Maria Himmelfahrt erklingt und erblüht

Kräuterbuschen im Hergottswinkel | Foto: © Bild: www.br.de CC
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Speidener Mariensingen am Vorabend von Maria Himmelfahrt

Einmal mehr hatten Marianne und Jakob Häfele liebevoll das schon traditionelle Mariensingen in der Speidner Wallfahrtskirche Maria Hilf https://de.wikipedia.org/wiki/Wallfahrtskirche_Mar... organisiert.

Mit Gebrüder und Klarinettenduo Böck, Böbinger Dreigesang und Stubenmusik, Harfinistin Angelika Linder, Jodlergruppe Hellengerst und den Wildsteiger Weisenbläsern spannte sich der Bogen der Interpretinnen von oberbayerischen Ammerland bis ins Oberallgäu.

Die vom tiefen Volksglauben geprägten und über ihren ausnahmslos excellenten Vortrag ins Herz gehenden Lieder und Weisen wurden von besinnlichen Worten des einfühlsamen Wiespfarrer Msgr. Gottfried Fellner umrahmt.
Sie zeigten auf, was uns dereinst im Himmel (er-)blühen wird und eine mit Augenzwinkern vom Wiespfarrer zitierte Tegernseer Grabinschrift eines dort zur letzten Ruhe gebetteten Arztes so ausdrückt: “Do werd’s schaugn“. Für die Allgäuer zudem dialektsicher mit luaga verständlich gemacht.

Wie im Flug verklang eine gute Stunde Besinnlichkeit und Seelenbalsam, ehe es nach einem Opferkerzerl in der nebenstehenden Gnadenkappelle ins Mariahilfer Sudhaus www.koessel-braeu.de ging, um getreu der Benediktiner Weisheit “für Leib und Seele“ bei stärkenden Schmankerln und Maria Hilfer Bier und einem Ratsch über das eben Gehörte auch gleich der Freude Ausdruck zu geben auf das Speidener Mariensingen am 14. August 2016 um 19.30!

Den Brauch der Kräuterbuschen und sein Entstehen erläutert das Bauernhofmuseum Illerbeuren www.bauernhofmuseum.de so: 7 bis 99 Kräuter gehören in einen Kräuterbuschen oder “Kräuterboschen“, wie es im Allgäu heißt.
Heilkräuter wurden schon in vorchristlicher Zeit den Göttern geopfert, als Dank für deren Schutz und für die Heilkraft der Kräuter. Als die christlichen Missionare begannen die Menschen zu bekehren, wurde die Kräuterweihe verboten, sie galt als Hexenwerk. Das Volk jedoch missachtete dieses Verbot. Die Kirche fand daraufhin einen schlauen Kompromiss: Der 15. August wurde Maria geweiht und ihrem Aufstieg in den Himmel. So erzählt man sich heute auch folgende Legende: Als die Gottesmutter gestorben war, kamen die Apostel drei Tage später an ihr Grab, doch das Grab war leer. Maria war mit Seele und Leib in den Himmel aufgenommen worden. Doch aus dem Grab strömten die Düfte von Rosen und Lilien, vermischt mit dem Duft von Heilkräutern.
Sommerzeit ist Kräuterzeit: im Zeitraum zwischen Maria Himmelfahrt und dem 15. September, auch “Frauendreißiger“ genannt, haben die Heilkräuter besonders viele Inhaltsstoffe. Und so wurden in diesem Zeitraum von Frauen alle Heilkräuter gesammelt, um die Familie mit Heilmitteln, vor allem durch die kalte Jahreszeit hindurch, zu versorgen.
Der Kräuterbuschen als kleine Apotheke: je nach Region sind unterschiedlich viele Kräuter in den Kräuterbuschen zu finden, die Anzahl schwankt, ist jedoch immer eine mystische oder symbolträchtige Zahl:
7 - die Zahl 7steht für die Anzahl der Schöpfungstage.
9 - die Zahl 9 steht für 3 x 3, also für die heilige Dreifaltigkeit.
12 - steht für die Zahl der Apostel und der Stämme Israels.
99 - 33 x 3 steht als Symbol für die heilige Dreifaltigkeit.
24 - 2 x 12, steht für die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel.
Kräutervielfalt gesammelt und gebunden: gesammelt werden die Kräuter am Abend vor Maria Himmelfahrt und zu Kräuterbuschen gebunden. In der Mitte des Bündels findet sich meist die Königskerze, auch Marienkerze genannt, umgeben von zahlreichen anderen Kräutern. Hier finden sich bunt gemischte in der Regel heimische Kräuter wie Alant, Arnika, Baldrian, Beifuß, Frauenmantel, Kamille, Johanniskraut, Liebstöckel, Pfefferminze, Schafgarbe, Rainfarn, Thymian, Lebenskraut, Eibisch, Haselnusszweige, Ringelblume aber auch Majoran, Ysop, Goldrute und viele mehr. Als Symbol für Maria werden häufig auch Rosen und Getreideähren in die Kräuterboschen mit hinein gebunden. An Maria Himmelfahrt wird das Kräuterbündel gesegnet und anschließend im Haus, im Herrgottswinkel, aufgehängt. Große Buschen dürfen erst an einem luftigen Platz trocknen und finden dann ebenfalls einen Platz in Haus oder Stall. Bei Unwettern und Stürmen werden heute noch einige dieser getrockneten Pflanzenteile im Feuer verbrannt, das soll vor Blitz und Unglück schützen.

Erich Neumann, freier Journalist www.presse.ag
Postfach 14 43, 87612 Marktoberdorf
GSM +49 160 962 86 676
e-Mail e.neumann@cmp-medien.de
www.cmp-medien.de

© Bild: www.br.de CC – Kräuterbuschen im Hergottswinkel
© Bild: www.merkur.de CC – Wiespfarrer Msrg. Gottfried Fellner
© Bild: www.bistum-augsburg.de CC – Altarraum Wallfahrtskirche Maia Hilf, Speiden
© Bild: www.koessel-braeu.de CC – Außenansicht Wallfahrtskirche Maia Hilf, Speiden
© Bild: www.wikipedia.org CC – Gnadenkappelle und Wallfahrtskirche Maia Hilf, Speiden
© Bild: www.schwangauer-bauernmarkt.de CC – Mariahilfer Vollbier - halbdunkel
© Bild: www.beer-coasgter.eu CC – Bierdeckel Mariahilfer Bier
© Bild: www.brauchwiki.de CC – Kräuterbuschen
© Bild: www.br.de CC – Kräuterbuschen im Bauernhofmuseum Illerbeuren

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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