Der Abend, Erinnerung und der Blick in die Ferne
Was einem beim knipsen manchmal so durch den Kopf geht...
Lange Zeit waren meine Gedanken nur in der Vergangenheit. Die letzten knappen fünf Jahre hab ich mit überwiegend mit Trauer verbracht.
Kein Tag verging, ohne an meine Lieben zu denken, meine Familie, die nicht mehr da ist, jedenfalls nicht physisch.
Ich kann kaum glauben, in wenigen Tagen sind es ganze fünf Jahre, als sich mein Leben von jetzt auf gleich veränderte.
Nie hätte ich gedacht, daß Trauerschmerz und Trauerarbeit so intensiv, so lange sein können.
Dann steh ich da heute so, auf dem Balkon, beobachte den Sonnenuntergang und mir wird so bewußt, daß das nicht alles gewesen sein kann für mein Leben.
Da muß noch etwas sein, irgendeine Aufgabe, eine Zukunft, ein Ziel.
Und ein kleines bißchen schleicht sich Hoffnung ein, eine kleine Kraft, nicht aufzugeben.
Die Sonne geht jeden Tag unter und jeden neuen Tag geht sie auf, unermüdlich.
Läßt sich nicht beirren, nicht von Wolken, nicht vom Nebel, nicht von Bauwerken, die sie verdecken, durch nichts.
Das Leben geht weiter, unermüdlich, Tag für Tag.
"Du kannst dem Leben nicht mehr Tage,
jedoch dem Tag mehr Leben geben" -
also allerhöchste Zeit, wieder damit anzufangen, weiterzumachen...
Diesen Gedanken versuche ich jetzt wieder mehr Gewicht zu geben.
Das Leben findet draußen statt und ich bin der Meinung, irgendwo ist bestimmt auch ein Plätzchen für mich.
Vergangenheit ist wichtig. Zukunft ist wichtig.
Wir leben in der Gegenwart. Die zugegebenermaßen schwer zu definieren ist. Ist sie 1 Zehntelsekunde, 1 Sekunde, 1 Minute, 1 Stunde lang?
Gehört die unmittelbar daran angrenzende Zukunft noch zur Gegenwart? Wie lange ragt die Gegenwart in die Zukunft hinein? Gehört der Abschnitt der Zukunft noch zur Gegenwart, in dem die Tätigkeit, die ich gerade ausübe, noch nicht beendet ist? Also das Schreiben dieses Kommentars, der in etwa 1 Minute beendet sein wird?
Wer von harten Einschnitten in seinem Leben betroffen ist, wird sich früher oder später aus dem depressionsartigen Stillstand loslösen (müssen), sei es aus eigener Kraft oder mit Hilfe von anderen (Freunden, Verwandten) oder sogar mit professioneller Hilfe (Psychotherapeuten - das sind Ärzte für den Geist).
Es ist schon viel erreicht, wenn nach vorne geblickt und in der Gegenwart richtig gelebt wird. Und wenn endlich die harte Schale gesprengt wird, damit der weiche Kern wieder atmen kann. Das Öffnen zum Mitmenschen hin kann oft hilfreich sein.
Mensch bleiben!
(Tegtmeier)
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_von_Mange...