Zum ersten Mal im Watt! Na dann, gehen wirs an
Am Wattenmeer
„Wat it Watt“ liest man oft auf Plakaten.
Ja klar, Watt ist eine physikalische Einheit, oder, was für uns interessant war: Watt ist ein Wattenmeer und es bedeutet „watend begehbares Meer“
Seit zwei Jahren ist das Wattenmeer Weltnaturerbe, verliehen von der UNESCO. Das sind 400 km entlang der deutschen und niederländischen Küste und ein Areal von ca. 10 000 Quadratkilometern. 20 km davon wateten oder radelten wir an der Küste entlang.
Und wir erlebten an einem Tag Ebbe u n d Flut!
Also raus mit den Rädern und ab in Richtung Duhnen. Hier mieteten wir uns für einen Tag einen Strandkorb.
Der nächste Tidenfall sollte genau 12.15 Uhr sein. Da hatten wir ja noch genügend Zeit, um uns im Strandkorb einzurichten. Und wir handhabten es genau so wie vor ca. 40 Jahren! Wir packten alles um und aus: Getränke, Obst und Gemüse blieben in der Kühltasche, Handtücher, Bücher und Zeitschriften, natürlich Fotoapparat, eben das, was man für einen knappen Tag so benötigt, wurden noch einmal begutachtet und wieder in die Taschen verstaut.
Wir hatten Glück mit dem Wetter! Herrlicher Sonnenschein spiegelte sich in den noch verbliebenen Pfützen und auch die Lufttemperatur mit 22 Grad war angemessen. Mein Herr Stock und ich wateten zum ersten Mal im Watt! Was für ein Gefühl war das, wie in Kindertagen, wenn wir nach einem Gewitter in den Pfützen herum tollten und der warme Schlamm zwischen den Zehen blubberte. Diese Freude war auch den vielen kleinen Geistern anzusehen. Rinnen ziehen für die Flut, Teiche für die noch zu fangenden Krebse, waren die Hits bei den Kindern. Die ganz kleinen Menschlein saßen gar im Schlamm. Nur die, die ihn gekostet hatten, jammerten, salzig. Ja, das alles sahen und hörten wir uns auf unserer langen Wattwanderung mit Freude an …
Und da gab es die Möwen, sie liefen uns kreuz und quer geschäftig über den Weg, pickten kopfnickend ständig im Schlick des Wattes, fanden dort Wattwürmer und schlenkerten die größeren Taschenkrebse durch die Luft, sicher um sie in Rückenlage zu bekommen, denn auf dem Rücken liegend sind diese Krabben sehr unbeholfen und bieten auch noch ihre ungeschützte Bauchseite an. Das war es, was die Möwen bezweckten. Einige Krebse überlebten den Hunger der Möwen und landeten dann doch noch in den Netzen und Eimern der Kinder, die sie zu ihren Puddelstellen trugen, ja warum eigentlich. Mein Herr Stock testete die Reizbarkeit eines Krebses. Der stellte sich auf die Hinterbeine(?) und drohte ihm mit seinen weit offenen Scheren. Warum Krebse seitwärts laufen, konnte ich aber nicht in Erfahrung bringen.
Die vielen spiralförmigen Häufchen, deren Wachsen sogar zu beobachten war, weckten nun meine Neugier. Ich war der festen Überzeugung, dass Wattwürmer zur Hauptmahlzeit der Möwen gehörten. Das stimmt so nicht, denn die Möwen sind Allesfresser. Die Ringelhäufchen waren die Ausscheidungen der WW, denn diese leben während der Ebbe in Röhren im Schlamm. Und überhaupt wimmelte es nur so von Babyfischen. Wie ich las, verbringen 80 % der Nordsee-Schollen ihr erstes Lebensjahr im Watt. Einige Muscheln und besonders gezeichnete Federn schleppten wir mit in den Strandkorb.
Und nun hinein in die ergötzende graue Theorie, die aber, so empfand ich es beim Aufschreiben, keineswegs trocken landete.
Also ist noch immer ungeklärt, was Watt denn nun eigentlich bedeutet, außer dass man es watend begehen kann?
Watt nennt man den Bereich einer Küste, der durch den Tidenhub zweimal täglich bei HW überflutet wird und bei NW wieder „trocken“ fällt. So jedenfalls hab ich es bei Wikipedia gelesen.
Und was ist „ Der Tidenhub“ genau? Spannend auf alle Fälle, denn es ist das arithmetische Mittel von Tidenstieg und Tidenfall!
Und der Mond? Hier hängt so manches von seiner Stellung ab. Ich habe ihn jedenfalls bei seinem Aufgang beobachtet und da hing er nicht in den Bäumen, sondern hoch über und in den Wolken. Dabei habe ich ganz vergessen, dass es ja da auch noch die Nipptide und die Springtide zu beachten gilt. Denn die HWH (Hochwasserhöhe) wird nicht nur von der Windrichtung und seiner Stärke beeinflusst, sondern es wird besonders bedrohlich, wenn eine Sturmflut mit einer Springtide zusammenfällt.
Nein, ich schreibe nun nichts weiter dazu! Mag doch jeder selbst herausfinden was sich zwischen dem Scheitelpegel einer Flut und dem untersten Pegelstand einer Ebbe abspielt!
Zum Schluss noch eine Frage: Kann es sein, dass doch jemand weiß, welche Flüsse in Deutschland tidebeeinflusst sind?
Ein wunderbarer Stöckchenbeitrag,einfach herrlich ! ;-)))
lg Gaby