Marburger Löwe und seine Beobachtungen.
Was würde uns dieser Löwe alles über Marburg erzählen, wenn er nur sprechen könnte. In früheren Jahren hat er am Rudolfsplatz gestanden und in Richtung Schutzmann geschaut der auf einem Podest stand und durch Handzeichen mit einem weißen Stock den Verkehr regelte. Dabei konnte er auch sehen, wenn der Schutzmann von seinem Podest runter sprang genau vor ein Auto und die Verkehrsregelung mit dem Autofahrer besprochen hat, so auch geschehen im Anfang der 60er Jahre wo ein Bürgermeister eines Stadtteils von Marburg aus seinem Auto aussteigen musste und folgende Frage beantworten musste: Wo haben sie denn ihren Führerschein gemacht, etwa auf dem Acker. Nach langem flehen und bitten doch wieder ins Auto einsteigen zu dürfen um weiterzufahren, musste er zuerst die Handzeichen des Schutzmanns mit dem weißen Stock erklären. Völlig genervt vom Gespräch des Schutzmannes und die Angst, dass ihn die Bürger seines Ortes sehen, wie er als Bürgermeister und Abgeordneter des Kreistags vom Landkreis Marburg einen Fahrfehler begangen hat, konnte er nach Beantwortung aller Fragen des Schutzmanns sein Opel wieder in Gang bringen und die Kreuzung am Rudolfsplatz verlassen. Es waren zwei Schutzmänner die ihren Dienst abwechselnd am Rudolfsplatz in Marburg absolvierten. An Weihnachten wurden Geschenke an den Schutzmann von den Bürgern gereicht als Dank, dass er den Verkehr ordentlich geregelt hat. So manche Flasche Schnaps wurden ihm zu Füßen gelegt. Es gab auch Autofahrer die nicht so gerne an der Kreuzung am Rudolfsplatz gesehen waren, denn manchmal musste der Schutzmann um sein Leben bangen, denn einige Autofahrer hatten Schwierigkeiten diese enge Kreuzung zu überqueren und haben den Schutzmann samt Podest umgefahren. Es war ein gefährlicher Auftrag den der Schutzmann in Marburg ausführen musste. Um all diesen Gefahren entgegen zu wirken, wurde in späteren Jahren der Rudolfsplatz umgestaltet, man hat das Bekleidungshaus Bersch abgerissen, einige daneben stehenden Häuser wurden dem Erdboden gleich gemacht, dadurch wurde die Durchfahrt verbreitert und der Löwe wurde umgesetzt direkt vor die Stadthalle in Marburg.
Heute brauch sich der Löwe keine Gedanken zu machen, er steht jetzt an der Ecke Stadthalle Marburg mit Blick zur Katholischen Kirche und Blick zum Schloss.
Ich bitte bei all dem zu bedenken, daß dieser Löwe ein Denkmal für die im 1. Weltkrieg z. B. bei Langemarck gefallenen Marburger Studenten ist. Früher, vor der Herrenmühle, besaß das Denkmal (aufgestellt 1927 beim Uni-Jubiläum) einen viel höheren würdigen Sockel, auf dem, wenn ich mich recht erinnere, auch Namen von Gefallenen verzeichnet waren. Der heutige Sockel und die Präsentation des Denkmals ist einfach unwürdig! Bei der Umgestaltung des Rudolfsplatzes in den Sechzigerjahren war dieses Denkmal zunächst entfernt worden. Jemand von den Grünen entdeckte es daraufhin in den Achtzigerjahren auf einem Schrottplatz des Bauhofes, worauf es in der heutigen Weise - auf Betreiben der Grünen! - wieder aufgestellt worden war.