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Die Friseurin

  • Bei der Arbeit.....
  • hochgeladen von Silke M.

Meine Mutter hat von 1953-1956 den Beruf der Friseuerin erlernt. Sie ging damals mit 15 Jahren in die Lehre bei unserem Dorffriseur welcher vom Ehepaar Augner geführt wurde.
Der Beruf hat ihr sehr viel Freude bereitet und das Betriebsklima war wunderbar. Ich glaube es gab damals in unserem Ort nur zwei Friseure und einer davon war Salon Augner.

Im 1. Lehrjahr bekam sie 25,00 DM
Im 2. Lehrjahr bekam sie 35,00 DM
Im 3. Lehrjahr bekam sie 45,00 DM

Die Berufsschule war damals in Lehrte und um dorthin zu kommen mußte sie 4 Monatsgehälter für ihr Fahrrad ansparen. Also ging es im Sommer per Fahrrad in das 30km-weite Lehrte um die Schule zu besuchen. Dann wurde aber damals in den Lehrter Wäldern ein Mädchen umgebracht und ab da wurde sie von 2 Berufsschulkollegen, vor Lehrte immer abgeholt und man radelte gemeinsam zur Schule. Im Winter fuhr sie dann doch mit dem Zug da der Weg sonst zu beschwerlich war. Für die Zugfahrt mußte sie ein Kilometergeld von 1 Pfennig bezahlen.

An ihre erste Rasur mit dem Rasiermesser kann sie sich noch sehr gut dran erinnern.
Es wurde nicht befohlen und anständig gezeigt wie man das händelt. Es wurde gesagt:"Kind wenn Du jetzt die Rasur machst, bekommst Du zur Belohnung eine Tafel Schokolade."
Was hat man damals nicht alles für eine Tafel Schokolade gemacht!?
Also hatte sie sich daran gewagt und Blut und Wasser geschwitzt! Nach der Rasur war sie fix-und fertig und hat dieses Ereignis bis heute nicht
vergessen :-))
Gottseidank verliess der damalige Kunde unversehrt den Salon!

An Ostern hat Frau Augner immer einen großen Topf Gulasch für die Angestellten gekocht. Alle hatten sich dort pudelwohl gefühlt und saßen in geselliger Runde zusammen.

...übrigens habe ich auch meinen Vornamen Frau Augner zu verdanken. Frau Augner erzählte immer von einer Silke die so wunderbar Klavier spielen konnte. Engelsgleich saß diese Silke mit ihrem blonden Haar am Flügel und spielte wunderbare Stücke. Das hatte Frau Augner so malerisch und eindrucksvoll beschrieben das meine Mutter nur seufzte und sagte:" Meine erste Tochter soll den Namen Silke erhalten!"
So ist das....., ich bin weder engelsgleich noch spiele ich Klavier :-))

Nach der Geburt meines Bruders arbeitete meine Mutter doch immerhin noch in Teilzeit, was damals eigentlich ziemlich ungewöhnlich war. Oder?
Nach meiner Geburt hatte sie dann doch ganz aufgehört.
Aber ich kann mich trotzdem noch sehr gut an den Salon erinnern da wir dort fast täglich zu Gast waren.
Es gingen ja auch sämtliche Verwandten dort hin u.a. meine Omi die ich ja oft begleitete.
Ich kann mich noch daran erinnern das es dort immer fürchterlich nach Dauerwellflüssigkeit und Haarspray gerochen hat. Diese Gerüche haben sich bei mir total eingebrannt. Das war sowas von extrem das man schon bald Atemnot bekam.
Das war wirklich damals noch Chemie pur!

Meine Mutter war mit dem Ehepaar Augner auch nach ihrem ausscheiden aus dem Salon sehr freundschaftlich verbunden. Frau Augner kam jahrzehnte später immer noch zum Geburtstag meiner Mutter.
Es war eine sehr nette und ruhige Frau.

Irgendwann war aber mit dem Salon Schluß. Die Augners kamen ins Alter und wollten dieses auch geniessen. Leider hatten sie niemanden der den Salon übernahm und er wurde geschlossen.

Viele Großburgwedeler wissen gar nicht das es ihn überhaupt mal gab aber bei uns Alten wird sowas nicht vergessen. Es gab viele alte Geschäfte hier wo man als Kind hinging um sich was schönes zu kaufen. Man hat so seine Erinnerungen, die man schon bald mit keinem mehr teilen kann da es nicht mehr viele alte Burgwedeler hier gibt.
Großburgwedel hat sich so verändert.
Der Zauber dieses ehemals kleinen Dorfes ist verflogen.

  • Bei der Arbeit.....
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  • Meine Mutter mit Kollegen
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  • Meine Mutter mit Kollegin
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11 Kommentare

Ich habe in der Ausbildung auch nicht mehr bekommen, schön erzählt. GA

Den Bericht und die Kommentare habe ich mit Vergnügen gelesen.
Die kurze Einführung in die Lockenchemie lies mich wiedermal über die Unerfindlichkeiten des weiblichen Wesens nachdenken.
Da lasst ihr euch ß-Mercaptan und Thioglycolsäureester ins Haar schmieren oder dasselbe mit Brennscheren malträtieren, nur um uns zu gefallen. Uns, einer Spezies, welche sich Testosteron in den Kopf haut, stundenlang in Gruppen verschiedener Größe hinter Bällen verschiedener Größe her rennt und sich zu Festlichkeiten in Outfits zwängt, die sie Pinguinen nicht unähnlich erscheinen lässt ;-).
Und wir nennen uns Sapiens („weise“) - Pustekuchen.
Was da alles mit den Haaren geschah -
siehe: http://www.friseur-fragen.de/wissen/basic/dauerwel...

Ja, so war das damals.....
Silke, ein herrlich erzählter Bericht über die "gute, alte Zeit", die doch noch nicht sooo lange her ist.

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