28. Celler Wasa-Lauf

Vor dem Celler Schloss befinden sich die Startnummernausgabe- und Umkleidezelte
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  • Vor dem Celler Schloss befinden sich die Startnummernausgabe- und Umkleidezelte
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Ein Lauf durch die Geschichte von Celle

Jeden zweiten Sonntag im März ist die gesamte Innenstadt von Celle für 12 Stunden für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Zur Freude der Läufer findet hier eine der größten Volkslaufveranstaltungen in der malerischen Altstadt statt. Rund 8 950 Sportler haben in diesem Jahr am Wasa-Lauf teilgenommen.

Trotz der Nähe zum Austragungsort und der schon 28. Auflage habe ich an dieser Veranstaltung erst zweimal teilgenommen. Mir macht das Laufen bei schönem Wetter erst richtig Spaß, doch der Termin liegt zeitig im Jahr und die klimatischen Bedingungen waren in den letzten Jahren durchweg wenig attraktiv. Vermutlich durch den langen Winterstau war mein Aktivitätsdrang so groß, dass ich mich 2010 zur Teilnahme am 10-Kilometer-Lauf angemeldet habe.

Eine Woche vor der Veranstaltung sahen die Bedingungen echt schlecht aus. Es schneite immer wieder und die Temperaturen gingen bis fast auf -10 °C runter. In meiner Vorstellung sah ich die Athleten schon hinter einem Schneepflug durch die Stadt laufen oder als Kälteopfer in den Cafes der Stadt herumsitzen.
Bis zum Veranstaltungstag hatte sich die Situation dramatisch verbessert. Die Altstadt war schneefrei und die Temperaturen lagen im Plusbereich. Dennoch waren der wolkenverhangene Himmel, der leichte Wind und der immer wiederkehrende Nieselregen alles andere als einladend.

Trotz dieser Rahmenbedingungen hat Berni sein ambulantes Büro für die interne Startnummernausgabe auf der Brücke vor dem Schloss pünktlich geöffnet. Hier treffen nun nacheinander die Teilnehmer am 10-Kilometer-Lauf ein: Henning, Hans-Hermann, Ian, der Berichterstatter und Eva als Zuschauerin. Eine Zusammenkunft der gemeldeten Spargelsprinter wird dadurch erschwert, dass die Teilnehmer der 20 Kilometer (Berni, Jürgen, Holger und Burkhard) erst 70 Minuten später an den Start gehen werden. Spargelsprinter Matthias hatte verletzungsbedingt die fünf Kilometer unter die Laufschuhe genommen, seine Frau Sonja überraschte im signalroten Trikot auf der 10er Strecke. Weitere Aktive haben an den Fotoapparaten gearbeitet: Regina, Petra und der Berichterstatter.

Mit einem ohrenbetäubenden Startschuss aus einer kleinen Kanone werden die Sportler auf die 10 000-Meter-Stadtbesichtigung geschickt. Dreimal um die Ecke rum und das Schloss taucht zur linken Hand auf. Um 1315 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Fast 300 Jahre diente das Gebäude als Residenz für die Herzöge. Der letzte von ihnen, Herzog Georg Wilhelm, starb 1705 ohne männlichen Erben. Durch Heirat seiner einzigen Tochter kam das Herzogtum an das Kurfürstentum Hannover. 1837 wird unter König Ernst August Celle zur zweiten Residenz des Königreiches Hannover.

Nach so viel Geschichte laufen die Sportler in Richtung Französischer Garten, müssen dort eine kleine Steinbrücke überqueren, biegen nach links ab und sehen zur Rechten die Garnisonskirche von 1901 (vor dem Parkdeck). Die Kaserne, für die das Gotteshaus erbaut wurde, erreichen die Läufer nach fünf Minuten. Das ist das große Backsteingebäude von 1873 auf der linken Seite der Laufstrecke. Da steht aber heute "Neues Rathaus" dran. Wie schon eben erwähnt, kam Celle durch Heirat an Hannover. Mittlerweile hatte sich das Königreich Preußen zu einer Großmacht entwickelt, führte Krieg gegen Österreich. Das Königreich Hannover stand bedauerlicherweise auf der falschen Seite, verlor eine Schlacht gegen Preußen und wurde 1866 von Preußen annektiert. Das wollte nun den armen Heidebauern in Celle ein Zeichen seiner Macht und Herrlichkeit setzen und baute das riesige Backsteingebäude, die Heidekaserne. Es war die Unterkunft für zwei Bataillone des Infanterie-Regiments 77 und eine der größten militärischen Anlagen im damaligen Deutschen Reich.

Die Strecke führt nun im Zickzack-Kurs durch die Stadt. Nach der zweiten Runde biegen die Sportler von der Straße vor dem Schloss in die "Stechbahn" ein und das Ziel ist schon in Sicht. An dieser Stelle haben vor über 500 Jahren Herzöge Sport betrieben. Nicht zu Fuß, das wäre nicht standesgemäß. Sondern auf dem Pferd, mit einer langen Holzstange, um den Gegner von seinem Vierbeiner zu stoßen, dass es nur so rappelt. Hier lag also der Turnierplatz der Stadt. Die Geschichte berichtet, dass einer dieser Reitsportler, Herzog Otto II. (Otto der Großmütige), während eines Turniers 1471 vom Pferd gefallen ist und dadurch wenig später den Tod gefunden haben soll. Vor der Löwenapotheke befindet sich ein Hufeisen im Pflaster, das an den Tod von Otto den Großmütigen erinnert.

Für eine Gedenkminute bleibt jedoch keine Zeit mehr. In´s Läuferfeld ist nun Bewegung gekommen. Jeder Teilnehmer versucht vor den klatschenden, jubelnden Zuschauern einen guten Eindruck zu machen und vor der Einlaufgasse noch möglichst viele Mitbewerber zu überholen. Ich peile die Einlaufgasse mit dem geringsten Andrang an und schon bin ich im Ziel.

Dort wartet Regina mit einem praktischen blauen Überzieher (Kunststoffsack mit Ausschnitten für Kopf und Arme) und beglückwünscht mich. Sie stand schon während der ersten Runde zum Anfeuern an der Strecke. Freundliche Zurufe erhielt ich auch von Spargelsprinter Matthias, dem ich trotz meiner Winterkleidung nicht verborgen blieb.
Gefreut habe ich mich auch über einen Gruß, den mir Berni ausgerichtet hat. Von Carsten Leuschner, einem Laufkameraden, mit dem ich auf der Chinesischen Mauer gelaufen bin. Carsten hat Berni in Celle am weltweit bekannten Spargelsprinter-Logo erkannt.

Das Wetter entsprach mal wieder so gar nicht meinen Vorstellungen. Spaß gemacht hat mir die Teilnahme am Wasa-Lauf auf jeden Fall und im nächsten Jahr bin ich wieder dabei. Notfalls auch mit Regenschirm.

www.spargelsprinter.de.vu

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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