Woll im Trend: Urban Knitting
Eisenberg (Pfalz) hat ja bisher einen eher fragwürdigen Ruf. 60 Nationen auf rund 8.000 Einwohner versprechen jede Menge Spannung, die Gegebenheiten für Hundehalter sind mangelhaft, Drogen, Alkohol und Verbrechen beherrschen die Meldungen der lokalen Presse. Kurzum: Eisenberg ist das "hinterletzte Kaff zum Leben".
In letzter Zeit jedoch kann man an immer mehr Ecken beobachten, wie es immer bunter wird. Dies mag am bevorstehenden Stadtjubiläum liegen oder aber am ramponierten Image der ehemaligen Tongrubengegend. Man putzt sich raus, es wird umgebaut, es wird etwas geschafft. So wurde nicht nur die Kerzenheimer Straße um etwa 7 Meter versetzt um den Marktplatz mehr in die Innenstadt einzubinden. Die Stadt erhielt ebenso eine neue Seniorenresidenz, welche rückwärtig direkt an den Eisbach grenzt und somit innerstädtisch eine angenehme Option im Alter zu leben darstellt. Auch ein Erlebnispfad wurde geschaffen. Ganz aktuell jedoch finden sich an immer mehr öffentlichen und gut einsehbaren Kreuzungen und Plätzen verhüllte Poller, Bäume und Gelände. Das sogenannte Urban Knitting hält 8 Jahre nach seiner Entstehung nun auch in der Pfalz Einzug. Obwohl damit dem Trend ein wenig hinterher, wird so doch damit ein für die Region ungewohnter Blickfang geschaffen. Farbenfröhlich und detailreich präsentiert sich die sonst eher triste und graue Stadt. Es zeigen sich verschiedene Stile und Motive, so dass man gern ein wenig verweilt und die Zeit vergisst. Für eine Stadt wie Eisenberg ist eine derartige Aktion also in jedem Fall eine Bereicherung. Auch wenn man sich mit größeren Städten wie beispielsweise Frankfurt oder Berlin natürlich noch nicht messen kann. In jedem Falle ist der Anfang gegeben und man kann sich nur wünschen, dass es nicht nur bei diesem Anfang bleibt. Das Image der Stadt Eisenberg hätte es jedenfalls bitter nötig, sich durch solche Sehenswürdigkeiten aufzubessern...
Das sogenannte Urban Knitting oder auch Guerilla Knitting hat seinen Ursprung im texanischen Houston und beschränkte sich auf die Verschönerung von Türklinken durch gestrickte Accessoires. Da auch bei diesem Trend der Drang nach "Höher, Schneller, Weiter" recht schnell laut wurde, kamen die urbanen Stoffgrafittis auch recht schnell in politische Bedeutung, beispielsweise als Protestaktion gegen das Projekt "Stuttgart 21". Im Allgemeinen soll Urban Knitting aber eher symbolische Bedeutung haben oder einfach als Verschönerung dienen.
Wirst sehen: Eisenberg wird noch Vorreiter der zweiten Knitting-Welle. ;-)
Ich mag das Gestricke auch. Ist so herrlich un-uniform.