Alte Müllerbräuche leben wieder auf in Wettmar
„Freudenschere“ der Bockwindmühle Wettmar begrüßt „Müllertöchterchen“
Der 20. November 2014 war für einen Wettmarer Müller und seine Frau ein Freudentag, denn ihr erstes Kind, ihre Tochter, wurde geboren.
Das war ein schöner Anlass für seine Müllerkolleginnen und –kollegen, einen historischen Brauch wieder aufleben zu lassen: Als weithin sichtbares Zeichen ihres Glückwunsches brachten sie die Windmühlenflügel in die Stellung „Freudenschere“, mit der die Müller in den vergangenen Jahrhunderten - weithin sichtbar - ihre Freude zu vielfältigen freudigen Anlässen aus dem dörflichen Umkreis zum Ausdruck brachten.
Diese Signale sind unter dem Begriff „Mühlensprache“ bekannt. Die gezeigte "Freudenschere" erscheint uns jedoch in ihrer „Ein-Uhr-Stellung“ zunächst unverständlicherweise wie „fünf nach zwölf“. Da sich die Windmühlenflügel aber entgegen dem Uhrzeigesinn drehen, ist das Gegenteil gemeint.
Die Wiederbelebung dieses Brauchtums in Wettmar fand am Anfang dieses Jahres einen traurigen Anlass, denn die Mühle wies mit der sogenannten „Trauerschere“ auf den Tod eines Müllers hin. –
In früheren Zeiten bezogen sich noch zwei andere Zeichen auf den Arbeitsprozess in der Mühle. Sie machten den Bauern, die ihr Mehl mahlen lassen wollten, nämlich deutlich, ob die Mühle dazu bereit war. Denn wenn sie eine „kurze Arbeitspause“ anzeigte oder eine „große Pause“, dann konnten sie sehen, ob sich die Anfahrt mit dem beladenen Fuhrwerk lohnte oder nicht. –
Die übliche 45 Grad-Standard-Stellung der Flügel dieser Museumsmühle ist heute allerdings nicht mehr so eindeutig zu lesen. Sie bedeutet entweder "große Pause", „Mühle geschlossen“, „Kein Betrieb wegen Windmangels“, aber Besuch trotzdem möglich oder ähnliches. Am besten ist es, hinzufahren und nachzuschauen.
Die jetzige „Freudenschere“ der Bockwindmühle Wettmar jedoch ist klar und wurde von den Müllerkollegen schon bei der Heirat des jungen Elternpaares gezeigt. Sie signalisiert ihnen heute den Müllergruß für die Zukunft: „Glück zu“!
schön gezeigt die "Windmühlensprache", hoffen wir das die Freudenschere noch oft in Wettmar zu sehen ist