Worüber niemand spricht: Das macht Corona mit unserer Psyche

Corona geht jetzt schon fast zwei Jahre lang. Immer wieder gab es Hoffnung auf eine Besserung der Lage, manchmal wagten wir zu denken, dass die Pandemie bald ein Ende haben könnte. Jetzt ist Januar und viele von uns haben sich an den neuen Alltag gewöhnt. Ob im Home-Office oder mit Maske im Geschäft, wir alle hielten uns an die Vorkehrungen, die uns schützen sollen. Kontaktreduzierungen, viel Zeit in den eigenen vier Wänden, wenig bis keine neuen Freundschaften … Das alles war und ist Realität für viele von uns.

Unsere Gesundheit ist ein hohes Gut, keine Frage. Nur wird zu wenig über unsere mentale Gesundheit gesprochen. Hand aufs Herz: Wie fühlst du dich jetzt im Moment?

Das sind die Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit

“Manche Menschen haben beispielsweise so starke Ängste, dass die seit Wochen oder Monaten gar nicht mehr aus dem Haus gegangen sind, dass sie überhaupt nicht mehr einkaufen können.“ – Prof. Dr. Michael Berner

Diese psychischen Belastungen und Krankheiten können seit Pandemiebeginn (umso mehr) auftreten:

  1. Angstzustände und – attacken: Angstzustände treten oftmals vermehrt auf. Daraus resultierend können sich Süchte abzeichnen, wie zum Beispiel eine Alkoholsucht, in dem Versuch, die Ängste zu lindern.
  2. Einsamkeit: Besonders für Single-Personen oder Leute, die ohne andere Menschen in einem Haushalt leben, kann Einsamkeit eine große Belastung darstellen. Fehlt der Kontakt zu Freunden und Familie, ist das schon bedenklich genug. Wenn man dann auch noch im Home-Office sitzt und kaum das Haus verlässt, setzt Eintönigkeit ein und die Decke fällt einem auf den Kopf. Die Laune sinkt, die Lust etwas dagegen zu unternehmen womöglich ebenfalls. Man lebt zurückgezogen – und einsam. Das kann dazu führen, dass man sich mehr denn je einen Partner wünscht oder sich ein Haustier zulegt, für das man später gar nicht ausreichend sorgen kann. Einsamkeit kann außerdem zu psychischen Krankheiten führen.
  3. Depressionen: Diese werden häufiger verzeichnet und sie verschlimmern sich oftmals. Gerade die geregelte Struktur im Alltag ist für viele Erkrankte enorm wichtig, fiel aber häufig weg. Depressionen sollten auf keinen Fall unterschätzt werden. Diese können im Extremfall zu Suizidversuchen führen. Sich rechtzeitig Hilfe zu holen ist daher sehr wichtig. Besonders Freunde und Familie können einem im Zweifelsfall gut dabei unterstützen, z.B. einen Therapieplatz zu bekommen. Es gibt aber auch Möglichkeiten wie die Telefonseelsorge.
  4. Schlafprobleme: Schlaflosigkeit durch zu viel Grübelei oder anderen Gründen sind ebenfalls keine Seltenheit.
  5. Therapie: Da mehr Leute denn je psychischen Erkrankungen erliegen, sind Therapieplätze auch sehr gefragt. Diese sind also noch knapper geworden. Im Januar 2021 haben psychotherapeutische Praxen einen Anstieg von 40% mehr Anfragen als im Vorjahreszeitraum verzeichnet. Der Grund: Unter anderem kamen Menschen mit Geldsorgen, Kinderbetreuung, Angst um den Arbeitsplatz und Angst vor Infektionen dazu. Auch psychisch vorbelastete Kinder und Jugendliche zogen sich mehr zurück, Ess- und Zwangserkrankungen stiegen.

Womit kann ich anfangen, damit es mir besser geht?

Anzunehmen, dass es einem nicht gut geht, ist der erste Schritt. Dann ist der zweite Schritt nicht weit: etwas dagegen unternehmen. Dazu kann man verschiedene Hilfsangebote in Anspruch nehmen oder sich selbst fragen, was man gerade braucht.

Telefonberatungsstellen sind eine Hilfe, die sofort einsetzbar ist und daher genutzt werden sollte. An diese Stellen kann man sich kostenlos und anonym wenden: Telefonseelsorge: 0800 111 0 111, Telefonberatung der BZgA: 0800 23 22 783. Auch als Angehöriger psychisch erkrankter Menschen kann man helfen. In diesem Fall kann man Gespräche anbieten oder einfach Gesellschaft leisten. Ist man sich unsicher, kann man sich ebenfalls telefonisch beraten lassen beim SeeleFon: 0228 71 00 24 24.

Man sollte sich auch um einen Therapieplatz bemühen. Wie und ob das möglich ist, hängt oft von der Region ab, in der man lebt. Daher sollte man es auf jeden Fall versuchen!

Auch auf anderem Weg sollte man sich um sich selbst kümmern, Stichwort Selfcare. Spaziergänge an der frischen Luft können bereits etwas Abwechslung im grauen Alltag geben, man kommt eventuell auf andere Gedanken und füllt seinen Vitamin D-Speicher auf. Einen festen Plan zu haben, kann außerdem Struktur ins Leben bringen und bei Depressionen helfen. Auch Kontakte weiterhin zu pflegen ist enorm wichtig. So kann man sich beispielsweise online oder draußen verabreden und auch über das reden, was einem auf dem Herzen liegt. Ebenfalls hilfreich kann eine Ernährungsumstellung sein. Mangelernährung kann psychische Krankheiten begünstigen, leckeres nahrhaftes Essen stärkt dagegen die Seele.

Wisse: Du bist nicht allein. Auch anderen geht es wie dir. Diese Ausnahmesituation, die leider schon so lange geht, ist für niemanden einfach.

Bürgerreporter:in:

Dantse Dantse aus Darmstadt

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