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FRIEDRICHSTADT (12) - Drei Tage im Mai – Mennoniten & Quäker

FRIEDRICHSTADT (12) - Drei Tage im Mai –
Mennoniten & Quäker

Wenn dieser Serie sich nun allmählich dem Abschluss zuwendet, so wird dem aufmerksamen Lesen schon aufgefallen sein, wie religiös VOLL dieses kleine Friedrichstadt sich darstellte. - Wenn ein Mensch sich heute in unserer Gesellschaft umsieht, dann dürfte auffallen, wie einfältig einsam es in der Masse geworden ist. Die Heimat der Seele ist verloren gegangen, sie wird an den verschiedensten Stellen gekauft und zerrinnt im nächsten Moment zwischen den Fingern.

Nach den Lutheranern, Katholiken und Remonstranten begegnen dem Gast von Friedrichstadt auch Spuren der Mennoniten und denen der Quäker.

Mennoniten sind eine evangelische Glaubensgemeinschaft. Der Name leitet sich von dem aus Friesland stammenden Theologen Menno Simons ab. Zusammen mit den Hutterern bilden sie die täuferische Konfessionsfamilie. In einigen Regionen sind sie auch als Alttäufer, „Altevangelisch“ „Taufgesinnte“ (in der Schweiz und in den Niederlanden) bekannt.
Die Geschichte der Mennoniten wurzelt in der Täuferbewegung, die um 1525 in Zürich im Umfeld der Schweizer Reformation entstand. Von Zürich aus breitete sich diese Bewegung aus und auch in Süddeutschland entstanden erste Täufergemeinden. Die Täufer forderten ein Leben in der Nachfolge Jesu und sahen wie die Reformatoren Luther und Zwingli die Bibel als entscheidende Quelle des christlichen Glaubens. Anders als Luther und Zwingli kamen sie jedoch zu der Erkenntnis, dass die Taufe ausschließlich dann praktiziert werden sollte, wenn die zu Taufenden sich bewusst für den Glauben entscheiden (Gläubigentaufe). Dies lehnten sowohl die Katholische Kirche als auch die lutherischen und reformierten Reformatoren ab, die weiter an der Kindertaufe festhielten. Sowohl die Regierenden als auch die großen Kirchen sahen in den Täufern eine Gefahr für die Autorität von Staat und Kirche. So setzte bald eine umfassende Verfolgung der noch jungen Bewegung ein, die auch von lutherischer und reformierter Seite unterstützt wurde. Zwingli forderte den Rat der Stadt Zürich beispielsweise auf, die Täufer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszurotten. Luther sah in den Täufern Rottengeister und Ketzer und riet dazu, sie unverhört und unverantwortet abzuurteilen.
Die Geschichte dieser Konfessionsfamilie ist im weiteren geprägt von Aufspaltungen und Verfolgungen und so verwundert es bestimmt nicht mehr, dass auch eine Gruppe von Ihnen in Friedrichstadt einen Zufluchtort finden konnte – der Stadt mit einer erstaunlichen Liberalität im Blick auf die Religionsfreiheit.

Seit 1708 nutzen die vereinigten Mennonitengemeinden den Anbau der "Alten Münze" als Kirche.
Damals lebten etwa 400 Angehörige dieser protestantischen Glaubensgemeinschaft in Friedrichstadt. - Das bedeutet, 20% der Bevölkerung gehörten damals dieser Konfession an. Der Betsaal mit seiner Ausstattung aus der Hälfte des 19ten Jahrhunderts ist außen und sehr schlicht.
Einen Turm sucht man vergebens. - Auf dem von Bürgerhäusern umgebenen Gelände hinter dem Betsaal befindet sich der Friedhof dieser Gemeinde.
Heute wird die Kirche auch von der dänischen Gemeinde genutzt. In diesem Jahr wurde dort auch wieder der Gottesdienst zur Konfirmation gefeiert.
(eigene Homepage: http://www.mennoniten.de)

Die Quäker (auch: „Religiöse Gesellschaft der Freunde“) sind eine christliche Religionsgemeinschaft, die vor allem in den englischsprachigen Teilen der Welt und in Afrika Verbreitung fand. Sie entstand im 17ten Jahrhundert vor allem durch den Einfluss des englischen Handwerkers und Laienpredigers George Fox (1624 - 1691) auf andere bereits bestehende lose Gruppierungen vor allem den Seekers. Der Name Quäker stammt aus dem englischen to quake : beben/zittern. Die Anhänger dieser Religionsgemeinschaft die sich anfangs selbst noch „Kinder des Lichtes“ nannten verfielen in ihren Andachten teilweise in eine Art Ekstase wo sie zu beben und zittern begannen. Deswegen wurden sie als „quaker“ verspottet. - Ihre Lehre ist im Christentum begründet unterscheidet sich aber in mehreren Aspekten von dem vorherschenden Verständnis. Quäker glauben daran, dass „etwas von Gott“ in jedem Menschen lebendig ist. Dies wird mit verschiedenen Begriffen wie z. B. dem „Inneren Licht“ oder dem „Geist“ (für engl.: spirit ) beschrieben. Quäker kennen keine besonderen Sakramente, sondern halten das ganze Leben für ein Sakrament. Dementsprechend wird keine Unterscheidung zwischen heilig und profan gemacht. - Quäker gehen wie fast alle protestantischen Glaubensgemeinschaften vom Priestertum aller Gläubigen aus.
1677 errichtet Hendrik Siemens in einem Vorgängerbau in Friedrichstadt an der Westerhafenstraße das erste "Vergaderingshaus" (Versammlungshaus) der Quäker auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands.
Die kleine Gemeinde mit etwa 10 Familien besteht in Friedrichstadt insgesamt fast 70 Jahre. Im Jahr 1713 besucht Zar Peter der Große während seines Aufenthaltes in der Stadt einen Quäker-Gottesdienst.
Bis ins 19ten Jahrhundert gehört das Haus weiterhin der Londoner Quäker-Gemeinde.
(eigene Homepage: http://www.rgdf.de)

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3 Kommentare

@ Jana, - au weia - Patzer, stimmt!
Vermutlich stimmt darum aber meine Aussage trotzdem immer noch.
Denn bei dem fröhlichen Hin+Her in Sachen Herrschaft rund um die Eider verliere ich schnell den Überblick, ab wann man da eigentlich von "Deutschland" (grad mal wieder nicht) reden kann - das ist ja schon mit Deutschland im Eigentlichen so eine Sache!
Ich werde darum den Text oben "modifizieren": "dem Gebiet des heutigen Deutschlands"
DANKE für die Hinweis!

Ja ,ja Christel manche passen höllisch auf. Deine Information lese ich gerne.

Sehr interessanter Bericht. GA

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