Die guten 70er und ihre kulinarischen Genüsse
Bei uns gab es am Freitagabend nach langer Zeit einmal wieder Hawaiitoast zu essen.
Ich glaube jeder von uns kennt dieses Toast mit Ananas, Schinken und Käse belegt - natürlich darf die Cocktailkirsche nicht fehlen.
Erfunden wurde das Hawaiitoast vom Schauspieler Clemens Wilmenrod, der in den 50er Jahren als Fernsehkoch fungierte und den Menschen außer dem Toast auch noch u.a. die gefüllte Erdbeere und das arabische Reiterfleisch näherbrachte.
Außerdem passte es gut in das Fernweh, welches die Menschen so langsam packte und sie das Reisen entdeckten.
Dessen Kochsendung war damals ein wahrer Straßenfeger und er nahm auch gerne Konservendosen-Mischgemüse, Ketchup und Fertigsoßen mit in sein Repertoire auf.
Was damals in der Nachkriegszeit als schick galt.
Kennengelernt habe ich das Toast aber nicht in den 50ern (da gab es mich noch gar nicht), sondern in den 70er Jahren.
Wir waren damals mit unseren Eltern in Holland und bei einem Stadtbesuch in Amsterdam, hatte meine Mutter die kleinen Teilchen entdeckt.
Also gab es für uns alle "Snuffys" denn so hieß das Toast dort.
Meine Mutter war so begeistert von diesen "Snuffys", sodass es - als wir wieder zu Hause waren, die "Snuffys" rauf und runter gab.
War ja extrem einfach und man brauchte auch kein Rezept dafür :-)
Erst später irgendwann einmal wurde es uns bewusst, dass es bei uns Toast Hawaii heißt und nicht "Snuffy".
Ich kann mich auch noch gut an andere kulinarische Genüssen der 70er erinnern.
Meine Eltern haben oft im Partykeller Partys ausgerichtet und wir Kinder hatten dort auch nichts verloren ;-)
Aber wir schlichen immer ums Buffet herum um die leckeren Dinge zu bestaunen die dort so auslagen.
Wer kennt sie noch:
Die gefüllten Eier, den Mett - oder Käseigel, Spargelröllchen (Spargel mit Schinken umwickelt), die Tomatenkörbchen mit Fleischsalat gefüllt oder auch die Fliegenpilze,
Heringssalat, kleine Schnitzelchen und Frikadellchen, die Butter wurde zum Kunstobjekt da mit einem heißen Löffel eine Butterrose abgezogen wurde, ganz berühmt war doch auch der Geflügelsalat - alle Zutaten außer das Huhn war aus der Dose *grins*
... und ganz ehrlich genau so wie früher esse ich den Geflügelsalat immer noch am liebsten ;-)
Und um Mitternacht gab es immer eine Hochzeitssuppe - immer!
Da hatte meine Mutter immer einen Riesenpott voll gemacht und hatte sich immer über meinen Onkel aufgeregt, da der immer nur "das Dicke" rausgefuttert hatte *lach*
Keine Feier ohne Eierlikör, Herva mit Mosel, Bowle und kalte Ente.
Wenn ich so zurückdenke hat es uns doch kulinarisch an nichts gefehlt, finde ich.
.... und trotz Dose war immer alles superlecker!
"Ich hatte für die Mandarinenten Toastbrot geholt"
Im ersten Moment dachte ich es sollte Ente à l'orange bei dir geben, Tinchen *grins*
"Den Toast Hawai gab es bei uns übrigens immer ohne die Cocktailkirsche. Fauxpas?"
Nein ;-)! Die Kirsche gab es zu Hause auch nicht immer, Katja.
Barbara, darum waren es ja auch solche Gerichte wie die gefüllte Erdbeere!
Für einen ganz normalen nicht kochenden Mann in den 50ern ist das doch schon eine Herausforderung *grins*