NATUR-NOTIZBUCH - Momentaufnahmen und Gedanken aus der Natur! Die Zeit verrinnt geschwind! Ein Rückblick und eine kleine Geschichte.
Ich liebe es, im Nebel Fotos zu machen. Der Faszination des Nebels nahezu erlegen, möchte ich einleitend noch einmal meine schon in einem älteren Beitrag gewählten Worte wiederholen, um meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Vom Nebel verzauberte Kulissen hinterlassen immer wieder tiefe Eindrücke!
Dann, wenn der Nebel als weißer Schleier geheimnisvoll die Natur umhüllt und in einem zauberhaften Licht der Phantasie freien Raum gibt, um uns Dinge sehen zu lassen, die sich im nüchternen Sonnenlicht wieder auflösen werden.
Pflanzen, Tiere, Bäume und Sträucher verändern in dieser Zeit ihre eigentliche Gestalt und nehmen manchmal, wenn es der Phantasie gefällt, die Form und Erscheinung märchenhafter Wesen an, die uns lautlos ein außergewöhnliches Schauspiel hinter dem diffusen Schleier aus Wassertröpfchen bieten.
Doch das Wasser zieht mich nicht nur als Hydrometeor an oder wenn es wie ein Aerosol fein in der Luft verteilt schwebt. Ich liebe es auch still an einem ruhigen kleinen Teich oder See zu sitzen und meine Umgebung zu beobachten. Ich mag es entlang eines kleinen dahergurgelnden Baches zu spazieren. Staune über die wild sich überschlagenden Wassermassen eines reißenden Flusses und das Meer liebe ich besonders. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt auch den Lebewesen, die sich, da es ihre Existenzgrundlage bedeutet in der Nähe der Gewässer ansiedeln. Den Tieren aus den unterschiedlichsten Tiergattungen, -familien, -ordnungen usw., die dort ihren Lebensraum gefunden haben, auf und in den Gewässern leben oder sie zur Rast während ihrer langen Züge besuchen. Ich halte sie liebend gerne mit der Kamera fest. Von Zeit zu Zeit auch mit Watstiefeln mitten im Gewässer stehend.
Dann fühle ich mich vollkommen in meinem Element.
Wunderschöne Gedichte sind über den Nebel geschrieben worden,
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Mörike (1804-1875) deutscher Erzähler, Lyriker und Dichter
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse (1877-1962)
"Und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar". Eine Textzeile aus dem Abendlied (Der Mond ist aufgegangen). Ein Gedicht von Matthias Claudius(1740-1815) Dichter und Journalist.
Die Morgennebel sind mir momentan die Liebsten!
Doch auch Nebelnächte sind beeindruckend und haben ihren ganz besonderen Zauber.
Ich habe in dem folgenden Text versucht mit Worten entsprechende Bilder erlebter Nebelnächte zu malen.
Nebelgedanken!
- Eine kleine Geschichte:
In einer Nebelnacht
Es ist früh am Morgen, mein Weg führt mich über ein Feld zum Nachbarort.
Die Schläge der Glocke im Kirchturm haben soeben die volle Stunde verkündet.
Viermal konnte ich ihren vertrauten Klang vernehmen, doch von den bekannten längst erwarteten Lichtern des Ortes keine Spur.
Um mich herum nichts als ein Vorhang undurchdringlicher im Taschenlampenlicht reflektierender hell leuchtender Wassermoleküle und daneben Finsternis.
Nur wenn ich ganz nahe kam, tauchten schemenhaft die Umrisse von Bäumen und Sträuchern am Wegesrand auf.
Der Ort schien vom Nebel verschluckt.
Doch plötzlich aus dem Nichts die erste Laterne.
Zauberhaft durchbricht ihr Licht in langen Strahlen, die sich in bizarren Streifen auch durch die Äste eines Baumes zwängen, die unwirklich geisterhaft wirkende Umgebung.
Gegenstände, Pflanzen und Bäume bekommen Schatten wie von der Sonne beschienen.
Im schnellen Weitergehen wurden diese Schatten zum Leben erweckt, denn mit der Bewegung und dem Weiterschreiten verändern sie sich und gaukeln uns in dieser wundersamen Nebelumgebung phantastische Geisterwesen vor.
Die Strohballenkette auf dem Feld verwandelt sich für einsame Wanderer in einer nebelverhangenen Mondnacht in einen riesenhaften Lindwurm, der uns beschützend oder verfolgend begleitet.
