Bayernhymne ein Stück Heimatkunde
Mit einem Marsch eröffneten die Peterswörther Musikanten im Bürgersaal den Vortragsabend des Peterswörther Sprachrohrs e.V. zum 150. Geburtstag der Bayernhymne. Vorsitzender Walter Kaminski konnte als Referenten Dr. Johannes Timmerman von der Münchner Bürger-Sänger-Zunft, der 1995 die Originalsätze entdeckte, begrüßen.
Teil Bayerischer Geschichte und Heimatkunde
„Die Hymne ist ein Teil der Bayerischen Geschichte und ein Stück Heimatkunde“ stellte Dr. Timmermann zu Beginn seiner Ausführungen fest. Der Text wurde vom Lehrer Michael Öchsner 1859/1860 zu Papier gebracht und zum 20. Stiftungsfest der Münchner Bürger-Sänger-Zunft komponierte der musikalische Leiter der Zunft Konrad Max Kunz eine eigene Melodie dazu, die dann am 15. Dezember 1860 erstmals aufgeführt wurde. Das Lied der Bayern erblickte im Orlandohaus am Platzl in München das Licht der Welt.
Erst später offizielle Hymne
Die Bayernhymne, erst 1966 von Ministerpräsident Alfons Goppel offiziell als Hymne bekannt gemacht, war geboren. Zunächst stellte Timmermann Dichter und Komponist etwas näher vor. So war Konrad Max Kunz Beamter an der königlichen Staatsoper, sei aber auch ein komischer Mensch, der keinen großen Wert auf Kleidung legte, gewesen, charakterisierte der Referent den Komponisten, der in erster Linie Dirigent und Musikerzieher war. Kunz mochte den Zwiefachen, als Beispiel präsentierte Dr. Timmermann den Zuhörern eine Ballade aus dem Jahr 1869 mit einem etwas derben Text. Gleichwohl war, der in Schwandorf geborene, Kunz ein frommer Mensch, der aber mit vielen einzelnen Standpunkten der damaligen Amtskirche nicht einverstanden war.
Der 1816 als lediges Kind einer Kellnerin geborene Michael Öchsner wuchs im Armenhaus am Sendlinger Tor in München auf. Aus ihm wurde trotzdem ein großer Dichter, Publizist und Lehrer, der bereits 1856 die Bayerische Schulzeitung, die 1860 das Vereinsorgan des Bayerischen Lehrervereins (heute BLLV) wurde, mitbegründete. Wegen kritischer Beiträge über die damalige Situation an bayerischen Schulen wurde die Zeitung noch im selben Jahr verboten und Öchsner wurde die Entlassung aus dem Schuldienst angedroht. Aber er machte unter einem Pseudonym weiter und blieb ein kritischer Kopf.
Geschichtliche Zusammenhänge erkennen
Gerade für die Entstehung des Textes sei es, so betonte Dr. Timmermann, wichtig, den Blick auf die damalige Zeit, die gesellschaftliche Entwicklung und die geschichtlichen Zusammenhänge zu richten. Dann werde deutlich wie bayerisches Freistaats-Bewusstsein und Einstellung zur Bayernhymne sich verbinden. Das Recht des Volkes ist entscheidend und ein neuer Geist zieht ein. Die Chorbewegung wird geboren, Zünfte werden ins Leben gerufen, Kultur im weitesten Sinne entsteht. Bei allen Veränderungen von der Öchsner Urfassung und seinen verschiedenen Textvarianten bis zur heutigen Fassung dürfe nicht die entscheidende Thematisierung von Frieden und Recht als dem Sinn der Herrschaft außer Acht gelassen werden. Bei den Farben Weiß, gilt als Symbol der Lauterkeit, Blau als das der Treue, handle es nicht um irgendwelche menschliche Tugenden, sondern um den erbetenen besonderen Charakter der Menschen in Bayern, machte Dr. Timmermann deutlich. Ein Charakter, der, der Willkür entzogen, verankert ist, in Gottes Himmel und der mit Gottes Hilfe erhalten werden soll. Darauf habe auch Papst Benedikt XVI., Dr. Timmermann ist ein Studienkollege, bei seiner Abschiedsansprache anlässlich seines Bayernbesuches hingewiesen und sie mit der Ersten Strophe der Bayernhymne beendet. Mit der Bayernhymne endet auch 150 Jahre nach der ersten Aufführung bei der Münchner-Bürger-Sänger-Zunft der Vortragsabend mit dem ehemaligen Archivar der Zunft Dr. Johannes Timmermann in Peterswörth.