Kleiner Grenzverkehr
Das im Spessart liegende nordbayerisch/hessische Grenzgebiet lädt ein zu einer interessanten Entdeckungsreise. Neben wunderschönen Wanderstrecken sind es die ruhigen, idyllisch gelegenen Orte und ihre kleinen 'Schätze', die es gilt zu entdecken.
Vor ein paar Tagen führte mich mein Weg nach Biebergemünd-Bieber und von dort nach Wiesen, einer Gemeinde in der Region Bayerischer Untermain, die an der Deutschen Ferienroute Alpen-Ostsee und an der Spessart-Höhenstraße liegt. Die Gemeinde liegt heute im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg und wurde erstmals im Jahre 1339 urkundlich erwähnt. In der heute etwa 1.100 Einwohner zählenden Gemeinde bilden die St. Jakobuskirche und das renovierungsbedürftige Schloss einen besonderen Blickfang mitten im heutigen Ortskern. Das Schloss ist ein dreigeschossiger Bau mit Rundturm, das zum Herrschaftsbereich der Grafen von Rieneck gehörte, bis es im 16. Jahrhundert in den Besitz von Kurmainz überging.
Neben dem Schloss steht die barocke Pfarrkirche St. Jakobus, ein einschiffiger Saalbau von 1724 mit drei Altären und Kanzel aus der Entstehungszeit. In der Kirche befindet sich der Gedenkstein für Pfarrer Dr. Frank. Geboren wurde Pfarrer Dr. Friedrich Frank am 17. November 1832 in Wirtheim. Pfarrer in Wiesen war er von 1873 bis 1894 und verstarb am 24. August 1904 in Würzburg. Der katholische Geistliche war Schriftsteller, sozial engagierter Wirtschaftsförderer und Mitglied des Deutschen Reichstags. Er erwarb sich große Verdienste um die Hebung der Landwirtschaft und bei der Bekämpfung der großen Spessartnot.
Auf dem Weg von Wiesen nach Kleinkahl liegt der Weiler 'Bamberger Mühle'. In seiner unmittelbaren Nähe entspringt auch der Spessartfluss Kahl, der von Ost nach West den nördlichen Spessart auf einer Länge von über 30 Kilometern durchfließt und bei Kahl in den Main mündet. Der Name 'Bamberger Mühle' ist nicht eindeutig geklärt, vermutlich leitet er sich jedoch von dem fränkischen Grafengeschlecht der Babenberger ab.
Nach einer kurzen Erholungspause in dem gemütlichen Gasthaus führte mich mein Weg wieder über Wiesen zurück in Richtung Bieber. Im Grenzgebiet zwischen bayerischem und hessischem Spessart, kurz vor der Abfahrt nach Bieber, liegt direkt an der Straße der 'Wiesbüttsee'. Vor nunmehr 250 Jahren wurde der Waldsee nach den Plänen des Bergmeisters Johann Philipp Cancrinus von Bieberer Bergleuten angelegt. Der Wiesbüttsee diente dabei den im Bergbau eingesetzten wasserbetriebenen Maschinen, mit denen die Stollen entwässert und belüftet wurden. Bis zum Jahre 1925 trieb die Wasserkraft noch die Förderanlage des Eisenwerks in der Lochhütte an. Aufgrund der besonderen Erzvorkommen in der Gegend um Bieber herum wurde in dieser Zeit umfangreicher Bergbau betrieben.
Vier Rundwanderwege laden zu unbekümmertem Wandern auf markierten Wegen rund um den Wiesbüttsee ein. Nutzen auch sie die vielen Möglichkeiten, die ihnen der Spessart zum Wandern und Biken in dem Gebiet zwischen Biebergemünd, Wiesen, Flörsbachtal und Mosborn bietet.
Interessanter Beitrag mit schönen Bildern !