eva friedrich - STRÖMUNGEN - e-motion
Eva Friedrich mit e-motion
bestreitet die zweite Ausstellung zu dem Jahresprojekt STRÖMUNGEN der GEDOK NiedersachsenHannover, diesmal in der Galerie der GEDOK in der Sohnreystrasse 20, Hannover-Südstadt.
Fotografien mit verblüffenden Ansichten vom nächtlichen Hannover zeigen dem Betrachter eine farblich lebendige Stadt, deren graue Fassaden sich in leuchtende Oasen verwandelt haben.
Gender - die Rolle von Mann und Frau in der Gesellschaft, Erhaltung wirtschaftlicher Selbständigkeit auch mit Familie ist der thematische Hintergrund für drei größere Arbeiten und Eva Friedrichs zweites sehr aktuelles Thema.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Samstag, 6. April mit Begrüßung durch die erste Vorsitzende Heralde Schmitt-Ulms, Einführung durch den Künstler R. F. Myller und mit Gesang der Opernsängerin Ursula Daues.
Die sehenswerte Ausstellung ist bis 28. April geöffnet: Mi, 16-19, Sa/So 14-17 Uhr.
Auszüge aus der einführenden Rede von R. F. Myller;
…Dieses Thema (gender) war in den letzten Jahren nicht nur in ihrem Werk zuerst ein kleiner Bach und wurde dann zu einem großen Strom, der in genau dieser Weise auch die gesellschaftliche Bewegung dieses Begriffes in der westdeutschen Gesellschaft der letzten Jahrzehnte widerspiegelt. Zuerst war es ein Rinnsal, der dann immer breiter wurde und dann in einem großen Strom mündete, der so reißend ist, dass er viele auch vernünftige Argumente, Sichtweisen übertönt und mitreißt. So wie ein großer Strom bewegt sich dieses Thema immer weiter und breiter….
…Egal wie man zu diesem Thema persönlich steht, ich finde die Künstlerin hat hier in einzigartiger, moderner Weise ein gesellschaftlich relevantes Thema aufgearbeitet. Die Art, mediale Fundstücke, die man alle schon mal gesehen zu haben meint, und reale Menschen miteinander zu kombinieren scheint die adäquate Methode hierfür zu sein. Eva Friedrich zeigt in ihren Arbeiten verschiedene Rollenbilder und –modelle, positive wie negative, dies kommt wie immer auf den Standpunkt des Betrachters an….
…In Eva Friedrichs Werk haben wir es mit den sogenannten turbulenten Strömungen (ein Begriff aus der wissenschaftlichen Strömungslehre) zu tun. Turbulenz bedeutet im Lateinischen „drehen, beunruhigen, verwirren“. Friedrichs Werke setzen genau hier an. Sie wollen keine Lösung aufzeigen oder anbieten, sondern nur das Dilemma aufzeigen, in dem sich die meisten Mütter bis heute befinden. Das wichtigste an der Kunst ist nun einmal die Beunruhigung oder Verwirrung….
Der zweite große hier gezeigte Block beschäftigt sich auf den ersten Blick mit der immateriellen Strömung des Lichts in einer Großstadt, auf den zweiten Blick aber beschäftigen sich auch diese Werke mit den Menschen. Auch wenn es sich um die Stadt Hannover handelt, so stehen diese Bilder doch stellvertretend für viele deutsche Großstädte….
…Die Künstlerin ist wie ein Nomade durch die Nacht gezogen und hat teilweise aus dem fahrenden Auto heraus die hier gezeigten Arbeiten aufgenommen. Ihre eigene (äußere) Bewegung und (innere) Bewegtheit ist immer spürbar in ihren Fotographien. Sie strömte, stromerte durch die nächtliche Stadt. Einige Bilder wirken durch den starken Kontrast und das alles überströmende Licht fast wie Fotonegative. Das farbige Licht an einigen Orten verstärkt die fast surreale Atmosphäre, wie z.B. meisterhaft eingefangen im und am Hauptbahnhof…
…Nehmen Sie sich auf jeden Fall die 7 Minuten Zeit für ihren kleinen Film „the other night on the road“, der mich sofort an Jim Jarmushs „Night on earth“ erinnerte…
…Strömungen schichten Schicht auf Schicht Sedimente an Stellen an, an denen die Strömung langsamer fließt. Wenn wir auch unsere Strömungen langsamer fließen lassen und uns selbst zum Innehalten auffordern (diesen Begriff benutze ich hier bewusst), können sich auch bei uns die Sedimente setzen, die uns als Menschen ausmachen. Durch diese Schichtungen werden wir reicher und bewusster. Eva Friedrich hat es zugelassen, dass diese Sedimente sich setzen und sie reicher machen, als Mensch und als Künstlerin. Sie ist dadurch zu der Künstlerpersönlichkeit gereift, deren Werke wir heute hier sehen können.