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Der Auszug

an und für sich, ist etwas, was wir hier alle anstreben. Gleichzeitig macht uns allen dieser Gedanke aber auch Angst. Ist das eine schwierige Situation? Ja, in der Tat, das ist es. Die große Hoffnung auf diesen einen Tag, an dem der eine Mensch kommt, der einem dieses eine großartige Zuhause gibt.
Mein Name ist Ringo und ich bekenne mich zu diesem Zwiespalt. Wir kommen im Regelfall aus einer Notlage heraus hier an. Hier gibt man uns Liebe und behandelt man uns Respekt. Hier müssen wir nicht um unser Futter bangen oder gar darum kämpfen, hier bekommen wir ein Körbchen, wenn wir es wollen und auch immer wieder weiche Decken, egal wie oft wir diese zerbeißen oder in den Matsch ziehen. Hier wird uns verziehen, wenn wir einen schlechten Tag haben, weil wir keinen guten Traum hatten oder uns irgendetwas an unser schlimmes Dasein von früher erinnert. Hier sind wir Lebewesen und keine Sache und ich dürfen wir sein. Daher ist das hier für viele von uns das erste Zuhause, das wir kennen und das wir unsererseits lieben.
Das Gewohnte zu verlassen ist nicht leicht, vorallem, wenn man etwas Neues beginnen soll, von dem man keine Ahnung hat. Schauen Sie mich an. Meine bisherigen Versuche in einem Haus zu leben sind unter anderem auch vielleicht an den Menschen gescheitert, aber auch an mir und meiner Unsicherheit, ob und wie ich das mit dem neuen Leben anstellen soll. Was sagt das über mich aus? Daß ich mich hier wohl fühle und weiß, was ich jeden Tag zu erwarten habe. Neuerungen sind für mich schwer einzuschätzen und "schwer einschätzen" mag ich garnicht. Ich bin ein Schäferhund, ich sollte Herr der Lage sein und doch mußte ich schon so oft in meinem Leben mehr als viel einstecken und das kam immer von den Menschen, die mir doch an sich ein zu Hause geben sollten. Ich weiß, es ist genug über mein Leben geredet worden und es soll auch keine Ausrede für falsches Verhalten im Jetzt und Hier sein, aber vielleicht ist es eine kleine Erklärung für so Manches. Soll ich mich in der Tat auf meinen Auszug freuen, wenn er denn dann jemals kommen sollte oder soll ich mich darauf freuen, hier in Ruhe und Frieden leben zu dürfen? Betty sagt, ich soll mich nicht so anstellen und aufhören über so etwas nachzugrübeln. Sie sagt, ich solle mich mit dem Jetzt und Hier beschäftigen und über das Wenn und Aber nachdenken, wenn es dann eintritt. Sie scheint sich sicher zu sein, daß es eintreten wird und so wie ich Betty mittlerweile kennen gelernt habe, weiß sie wirklich was sie sagt.
Und Sie kann sich auch freuen, denn im Katzenhaus gab es ein paar sehr schöne Auszüge.
Da wären allen voran unser Aaron, der endlich sein Zuhause gefunden hat! Das ist ganz grandios, denn Aaron hat in seinem Leben auch schon sehr viel erlebt und ich bin äußerst glücklich, daß er endlich in Ruhe sein Katzenleben führen darf. Dann hat auch Bibi endlich ihr Leben bei uns hinter sich gelassen und ist zu einer neuen Freundin gezogen, mit der zusammen sie bestimmt ihren Menschen viel Freude bereiten wird.
Auch Purr und Schnurr sind zusammen in ein neues Leben gestartet und was ich schon gehört habe, genießen sie es bereits in vollen Zügen.
Ebenso ist Capper bereits vor ein paar Tagen in sein neues Leben ausgezogen, so auch Pong.
Und was mich auch sehr freut, denn sie war auch etwas länger bei uns ist, daß Mausi ein gutes neues Zuhause gefunden hat.
Jules ist zusammen mit Nemo, den Betty noch nicht einmal vorstellen konnte, in ein neues Leben gezogen, ebenso wie Henry, der auch nun endlich sein eigenes Zuhause auf den Kopf stellen kann. Und nachdem erst vor Kurzem Layla und Donald von ihrer Pflegestelle zu uns gezogen sind, sind die Beiden in der Tat dann gleich zu ihren jeweiligen neuen Familien aufgebrochen. Scheinbar ist ein Umzug zu uns manchmal doch eine gute Entscheidung auch wenn es sich auf einer Pflegestelle bestimmt sehr gut leben läßt.
Das sind doch lauter schöne Auszüge und gute Nachrichten.

Doch leider hat mir Betty auch eine sehr traurige Nachricht aus dem Katzenhaus überbracht. Wir haben unsere Kitty verloren. Die kleine zierliche weiße Kätzin hat den Kampf gegen eine böse Krankheit verloren. Es ist sehr tragisch und ich bin geneigt zu fragen "Warum denn ausgerechnet sie"? Aber jeder Bewohner, den wir hier an Krankheiten verlieren ist "ausgerechnet der oder die"! Keiner sollte uns hier aus diesem Grund verlassen müssen und es ist für mich nicht verständlich, warum das so sein muß. Zum Leben gehört der Tod, aber doch nach einem erfüllten und langen Leben und nicht in diesen jungen Jahren wie unsere Kitty. Es tut mir im Herzen weh, mein kleiner Engel, daß Du uns verlassen hast.

Lassen Sie mich krass das Thema wechseln, denn es gibt keine gelungene Überleitung hierzu.

Falls Sie sich fragen, warum ich auf dem einen Bild einen Mantel trage ... ich habe mal wieder Rücken und ich erhalten eine Wärmebehandlung. Damit die Wärmedecke aber auch warm wird, hat mir einer meiner Menschen seinen Mantel umgelegt. Ganz ehrlich, soviel Umsicht und Zuneigung bin ich in der Tat nicht gewohnt und einen Mantel muß ich auch nicht wirklich tragen müssen, aber es war eine richtig nette Geste. Unsere Menschen sind schon toll.

So und damit entlasse ich Sie in die neue Woche und wünsche uns allen nur freudige Auszüge in den kommenden Tagen.
Ihr
Ringo

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

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4 Kommentare

Schön geschrieben!

Immer wieder faszinierend geschrieben - hoffentlich lesen es viele neue Frauchen und Herrchen !

Dieses mal wurden ja viele Katzen vermittelt,das finde ich wunderbar,über den Tod der kleinen weißen Katze bin ich etwas traurig,ich hätte ihr auch ein schönes zu Hause gegönnt.

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