Doch dann am Ortsrand eine reale Begegnung.
Ein älterer Herr, in Stoffpantoffeln und gestreiftem Pyjama, unter dem nur lässig geschlossenen dicken Frotteebademantel, schlurfte noch schlaftrunken - Kaffeeduft hinter sich herziehend - zu seiner Zeitungsrolle am Gartenzaun. Dort war vor wenigen Minuten, dem plötzlich aus dem Nebel auftauchenden ersten Auto des frühen Tages die Zeitungsbotin entschlüpft, um interessierten Menschen wie ihm das allmorgendliche Ritual der Zeitungslektüre zum Frühstück zu ermöglichen.
Nun mit dem langsamen Erwachen des Tages durchbrachen immer mehr hell erleuchtete Fenster das Dunkel. Mit der beginnenden Morgendämmerung hob sich langsam der dämpfende Schleier und der lärmende Tag begann im noch sanften Schein der kurzzeitig die Welt rosa anhauchenden Morgensonne.
An manchen Tagen passiert auch Unerklärliches.
So auch gestern in der frühen Morgenstunden.
Wir fuhren über Land. Vom Tags zuvor angekündigten Nebel keine Spur.
Der sternklare Himmel hatte in dieser Nacht bei minus 6 Grad Celsius die schönsten Sternbilder preisgegeben.
Doch was war das? Mitten im Ort trübte und umschloss unerwartet Nebel die strahlende Weihnachtsbeleuchtung.
An der Ortsausfahrt began wieder die nebellose Strecke um sich im darauf folgenden Heimatdorf wieder zu verdichten.
Nebel in Märchen:
In unseren Mitteleuropäischen Märchen wird Nebel oft von Hexen und Zwergen beim Brauen oder Sieden erzeugt. Die Ungewissheit gegenüber dem Kommenden soll damit dargestellt werden.
Nebel Interpretation:
Nebel bezeichnet im übertragenen Sinne einen Zustand von Ungewissheit, Unbewusstheit, Verlorenheit und Einsamkeit. Mit ihm wird aber auch die Zone zwischen Realität und Irrealität umschrieben.
Nebel im Film:
Die dramaturgische und symbolische Wirkung des Nebels wird auch gerne als filmisches Gestaltungsmittel eingesetzt.
Er implementiert das Geheimnisvolle in die Erzählung, zersetzt Konturen und verschleiert Gestalten und Orte.
Ein Rückblick ...Die Zeit
Wir zählen ein zwei drei, die Tage fliegen geschwind vorbei.
Gerade warst Du erst erwacht, hast Dein Tageswerk erfolgreich vollbracht,
da folgt auch schon die nächste Nacht.
Es schien als wären in den vergangenen Wochen und Monaten die kostbaren Sekundenperlen viel zu schnell durch das Zeitglas gelaufen.
Viel zu schnell verfloss die Zeit!
Der Sommer und der Herbst huschten mir nichts dir nichts mit ihren leuchtenden Farben vorüber und machten nun oftmals schon Platz für kalte eiskristallglitzernde Wintermomente.
Dennoch zeige ich hier eine kleine Retrospektive, ein buntes Potpourri von einigen meiner - in diesen Zeiträumen festgehalten - Naturaufnahmen.
Auch hier noch einmal passendes in Gedichtform:
Es ist gut,
wenn uns die verrinnende Zeit
nicht als etwas erscheint,
das uns verbraucht,
sondern als etwas,
das uns vollendet.
Antoine de Saint Exupéry (1900-1944)
Es ist nicht wenig Zeit, was wir haben, sondern es ist viel, was wir nicht nutzen.
Seneca (Römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher u. Politiker)
Gewöhnliche Menschen denken nur daran, wie sie ihre Zeit verbringen. Ein intelligenter Mensch versucht sie zu nützen.
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)
Drum:
Lass deine Augen offen sein,
geschlossen deinen Mund,
und wandle still,
so werden dir
geheime Dinge kund.
(Hermann Löns 1866 - 1914, deutscher Naturforscher, Tierschilderer und Heidedichter)
Ich wünsche viel Freude beim Betrachten der Bilder und beim Lesen der begleitenden Texte.
Bürgerreporter:in:Susanne Bartelsmeier aus Burgwedel |
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