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„Den Bürgern auf Augenhöhe begegnen“ - Interview mit Oberbürgermeister Frank Kunz

Frank Kunz (36) wurde in diesem Frühjahr mit 62,8 Prozent zum neuen Oberbürgermeister der Stadt Dillingen gewählt. Für den studierten Bauingenieur begann damit ab dem 1. Mai weit mehr als nur eine neue berufliche Laufbahn. myheimat sprach mit dem Stadtoberhaupt.

myheimat: Herr Kunz, zunächst einmal Glückwunsch zur gewonnenen Wahl – hat Sie Ihr starkes Ergebnis selbst überrascht?
Frank Kunz: Wenn ich ehrlich sein soll: ja! Mit so einem positiven Wahlausgang hatte ich wirklich nicht gerechnet – umso größer war dann natürlich die Freude über das überwältigende Vertrauen, dass mir da entgegengebracht worden ist.

myheimat: Sie waren bis zu Ihrem Amtsantritt Ge-sellschafter eines Ingenieurbüros für Bauwesen. Wo sehen Sie Ihre Kern-Kompetenzen?
Frank Kunz: Schwierig, das für sich selbst zu beantworten, das könnten andere sicher treffender … Eine Eigenschaft, die ich an mir selbst kenne, hat sich während der letzten Jahre in der beruflichen Selbstständigkeit immer stärker ausgeprägt: Bei anstehenden Herausforderungen und Aufgaben habe ich eine sehr pragmatische Sicht auf die Dinge und entwerfe, wenn möglich, viele verschiedene Lösungswege, von denen ich dann den besten so rasch wie möglich umsetze. Ich glaube, das ist heutzutage eine Kompetenz, die sowohl in der Wirtschaft als auch in der Öffentlichen Verwaltung gefragt ist.
Neben dieser fachlichen Eigenschaft ist in meinen Augen aber etwas ganz anderes mindestens genau so wichtig: Die Begeisterung, für die Menschen arbeiten zu dürfen. Ich sehe mich als Stellvertreter der Bürgerinnen und Bürger und muss mich auch so verhalten. Ich bin der Meinung, man muss die Menschen genau da abholen muss, wo sie sich gerade befinden und mit ihnen auf Augenhöhe und nicht von oben herab einen Dialog führen.
Gleichzeitig war mir natürlich auch klar, dass ich mich fortan an dem messen lassen muss, was ich den Menschen im Vorfeld angeboten und versprochen habe. Das war dann auch vom ersten Tag an meine persönliche Messlatte: „Wie viel von dem, was Du Dir vorgenommen hast, kannst Du jetzt tatsächlich umsetzen?“

myheimat: Und, wie viel ist es? Sind Visionen und Realität in der Praxis vereinbar?
Frank Kunz: Auf jeden Fall! Allein in den ersten hundert Tagen haben wir im neuen Stadtrat, in dem wir ein wirklich gutes Klima haben, schon einen großen Teil dessen auf den Weg bringen können, wofür ich mich auch im Wahlkampf stark gemacht habe.
Dazu gehört beispielsweise die sozial-gestaffelte Kindergartengebühr: Mit diesem Modell wird neben der Kinderzahl auch das Einkommen der Eltern berücksichtigt. Eine Familie, die jeden Monat um ihre Existenz kämpfen muss, wird dadurch spürbar entlastet – sollten Vater, Mutter oder auch beide Großver-diener sein, fällt der Beitrag eben entsprechend höher aus. Das verstehe ich unter sozialer Gerechtigkeit. Dillingen hat mit diesem Konzept ein deutliches Zeichen für die Familie gesetzt.

myheimat: Sie sprachen von weiteren Themen. Welche sind das?
Frank Kunz: Ein dringliches Anliegen, das mir von den Bürgerinnen und Bürger sehr oft vorgetragen wird, ist die Umsetzung der B16 neu, der Ortsumgehung Dillingen. Die Dillinger warten seit vielen Jah-ren darauf, dass sich etwas tut. Verständlich, wenn sich täglich mehr als 22.000 Fahrzeuge durch unsere Stadt zwängen.
Daher habe ich mich von Beginn meiner Amtszeit an vehement für die zeitnahe Realisierung des Projekts stark gemacht. In Zusammenarbeit mit dem Staatli-chen Bauamt – der zuständigen Behörde – können so hoffentlich in naher Zukunft die letzten Probleme beseitigt werden. Denn eines darf man bei dieser Diskussion nicht vergessen: Baulastträger sind keineswegs wir sondern die Bundesrepublik Deutsch-land. Somit können wir das Projekt nur anschieben, sind aber leider nicht Herr des Verfahrens. Erfreulicherweise signalisiert uns das Staatliche Bauamt Krumbach, dass die Chancen für eine Umsetzung in den nächsten Jahren gut sind.

