Sonne gebucht – im Schnee Rad gefahren
Hertha-Trio im Mallorca-Trainingslager im Blue Bay Resort bei Can Picafort einmal anders
Dieses Radtrainingslager, zur Vorbereitung auf eine ereignisreiche Triathlon-Saison, werden die drei Herthaner Friedhelm Döbel, Kai und Tim Bielmann wohl nicht vergessen. Genau ein Jahr zuvor, da war noch Helge Steinecke mit, hatten sie Super-Bedingungen und brauchten die warmen Sachen, die sie zur Sicherheit mit hatten, nicht auspacken. Doch in der Woche vom 7. bis 14. März waren alle warmen Sachen von Nöten.
Schon die Vorhersage für diese Zeit waren alles andere als gut. Aber was dann kam, sollte noch alles übertreffen.
Der Ankunftstag, Sonntag, sollte sogar noch einigermaßen sein. Schnell das Leih-Rennrad geholt und aufs Rad. Die nordöstliche Spitze, Cap de Formentor, sollte das Ziel sein. Da sind schon einige ungewohnte Steigungen zu bewältigen. Das Wetter sollte trocken bleiben, doch frisch war es trotz der warmen Kleidung. Aber die ersten knapp 80 Kilometer hatten die drei Herthaner an diesem Nachmittag noch geschafft.
An diesem Tag kamen noch viele “Triathlon-Verrückte” in dem Camp an. Einige waren aber schon eine Woche zuvor dort und wollten sich zwei Wochen quälen. Doch schon in der ersten Woche wurden an zwei Tagen schon keine Gruppenausfahrten angeboten. Schlechtes Wetter (Regen und Wind) sollte es unmöglich und zu gefährlich machen, sich aufs Rad zu setzen. Aber die Organisatoren von Balear-Reisen hatten ein Alternativprogramm vorbereitet. Da es fast alles Triathleten waren, konnten sie auch für das Laufen etwas tun. Sogar schwimmen konnte man in dem beheizten 25 Meter Becken mit Leih-Neoprenanzügen. Diese wurden angeboten, natürlich wollte der Verleiher auch einige seiner neuen “zweiten Häute” verkaufen.
Am Montag, dem ersten vollen Tag, sollte das Wetter sich auch noch halten. Gruppen wurden eingeteilt, verschiedene “Stärken”, von den ganz Schnellen, die eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 30 km/h fahren, bis zur “Cappuchino-Gruppe” (ca. 23 km/h) wurde eingeteilt. Friedhelm stufte sich in der Mitte ein. Kai und Tim fuhren allein zum Berg Randa, der in der Mitte der Insel liegt. Die Gruppen fuhren Richtung Arta (im Osten) nach Porto Christo. Von dort ging es über einige Umwege wieder zur Alcudia-Bucht. Am Abend hatte die Gruppe knapp 120 km auf dem Tacho. Die Bielmann-Brüder hatten auf ihrer Alleinfahrt eine ähnlich lange Etappe hinter sich. Sie hatten aber auch schon am Morgen, wie an den folgenden Tagen auch, eine Laufeinheit von ca. 17 km gemacht.
Nach den Radeinheiten wurde jeden Abend eine Entspannungsgymnastik angeboten, die sehr beliebt sein sollte. Sie tat aber auch jedem gut.
Nach dem Abend-Buffet mit Suppe, Salat, Warm- und Kaltspeisen, sowie Nachtisch (Kuchen/Eis) unterhielten sich viele noch über ihre Ziele für das Jahr und lernten sich näher kennen. Viele Sportler kannten sich schon aus dem vergangenen Jahr, denn es gab wieder viele “Wiederholungstäter”. Sehr viele wollen an dem Ironman in Frankfurt oder bei der Hälfte der Distanz in Wiesbaden teilnehmen. Dort starten die Brüder Bielmann auch. Also sieht man sich wieder.
Der Dienstag wurde zu einem vorgenzogenen Ruhetag erklärt, der eigentlich erst für Donnerstag eingeplant war. Aber das Wetter war ganz schlecht für eine Radausfahrt in der Gruppe. Nicht nur das es viel Regen gab, vor allen Dingen der Wind machte es zu gefährlich. Ein Alternativ-Programm wurde angeboten. Eine längere Laufrunde wurde in jeder Gruppe angeboten. Es wurde ein Lauf durch Pfützen und mit einer Polizeibegegnung. Denn der Tourguide wollte mit uns durch ein Naturschutzgebiet laufen, und ausgerechnet in dem Moment kam uns ein Jeep mit einem Polizisten entgegen. Autofahren ist also erlaubt, laufen nicht! Eine komische Anordnung.
Nach knapp zwei Stunden war der Lauf vorbei. Einige schwammen im beheizten 25 Meter Becken noch, andere bereiteten sich auf die Gymnastik vor.
