Zukunft war gestern heute

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Die Welt in 100 Jahren

Wie stellt man sich die Zukunft vor, ganz Allgemein oder nach einem bestimmten Ereignis, ist eine oft gestellte Frage. Der Journalist Arthur Bremer gab diese Frage weiter und veröffentlichte im Jahr 1910 ein Buch mit Antworten. Als er die Frage an einige Fachleute weitergab, die in Technik und Politik und Kunst etc. tätig waren, überraschten ihn die Antworten sicherlich.

Der Verlag Saphir im Stahl hat nun, mehr als 100 Jahre später, dieses Buch neu herausgegeben. Warum das Buch noch einmal veröffentlicht wurde, dazu sollte man das Vorwort heranziehen:

Wie es zur Herausgabe dieses Buches kam ist schon recht abenteuerlich zu nennen. Vor ein paar Jahren mit einem Kurzbesuch in Kassel fand ich dieses Buch in einem Altpapiercontainer oben auf. Für die Eltern das Altpapier entsorgend, fiel mir das Buch deswegen auf, weil eine Seite mit einem Kometen aufgeblättert sich meinen überraschten Augen darbot. Kometen = Zukunftsroman in Frakturschrift = kenne ich nicht. Also das Werk aus dem Altpapier geklaubt und mitgenommen. Allerdings konnte ich mich erst auf der Rückfahrt nach Hause im Zug damit beschäftigen. Wie schön, dass man sich auf die Bundesbahn verlassen kann und mit nur vier Stunden Verspätung am Heimatbahnhof angekommen. Also viel Zeit das Werk kennenzulernen. Der Zustand war miserabel, fleckig, eingerissen und manchmal fehlten Stücke der Seiten. Ohne Einband und am Ende fehlende Seiten begann ich im Buch, obwohl es den Namen gar nicht mehr verdiente, zu lesen.
Da es hiess, die Welt in 100 Jahren und u.a. von einem Krieg 2009 die Rede war und ansonsten auch das Datum des öftern fiel, ging ich vom Erscheinungsjahr 1909 aus. Zumindest die Frakturschrift passte zu diesem Datum und die zum Teil „altertümliche“ Schriftsprache half mir das Erscheinungsdatum einzgrenzen. Beim Abschreiben bemühte ich mich, die alte Schreibweise beizubehalten, aber es kann sein, dass mir die modernere Schreibweise machmal durchging und Druckfehler verbesserte. Hoffentlich, ohne neue einzufügen.
Zuhause begann ich das Buch abzuschreiben und wie es so ist, einmal gespeichert, blieb der Datensatz irgendwo auf der Festplatte, bis man ihn Jahre später beim „aufräumen“ wiederfindet. Die Vorlage wanderte wahrscheinlich wieder ins Altpapier. Es ist jedenfalls nicht mehr bei mir zu finden.
Da ich mir die Arbeit gemacht hatte, das Buch abzuschreiben und die Vignetten und Bilder ablichtete, soll es nun wieder neu erscheinen. Ich kann nicht sagen, ob es vollständig ist, ob meine Ergänzungen, dort wo Texte fehlten, richtig sind, aber ich finde die Idee die hier verwirklicht wurde gut und möchte sie den heutigen Lesern gern zugänglich machen.

Und damit sind wir bei der Überschrift des Artikels. Die Zukunft war gestern heute. Dies Buch ist Nostalgie pur. Wenn eine Autorin die Emanzipation der Frau vorhersagt und ein Mann den Weltkrieg, so sind diese heute längst eingetreten. Die Frau ist ein Deutschland schon lange dem Mann gleichgestellt. Zumindest laut Grundgesetz. Dass sie immer noch weniger verdient für die gleiche Arbeit, die auch ein Mann leistet, ist eine andere Sache. Und dass die Frau auf der ganzen Welt noch nicht über gleiche Rechte verfügt, ebenso. Wenn der Autor den Weltkrieg für 2009 vorhersagt, so wahrscheinlich, weil er einen Blick auf die Politik warf. Dass der große Krieg 1914 bereits ausbrach und Jahrzehnte später der zweite Weltkrieg, machte seine Luftschiffflotte illusorisch. Sehr viel interessanter sind Dinge des alltäglichen Lebens. Wenn zum Beispiel das Taschentelefon erklärt wird, mit dem man sogar Bilder und Filme an die Wand werfen kann. Das „einfrieren“ um in die Zukunft zu reisen und andere Ideen finden ebenfalls Eingang. Etwa, dass man in einem Chor singen kann, indem jedes Chormitglied von zuhause aus singt.
Wie auch immer die Welt in 100 Jahren, also heute, aussehen mag, die damaligen Autoren hatten Mut zu ihren Spekulationen. Manche der Artikel erscheinen von Anfang an als Blödsinn. Einige der Autorennamen scheinen erfundene Pseudonyme zu sein. Auf regelrechte Weltuntergangsszenarien wurde verzichtet und dem großen Krieg, Europa gegen Asien, folgt ein Beitrag über den Weltfrieden. Es ist also nicht so, dass hier ständig schwarz gesehen wird. Im Gegenteil, denn die meisten Beiträge sehen die Entwicklung positiv.
Die Zeichnungen in diesem Buch stammten von Ernst Lübbert, auch wenn ich andere Signaturen erkannt habe.

Arthur Brehmer Die Welt in 100 Jahren
Titelbild: Igor Shaganov Zeichnungen: Ernst Lübbert
Verlag Saphir im Stahl (2020) 253 Seiten 26 €
ISBN: 978-3-96286-032-5 (gebunden mit Schutzumschlag)

Bürgerreporter:in:

erik schreiber aus Bickenbach (HE)

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