersucht, kann sich auf Menschensuche machen und hat aber schon eine Familie gefunden...? Ich weiß nicht, ob sich das so gut liest. Was sagen Sie?
Dafür kann ich Ihnen erzählen, dass es unserem Charly sehr gut bei seiner Familie geht und er sich gut eingelebt hat und glücklich ist. Auch Pino fühlt sich bei seiner Familie wohl, aber er hat mir mitteilen lassen, dass er jetzt merkt, nach ein paar Monaten weg von hier, wie müde er doch ist. Das Leben hier ist anstrengend und kostet viel Energie und wenn man nicht mehr den Zwang der Masse spürt und merkt, dass man auch mal einfach liegen bleiben kann, dann merkt man, dass die Knochen doch schon ganz schön zwicken.
Deswegen bin ich immer froh, wenn ich Auszüge von Langsitzern berichten kann. Das ist nicht nur für unsere Menschen Balsam auf die Seele, sondern auch für diejenigen selbst eine unendliche Erleichterung.
Aber auch unsere Neuzugänge freuen sich, wenn sie keine Jahre hier wohnen müssen. So gut unsere Menschen auch sind und so gut es uns allen hier auch geht, so zehrend ist es hier sein zu müssen.
Die erste Zeit ist ein Abenteuer, danach wird es Normalität, dann irgendwann will man nur noch weg und dann gibt man nach und paßt sich an. Jeder Bewohner hat hier seinen gang eigenen zeitlichen Rahmen, wann er welche Phase durchläuft. Auch die Intensität mit der die jeweiligen Stadien erlebt werden ist unterschiedlich. Manch einer lebt sich ganz schnell ein und scheint nie darüber nachzudenken, ob das nun gut oder schlecht ist. Manche brauchen auch viel länger um sich wirklich einzugewöhnen, weil sie noch nie wirklich mit Menschen zu tun hatten.
Das gilt sowohl bei uns Katzen als auch bei den Hunden. Wir haben hier immer wieder Neuzugänge im Katzenhaus, bei denen unsere Menschen sagen, dass man viel Geduld braucht und nicht gleich erwarten darf, dass die Katzen zum schmusen auf den Schoß springt. Dann gibt es sogar welche, die so viel Angst vor dem Mensch an sich haben, dass sie einfach nur wegrennen wollen und zur not auch mal die Krallen ausfahren.
Und dann kommt die Besonderheit unserer Menschen ans Licht.
Jeder kriegt genau die Zeit, die er braucht - mal länger, mal kürzer, mal mit mehr Kontakt und mal mit so viel Ruhe, wie es eben sein muss, damit die Angst vergeht.
Auch im Hundehaus gibt es ja ein paar Neuzugänge. Da wäre die zauberhafte Luana , die genau so ein Fall ist. Menschen sind ihr nicht geheuer, aber Artgenossen findet sie toll. Aber unsere Menschen haben mir im Vertrauen erzählt, dass die kleine Matz ganz schön frech sein kann und bestimmt, wenn sie sich endlich traut auch Menschen wirklich zu vertrauen, ein richtiger Rotzlöffel sein wird. Ich kann nur sagen, dass Luana immer sehr süß aussieht, wenn sie so im Auslauf ist und mit einem der anderen Bewohner spielt und rennt.
Ja, ich weiß, es ist nicht ganz normal, wenn man als Katze sagt, dass ein Hund süß aussieht. Aber auch ich habe mich mit der Zeit verändert und kann etwas duldsamer sein.
Und dann wäre da noch Maya. Süß würde mir bei Maya jetzt nicht als Beschreibung einfallen ... eher beeindruckend und imposant. Maya ist ein germanischer Bärenhund und wenn nicht schon diese Bezeichnung an sich ausreicht, um ihr ein gewisses Auftreten zu verschaffen, dann kommt noch ihre Erscheinung dazu. Aber, wenn sie sie dann mit Menschen sehen, die Maya liebt, dann wirkt sie eher wie ein großer unbeholfener Teddybär, der nicht weiß, was er mir seiner ganzen Energie tun soll. Verstehen Sie mich nicht falsch. Maya ist ein tolle Hündin, in der sehr viel Liebe und Witz und Power steckt, aber sie braucht auch Menschen, die diese ganze Lebensenergie gepaart mit ihrem Gewicht lenken können.
So schüchtern Luana ist, so unerschrocken ist Maya.
Die Beiden könnten kaum gegensätzlicher sein und dennoch sind sie beide auf ihre jeweilige Art und Weise einfach nur zum verlieben.
Und natürlich ist auch unsere großer weißer Keks noch bei uns. Ich freue mich immer ihn zu sehen. Ich glaube, ich werde ihn, das nächste Mal, wenn er bei mir vorbei läuft einmal fragen, ob er etwas fürs Tagebuch schreiben will. Er ist ja jetzt immerhin am längsten hier und gerade auch seine Zeit auf der Pflegestelle war bestimmt aufregend. Mal sehen, ob er Lust dazu hat in seinem Alter noch die Pfoten fürs Tagebuch anzustrengen.
Ansonsten werde ich einfach mal meine zwei Nachbarn Lars und Simi fragen, ob sie sich nicht ein wenig die Zeit vertreiben wollen. Lars ist ohnehin so ein frecher Kerl, der kann seine Energie gut mal für etwas Nützliches einsetzen und könnte es nicht schaden, das Näschen ein wenig an die Luft zu strecken und sich mal vorsichtig umzusehen.
Vielleicht ist das sogar die bessere Idee - mal sehen.
Ach ja und dann werde ich immer wieder darauf angesprochen, warum mein Name so einen Zusatz bekommen hat und das schon vor einiger Zeit.....lassen Sie sich überraschen, es ist alles eine Frage der Geduld.
Und damit schicke ich Sie in die neue Woche und wünsche Ihnen das Beste.
Vergessen Sie uns nicht.
Ihre
Joy
Danke, kleine Joy, für Deinen Bericht!
Ich wünsche Euch allen, dass ihr bald ein schönes Zuhause findet!