Der Mittwoch sollte eine weitere, und denkwürdigere, Überraschung parat haben. Es war schon klar, dass das Wetter nicht besser werden würde, aber was dann kam, konnte so richtig niemand glauben. Beim Frühstück ging der Regen in Schnee über. Und gerade dafür fuhren alle nach Mallorca, um gerade das “weiße Zeug” nicht zu sehen. Am Abend zuvor hatte man schon gehört, dass es in den Bergen auf der Insel, die ja höher sind als der Brocken, schon geschneit haben soll. Doch auf Meereshöhe hatte damit niemand gerechnet. Die Gruppenradausfahrt war natürlich vorher schon abgesagt worden. Also ging es wieder in die Laufschuhe. Manche fuhren aus Frust mit Leihwagen auf der Insel spazieren. Doch auch das machte bei dem Wetter keinen Spaß. Schnee fällt bekanntermassen auch nur, wenn die Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt sind. Die Stimmung unter den Sportlern, die eigentlich zum Radttraining auf die Balearen gekommen waren, sank auf den Tiefpunkt.
Aber am nächsten Morgen waren sogar kleine Wasserflächen mit einer Eisschicht überzogen. Aber die Vorhersage für den Donnerstag war schon besser.
Die “Frustrierten” stiegen also trotz der Frische aufs Rad. Die drei Herthaner wollten aber mal “Berge” fahren. Die Gruppen blieben im welligen Flachland. Aber diese Fahrt in die Berge solte am Abend noch für viel Gesprächsstoff sorgen. Denn auf dem Weg nach Bethlem, im Osten der Insel, in der Nähe von Arta, mussten sie über einen ca. 500 Meter hohen Berg. Schon bei der Anfahrt auf den Gipfel wurde der Schnee neben der Straße immer mehr. Zum Glück war die Straße freigeräumt und trocken. Also war die Abfahrt zu dem Kloster keine Gefahr. Die Erinnerungsfotos waren am Abend heiss begehrt. Fast jeder wollte sie sehen. Es war eine wirkliche Erlebnistour. Warm angezogen war sie sogar auszuhalten. Nach Gymnastik und Abendessen wurde noch ein Vortrag von Peter Holy, einem Tourguide, gezeigt, der vor ein paar Jahren das Radrennen “Race accross Americ” (RAAM) mitgemacht hat. Eine beeindruckende Dokumentation. Bei diesem Rennen fahren Einzelstarter, Duos oder Trios quer durch Amerika. Von Los Angeles an der Ostküste bis Sun City an der Westküste. Das sind 4.800 km. “Wer zu viel schläft, verliert”!
Der Freitag sollte eine weitere Überaschung parat haben. Aber sie betraf nur einige Sportler und Guides. Sie hatten ein Magen-Darm-Virus und konnten wieder nicht Radfahren. Das Hertha-Dreier-Zimmer war davon nicht betroffen.
Die Königsetappe sollte um die 140 km lang werden. Mit einer neu zusammengestellten Gruppe fuhren sie wieder Richtung Osten, über Arta nach Portochristo. An diesem Tag sollten noch drei Reifenpannen in der Gruppe ein wenig Pause verschaffen. Aber eine “Bergetappe” sollte auch noch sein. Der “Sant Salvator” mit 510 Meter war sehr gut zu fahren. Doch bei der Abfahrt war die Sonne weg und es wurde richtig kühl. Die Hotelanlage war aber noch knapp 60 km entfernt. Es war zwar noch eine Pause in Petra geplant, doch die musste ausfallen. Das wurden noch harte 2 Stunden. Die Gymnastik hatte schon angefangen, als die Gruppe östlich von Can Picafort an kam.
Der Abend wurde nicht mehr ”alt”!
Am Sonnabend wollten die Gruppen noch eine “Kaffeefahrt” machen. Das war den Herthanern aber zu wenig. Sie machten sich allein auf den Weg. Das Ziel war der Aufstieg zum Kloster Luc, in dem nördlichen Tramuntana-Gebirge. Das liegt fast 600 Meter hoch. Aber auch hier kamen die Autos schon mit kleinen Schneemännern auf den Motorhauben den bergauf fahrenden entgegen. Wenn man sich ein wenig quälen will, ist dieser Anstieg aber richtig schön. Die Abfahrt Richtung Pollencia entschädigt dann auch noch. Am späten Nachmittag waren dann immerhin fast 90 Kilometer auf dem Tacho.
Wochenfazit: 500 km in 5 Tagen mit dem Rad. Aber den Hammer schossen Kai und Tim ab. Sie brachten es auf genau 160 Laufkilometer in 7 Tagen.
Die letzten 20 km dafür liefen sie mit einer Gruppe noch am Sonntag, dem Abflugtag, nachdem sie die Leihräder gereinigt abgegeben, und die Koffer gepackt hatten.
Es war der erste schöne Tag mit Sonnenschein, wo man sich mal auf die Sonnenliege legen konnte. Es war schon etwas frustrierend, wenn man die ganze Woche gefroren hat und abreisen muss. Aber vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal.
Es war trotzdem eine schöne Woche, und wer weiß wann man die restliche Truppe des Trainingslagers wieder sieht. Einige bestimmt bei einem der vielen Wettkämpfe, die in diesem Jahr geplant sind.
Bürgerreporter:in:Friedhelm Döbel aus Burgdorf |
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