Rathsmühle Celle - 631 Jahre Mehl gemahlen

Die Rathsmühle vom Ausblick der Allerbrücke.
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  • Die Rathsmühle vom Ausblick der Allerbrücke.
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Baujahr: 1378, heutiges Gebäude 1899/1945
Gebäudetyp: Wassermühle/Industriemühle
Mühlenart: Getreidemühle
Betriebszustand: 2009 den gewerblichen Betrieb eingestellt
Heutige Nutzung: Wasserkraftwerk, Mühlengebäude leerstehend, Getreidesilo in Weiternutzung

Als im Jahre 1378 die Residenz des Fürstentums von Lüneburg nach Celle verlegt wurde, baute man nicht nur das Schloss und die Befestigungsanlagen der Stadt aus, sondern errichtete gleichzeitig an der Aller eine Getreidemühle, um die Versorgung der Bevölkerung der Stadt sicherzustellen.
Als im Jahre 1388 die Mühle mit einem Kostenaufwand von 150 Mark Lüneburger Pfennige repariert werden musste, wobei unklar war ob die Schäden an der Mühle durch kriegerische Auseinandersetzungen oder durch ein Hochwasser der Aller entstanden sind, übernahm die Stadt die Kosten da die Kassen der Herzöge leer waren.
Daraufhin wurden der Stadt am 6. Januar 1389 von den Herzögen Bernhard und Heinrich von Braunschweig-Lüneburg alle Rechte der beiden Vorbesitzer übertragen. Von nun an war die Mühle fast vier Jahrhunderte lang städtisch und wurde zur Rathsmühle.

1547 wurde die Mühle abgerissen, da sie den Erweiterungen der Stadtbefestigung im Wege stand und anschließend neu erbaut.
Die Rathsmühle wurde weiter ausgebaut und erhielt im Jahre 1592 ein viertes und 1736 ein fünftes Mahlwerk.
Im laufe der Zeit wurden der Getreidemühle eine Bakemühle, eine Loh- und Grützemühle (1661), eine Graupenmühle (1679), eine Ölmühle (1697) und eine Tabakmühle angegliedert.

Von 1720 an verpachtete die Stadt die Mühle für 920 Reichstaler. Am 16. August 1784 ging die Mühle mit der dazugehörenden Loh- und Walkmühle und allen Wasserwerken an die kurfürstliche Kammer (dem heutigen Land Niedersachsen), da die Erhaltungsaufwendungen von der Stadt nicht mehr getragen werden konnten.
1834 wurde die alte Mühle abgerissen und neu erbaut. 1882 wurde eine 200 PS_Turbine eingebaut.

1898 musste das Mühlengebäude abermals einem Neubau weichen. Nun begann für die Mühle eine neue industrielle Zeit. Es wurde ein vierstöckiges Industriegebäude, mit darin damals hochmodern enthaltene Mühlentechnik gebaut.
1910 dann wurde auf dem anderen Allerufer ein anfänglich 4000 Tonnen fassendes Getreidesilo errichtet. Nun war es möglich auch Getreide aus Übersee per Schiff oder über den eigenen Gleisanschluss einzulagern.

Bis 1928 wurde die Rathsmühle von C. Töpfer betrieben, der den Pachtvertrag an dem Mühlenkonzern Kurt Kampffmeyer abgegeben hatte.
In der Nacht vom 6. zum 7. Juni 1945 brannte die Rathsmühle vollständig aus und wurde als vierstöckiges Gebäude mit hoch aufragendem Walmdach wieder aufgebaut.
Nach dem Neubau waren 33 Walzenstühle in Betrieb, davon 21 für die Produktion von Weizen- und 12 für Roggenmehl.
Angetrieben wurden die Walzenstühle aus der Energie von drei insgesamt 750 PS starken Turbinen. Täglich wurden so 130 Tonnen Mehl hergestellt.

In den 50iger Jahren wurde an der Westseite der Mühle ein riesiges Mehlsio mit darin enthaltener Absackung und Kleinpackungsabfüllanlage gebaut. Ab nun konnte das Mehl auch lose im Silolastwagen verladen werden und vor Ort bei den Kunden mit Druckluft in die Silos geblasen werden.

Als der Schwedische Knäckebrothersteller Wasa in den 1960iger Jahren eine Knäckebrotfabrik in Celle-Vorwerk in Betrieb nahm, wurde die Mühle 1966 von ihr übernommen und die Mehle für das Knäckebrot selbst produziert.
Da dem Wasawerk ein großes Mehlsilo angegliedert wurde, benötigte man das Mehlsilo der Rathsmühle nicht und wurde noch bis in den 80iger Jahren von der Wesermühle Hameln, die ebenfals dem Kampffmeyer-Konzern angehörte, als Mehlzwischenlager genutzt.

Mit dem Bau einer neuen Mühle direkt an der Vorwerker Knäckebrotfabrik wurde die Rathsmühle im Juli 2009 stillgelegt.
Nach dem Kauf der Rathsmühle von der Stadt Celle wurde von 2012 bis 2013 die Wasserkraftanlage komplett erneuert und erziehlt mit der Stromgewinnung gute Einnahmen in die Stadtkasse.
Das Getreidesilo auf der anderen Allerseite mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Tonnen, wird von der Wasa zur Einlagerung von Getreide für die neue Mühle weiter genutzt.

Bürgerreporter:in:

Jan Wiedenroth aus Langlingen

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