Begeisterungsbericht über die 2. Nacht der Trommeln in Celle CD-Kaserne

Diesen kleinen Bericht wollte ich gleich schon am nächsten Tag (am 15. November) verfassen. Es kam leider immer wieder etwas dazwischen:

Die zweite Nacht (für mich die erste getrommelte Celler Nacht) !

Es war mein/unser erster Besuch in dieser interessanten Location in Celle. Als erstes habe ich sozusagen die Kasernen verwechselt, aber danach gleich gewusst, wo es sein muss:

Von der Hannoverschen Heerstraße geht diese ehemalige britische Kaserne kurz vor der Polizei nach rechts ab. Ein großes Gelände und ein offenes zugeschnittenes Gebäude mit großer Eingangshalle erwarteten uns.

Auf der linken Seite ging es in das Veranstaltungs-Intro; geradeaus gab es einen modern eingerichteten Tresen mit aufmerksamen Personal und humanen Preisen für Getränke und Kleinigkeiten für den Bauch.

In der linken Halle ging es dann auch schon bald los: halb bestuhlt und halb stehend war es dort massig voll. Wieviele Karten letztendlich verkauft wurden, blieb offen. Die Veranstalter waren jedoch genauso überrascht wie das Publikum auch.

Der Abend fing mit der Gruppe: Funnyflu (phonetisch) an. Es war eine gemischte Band aus Schneverdingen. In der Mitte der Band war ein umsichtiger Saxophonist zu erkennen, der mit allen verbalen oder non-verbalen Kontakt aufnahm bis es losging. - Für mich der Macher der Band.

Mit langsamen und vertrauten südamerikanischen Klängen begann der Abend. Nach drei bis vier Stücken ging dann schließlich "Der Helge" ans Mikrofon.

Das war derjenige, dem ich das am wenigsten zugetraut hätte: es war der kleine Mann mit einer großen Brille, der mit seiner Orgel/Keyboard von uns aus sozusagen: vorne rechts saß.

Helge kündigte die einzelnen Stücke an, deren Namen ich genausowenig behalten habe, wie die Stücke der anderen Gruppen. Darauf kam es aber gar nicht an.

Helge hat seine Musikgruppe, die erst seit einem Jahr besteht, vorgestellt und so seine ganz speziellen Kommentare abgegeben. Die Komik der Situation ist gar nicht zu beschreiben, aber das Publikum hat ihn an diesem Abend mit seiner trockenen Art in sein Herz geschlossen.

Immer wieder war nach oder schon bei seinen Ansagen ein Gekichere oder ein Glucksen, schallendes Gelächter, ja sogar Anfeuerungsrufe seines Namens zu hören. - Persönlich hätte ich Helge für eine der neuen Castingsshows vorgeschlagen. So unvorhergesehen, wie seine trockenen Treffer beim Publikum saßen und zum Lachen gebracht haben, musste ich mich mal umschauen, ob er nicht sogar schon für diesen Abend gebucht und schon längst für die gute Laune engagiert war. - Auch ohne Life-Kameras.

Mit seinen drei Trommlern ist die Band in den letzten Stücken nochmal richtig ins Schwitzen gekommen. Sie spielten südamerikanische Klänge mit einem ansprechenden Sound.

Alles in allem ein guter Auftritt für eine musikalisch gesehen junge Band. - Bitte weiter so, vor allem : bitte Helge bewahre Dir Deine Art auf. Es kommt super an.

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Nach einer kurzen Umbauphase ging dann richtig der Fisch ab: Die Gastgeber trafen ein mit Pauken und fast hätte ich gesagt mit Trompeten.

Vom Eingangsflur aus zogen sie mit einem Hammer-Stück durch die Menge nach vorne. Es war so ein Gefühl wie der Einzug der südamerikansichen Gladiatoren.

Immer wieder blieben sie häppchenweise stehen und verzauberten mit ihrem unter die Haut gehenden Rhytmus die Zuschauer.

Ein Auftritt wie aus einem Bilderbuch in Grün/Blau mit umgehängten Trommeln und anderen schönen (leider ohne genaue Namen) Instrumenten ging es los.

Fast pausenlos legte die Gruppe Samba Beija Flor aus Celle einen nach dem anderen hin.

In einer Zeit von fast anderthalb Stunden waren zumindest nur die Stühle kalt geworden. Von Anfang an riss es uns von genau denen in die Höhe. Mit dem ganzen Körper waren sehr viele Zuschauer einfach begeistert dabei und Klastschen ging automatisch.

Ohne darauf zu achten, haben viele Begeisterte einfach zu den Trommeln selbst einen Körperrhytmus hingelegt; andere haben links von der Bühne getanzt.

Mit Jeanette, einer brasilianischen feurigen Tänzerin, hatte die Gruppe aufs richtige Pferd gesetzt. Die farbige Frau vom anderen Kontinent wusste auf ihre Art die Menschen mitzunehmen bei Spaß und Tanz.

In verschiedenen Choreographien gelang es Jeanette immer wieder die Menschen um sie herum zu animieren.

Mit schließlich einem aus dem Karneval stammenden Kostüm und einer hinterhergeschleppten gaaanz langen Federboa hatte sie schließlich einen "Fass-an und Komm-mit" Effekt erreicht.

Wie selbstverständlich führte sie die so mitgenommenen Menschen mit zur Bühne und improvisierte mit dieser ungeübten Truppe eine neue gemeinsame Tanzeinlage.

Nach soviel Spaß und Schweiß gab es eine Pause für Leib und Seele.

Nach etwa einer halben Stunde war dann der Kontinent Afrika dran. Mit dieser befreundeten Gruppe MoKeKaBa wurden schließlich andere Klänge angeschlagen. Die Rhytmen veränderten sich von einem Vier-Vierteltakt zu einem Dreivierteltakt (how interesting !)

Mit einem Trommel-Festaufbau auf der Bühne und einem kleinen Trommelkreis legten dann die Afrikaner los. In ihren Reihen hatten sie auch einen Improvisateur aus Ghana, der just an diesem Tage spontan zu dem Konzert zugesagt hatte.

Für mich war beeindruckend, dass auch diese Klänge bei den Menschen spontane Tänze und Begeisterung hervorriefen. Von den Instrumenten war für mich das PolyPhone ein neuer Klang.

Was in Westeuropa ein Xylophon ist, wird in Afrika mit viel längeren Naturhölzern gebaut und hat einen besonderen Unterbau: Viele hohle Kürbisgefässe, die unter das Holz angebracht sind, verstärken die Klangvibration in exotische Töne und erzeugen eine besondere Stimmung.

Schließlich brauchten auch die Afrikaner Getränke und legten eine kleine Pause kurz vor Schluss ein.

Was danach kam, hat es wohl so noch nie gegeben: beide Trommelkulturen spielten miteinander im Drei- und Vierviertel Takt !

Da wir beides vorher getrennt gehört hatten, war es ein überraschendes, aber gelungenes Experiment, was uns zu Ohren kam.

Mit mehreren Zugaben sind wir dann gegen Mitternacht nach Hause gefahren: immer noch das überwältigende Gefühl im Körper von dieser tollen Musik und einfach der Wunsch nach Mehr...