SuedLink konterkariert Energiewende

Eigentlich könnte man das SuedLink-Projekt mit einem einzigen Satz ad Acta legen:
Leitungen sind keine Stromspeicher. Punkt!

Viele Bürger, die letzten Donnerstag in Großburgwedel die Werbeveranstaltung von TenneT besucht hatten, bei der man uns darzustellen versuchte, wie alternativlos die SuedLink-Trasse sei, fanden sich anschließend auch bei der Infoveranstaltung in Neuwarmbüchen ein. Es kann ja nie schaden, sich bei verschiedenen Seiten zu informieren. Zumal TenneT, die mit diesem Milliardenprojekt gutes Geld verdienen wollen, nicht gerade als neutrale Seite anzusehen ist. Herr Wolf von Fabeck, der auf Einladung des Umweltschutzvereins Isernhagen, legte tatsächlich auch eine andere Sicht der Dinge dar. Und die hörte sich wesentlich logischer und schlüssiger an als das Märchen von der angeblich alternativlosen SuedLink Trasse. Schade nur, dass bei dieser 2. Veranstaltung keine Vertreter der Madsack-Presse anwesend waren. Sich bei allen Seiten zu informieren sollte doch eigentlich erste Journalistenpflicht sein, bevor man einen Artikel zu einem Thema schreibt.

Einer der Grundsätze der Energiewende ist: weg von wenigen Stromquellen wie z. B. AKWs und hin zu einer dezentralen Energieversorgung. Ein weiterer Grundsatz ist: weg von Kernkraft und fossilen Energieträgern und hin zu regenerativen Energiequellen wie Wind, Sonne und Biomasse. Die drei geplanten großen, in nord-süd-Richtung verlaufenden Gleichstrom-Höchstspannungsleitungen fördern jedoch gerade das Gegenteil dessen, was mit der Energiewende eigentlich erreicht werden sollte. Sie fördern die Konzentration teurer offshore-Windkraft, und sie befördern vor allem Strom aus schmutzigen Braunkohlekraftwerken. Und dafür sollen wir auch noch EEG-Umlage zahlen.

Wer sich einmal die Leistungskurven von Windkraft- und Solaranlagen anschaut wird ein äußerst unregelmäßiges Zackenmuster von Spitzenleistungen sehen. Dazwischen liegen stunden-, tage- und oft sogar wochenlange Flauten. Anstatt diese Spitzenleistungen mit einer 800 Kilometer langen und milliardenteuren Höchstspannungsleitung, die in 75m Höhe (höher als der Kirchturm von St. Petri in Großburgwedel) direkt über den Dächern unserer Häuser und durch unsere wertvollen Naturbiotope verlaufen soll, nach Süden zu transportieren wäre es sinnvoller, diese direkt vor Ort in Speichern zu puffern. Das würde uns Stromverbraucher nicht nur viel Geld sparen sondern auch die Luftverschmutzung durch weitere Braunkohlekraftwerke.

Der von TenneT angegebene Vorwand, der Strom aus der Nordsee würde dringend für die Industriegebiete in Süddeutschland gebraucht, ist komplett unsinnig. Auch hier in Niedersachsen wurden bereits 5 Gigawatt Leistung aus AKWs abgeschaltet, weitere mehr als 4 Gigawatt werden in den nächsten Jahren noch folgen die wir durch andere Energiequellen ersetzen müssen. Und trotz des geringeren Wirkungsgrades von onshore-Windkraftanlagen ist der an Land erzeugte Strom immer noch wesentlich billiger als offshore-Strom. Es gibt also keinen Grund, den in Süddeutschland benötigten Strom in der Nordsee zu erzeugen. Es gibt jedoch triftige Gründe, die Wind- und Solarenergie durch Dezentralisierung und Pufferung grundlastfähig zu machen und auf weitere Braunkohlekraftwerke zu verzichten. Die Technologien dafür sind längst vorhanden und auch bereits im kommerziellen Betrieb bewährt.

Drum merke: wenn man uns etwas als alternativlos verkaufen will sollten wir ganz besonders misstrauisch sein!

Bürgerreporter:in:

Wolfgang H. Zerulla aus Burgwedel

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