myheimat: Es gibt doch aber sicherlich auch noch Aufgaben, die in Zukunft anstehen. Was planen Sie für die kommenden Jahre?
Frank Kunz: Wir sind gerade dabei, den Service-Gedanken im Rathaus weiter zu stärken – denn eine moderne Kommune sollte sich vor allem auch als Dienstleisterin gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern verstehen. Daher werden wir noch in diesem Jahr unsere neue Homepage in Betrieb nehmen, auf der es neben den üblichen Informationen auch möglich sein wird, VHS-Kurse online zu buchen, sich über die vielen Dillinger Vereine zu erkundigen oder aber auch freie Bauplätze und Verkaufsflächen in unserer Stadt zu finden.
Eine andere, sehr wichtige Aufgabe, wird auf lange Sicht die Einrichtung eines Facility- und Energie-Managements sein. Wir besitzen über 90 städtische, zum Teil sehr alte Gebäude, von denen – drücken wir es gelinde aus – nicht alle in einem optimalen Zustand sind. In Zeiten des Klimawandels und steigen-der Energiepreise ist es aus ökologischer und ökonomischer Sicht aber unsere Pflicht, diese Bauwerke entweder gemäß heutiger Standards zu sanieren oder uns, wenn es gar nicht anders geht, von ihnen zu trennen. Die eben erwähnten Management-Instrumente sollen uns helfen, einen Überblick über die Bausubstanz und den Zustand dieser Gebäude zu gewinnen und daraus dann Handlungsbedarf abzuleiten.
Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe anderer dringlicher Themen wie den demographischen Wandel, die Innenstadtsanierung oder die weitere Entwicklung unserer Stadtteile. All diese Themen würden wohl den Rahmen dieses Interviews sprengen. Eines kann ich Ihnen und den Leserinnen und Lesern aber versichern: Wir haben noch viel vor in Dillingen!

myheimat: Vielen Dank für das Gespräch!

1 Kommentar

es war zu lesen:

..."Wir sind gerade dabei, den Service-Gedanken im Rathaus weiter zu stärken ? denn eine moderne Kommune sollte sich vor allem auch als Dienstleisterin gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern verstehen."

Sehr guter Ansatz!

Der Bürger hat verschiedene Möglichkeiten, mit der Obrigkeit zu kommunizieren. Hat er viel Zeit, begibt es sich ins Rathaus und spricht von Mensch zu Mensch.

Will er es lieber lockerer, greift er zum Hörer und versucht, sein Anliegen beim Richtigen loszuwerden (Buchbinder-Wanninger-Prinzip).

Ein Brief tut es sicherlich, wenn man es schwarz-auf-weiß haben will und sich dessen sicher sein kann, dass die Behörde antwortet, wenn der Brief angekommen oder die Sache erledigt ist - oder aufgrund von Sachzwängen nicht oder erst später erledigt werden kann.

Warum tut es eine Email nicht? Eine Email ist ein Instrument der modernen Zeit. Quasi ein elektronischer Brief. Ein Papier-Ersatz. Schnell. Unbürokratisch. Praktisch zum Weiterleiten, wenn mal die richtige Stelle nicht gleich erreicht wird.

Aus eigenem Erleben muß ich feststellen, dass das Schreiben einer Email mit einem Anliegen an den Herrn OB, sei es über seine Adress bei der Stadt Dillingen oder über seine Website, genau so ist, als würde man an die Wand husten.

Der Effekt: No reply - also keine Empfangsbestätigung, keine Absage, keine Verschiebungsankündigung der Erledigung des Anliegens, keine positive Nachricht. Also im Grunde genommen: Gar nichts.

Das ist schade. Sehr schade. Denn schriftlich ist immer noch das beste, das kann man nicht so leicht wegwerfen. Oder ist eine Email nichts "Schriftliches"? Klar, die DELETE-Taste ist schnell gedrückt.

Oder war man nur zu bequem zum Antworten?

Muß man als kleiner Bürger mit offenbar nicht zu schlechten Vorschlägen den Weg durch einen Landtagsabgeordneten gehen, um eine Antwort (wieder durch diesen Herrn) zu erhalten? Warum erhält der Bürger nicht DIREKT eine Antwort?

Nochmals zum Anfang dieses Kommentars: Ich beglückwünsche den OB zu seinem Ansatz, den Service-Gedanken zu stärken. Blöd wäre es, darauf hinzuweisen,
dass das Rathaus kein Elfenbeinturm ist, wo über die Köpfe der Bürger hinweg regiert wird. Manchmal muß man schon einwerfen, dass die Obrigkeit nicht viel wäre, wenn es die zu Regierenden, die kleinen Steuerzahler, nicht gäbe.

Viel Spaß noch beim Regieren!

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