OKOK Television: Auf Spurensuche im Burgdorfer Land
Viele myheimat-Autoren kennen die Detailserie über Dörfer und Städte aus dem Burgdorfer Land von Lars und Susanne Schumacher von OKOK Television. In diesem Jahr feiert OKOK Television 15-jähriges Bestehen. Höchste Zeit also, einmal nachzufragen, wie und wieso es zur Gründung kam. Und natürlich, warum sich das OKOK-Team auf Spurensuche im Burgdorfer Land begibt.
Frau Schumacher, Herr Schumacher, Sie sind Vorstandsmitglieder des Vereins Medienhaus Burgdorf, dem Trägerverein von OKOK Television. In diesem Jahr feiern Medienhaus und OKOK Television ihr 15-jähriges Bestehen. Erinnern Sie die Anfänge – wie und wieso kam es zur Gründung?
Anfang der neunziger Jahre etablierte sich Video und Film mehr und mehr in der Kunst- und Kulturszene. In der Region entstanden sehr ambitionierte Projekte, die auf unterschiedliche Art präsentiert wurden. Filmfestivals gaben oft den Anlass sich über die Weiterentwicklung der Medien auszutauschen. 1992 bestand erstmals ein Kontakt zu einem Offenen Kanal, dem K3 in Rheinland Pfalz, durch den ein Film aus Burgdorf ausgestrahlt wurde. Weitere Kontakte zu Offenen Kanälen, auch im Ausland folgten. In der Euphorie, weitere Verbreitungsmöglichkeiten zu suchen, startete das Engagement, auch lokal die Medienlandschaft weiterzuentwickeln, und sich in Niedersachsen für Projekte einzubringen.
Rund 50 unterschiedlich Interessierte, die sich bislang in Schülerzeitungen, Jugend- und Erwachsenenbildung, der Film-, Musik- oder Kunstszene engagierten, wollten einen Zugang zu neuen Medien etablieren. Es lag nahe, diese Kräfte zu bündeln, und mit einem Team neue Visionen zu entwickeln. Ab März 1996 formierte dieses Team als Medienhaus für Kunst und Kultur, ein Haus als Dach, unter dem sich Verschiedenes, Andersartiges und Etabliertes versammeln kann. Dieses ist der Trägerverein von OKOK Television.
Für was steht OKOK?
Du bist Okay, Ich bin Okay – Zusammen sind wir OKOK! Ein Wortspiel, dass auch für unser vorrangiges Sendegebiet steht: Offener Kanal Ostkreis Hannover. Wir haben wesentliche Themen aus dem Burgdorfer Land audiovisuell aufbereitet und in das Kabelnetz Hannover für 270.000 Haushalte eingespeist. Passend wäre auch Offene Kommunikation ohne Kommerz!
Was von Ihren Ausgangsideen und -idealen gilt noch heute? Haben Sie sich vielleicht sogar neue Ziele gesteckt?
OKOK-Themen können oft global sein, haben aber immer einen lokalen Handlungsansatz. Unsere Mitmenschen in der Umgebung liegen uns sehr am Herzen. Viele von unseren Ausgangsideen, die als Satzungsziele formuliert wurden bestehen noch heute, die Lage hat sich um ein vielfaches verbessert. Die freie Zugangsoffenheit hat vor allem durch das Internet eine ganz neue Dimension erhalten. Mit der Nutzung des Web 2.0 kann der Paradigmenwechsel von OKOK verstanden werden.
Wurde unser Fernsehmagazin früher an einem festen Sendeplatz – an jedem ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr ausgestrahlt, musste der Zuschauer es per Rekorder aufzeichnen oder am Bildschirm verfolgen, um es sehen zu können. Heute werden Beiträge veröffentlicht, die jederzeit im Internet unter www.okok.de anzusehen sind.
1996 war das Internet noch eine Unbekannte. Wie wichtig ist das World Wide Web für Sie heute?
Wissen aus allen Schichten wird zusammengetragen und geteilt. Heute kann man es fast eine Revolution nennen, es ist eine Informationsquelle, die die Welt ein Stück näher zusammenwachsen lässt. Wir haben früh die Entwicklung im Internet begleitet und stehen den Möglichkeiten sehr aufgeschlossen gegenüber. Erst mit dem Web 2.0, dem anwenderfreundlichen Internet, machte eine Verknüpfung zu unseren Inhalten einen Sinn und für die Betrachter eine Freude.
Heute werden unsere Videobeiträge circa 12.000 mal im Monat angesehen. Das Interesse ist vielfältig, so wird die Sendung vom Shanty-Chor gern in allen typischen Seefahrernationen gesehen, der Burgdorfer Glockenfilm vor allem in der christlichen Welt und Musikmitschnitte in speziellen Foren.
Eine tolle Ergänzung bietet auch das myheimat-Angebot, bei dem wir verschiedene Inhalte und Medien (Text/Foto/Film) miteinander verknüpfen können. Hier wird das lokale Publikum angesprochen.
Durch die stark zunehmende Nutzung von Informationen über Fernsehen, Internet, Telefon, Hörfunk und anderen digitalen Kommunikationsmitteln kann diese Epoche als das Medienzeitalter in die Geschichte eingehen. Wir tragen dazu bei.
Auf Ihrer Homepage www.okok.de schreiben Sie, das Format von OKOK Television birgt die Möglichkeit Neues auszuprobieren, mit Fernsehen zu experimentieren, etwas zu wagen. Welches war Ihr erstes Experiment?
OKOK war in den ersten Jahren ein Modellversuch in den Bürgermedien, man kann diese Idee wohl als großes Experiment werten. Die Kommunen in unserer Region bestätigen das „Berichte über regionale Ereignisse sind nicht nur interessant, sondern auch wichtig sind, weil sie anregen: zum Miterleben, Mitfühlen und Mitmachen.“ Wir sind mit unserem Angebot hier in Niedersachsen Pioniere und Vorreiter.
Welche Erfahrungen haben Sie in 15 Jahren OKOK Television mit Experimenten gemacht?In 15 Jahren haben Sie bestimmt viel erlebt, viele Menschen getroffen. Ist Ihnen ein Erlebnis, eine Begegnung in besonderer Erinnerung geblieben?
Zu unseren Begegnungen gehören große Persönlichkeiten und ebenso viele liebevolle, wichtige Menschen aus unserer Heimat. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man uns mit sehr viel Wohlwollen begegnet und unsere offene Art schätzt. Letztendlich ist jedoch das Resultat, nämlich die Veröffentlichung aus der Begegnung, der eigentliche Schlüssel zum Erfolg. Denn wenn man wirklich gut den Menschen zugehört hat und sie so versteht, wie es für sie wichtig ist – und das individuell in der Filmarbeit, wie in einem Bericht veröffentlicht, dann hat man die "Kunst des Erzählens" getroffen. Ehrlich und mit Herz.
Wie finden Sie Ihre Themen?
Die Themen finden uns.
Wichtig in unserer Auswahl ist auch eine Bedeutung für die Region, für Werte wie Heimat, Geschichte und Kultur. Doch auch jugend-, gesellschaftliche und kirchliche Themen können zu der unterhaltsamen Heimatgeschichte dazugehören. Wir sind gut, wenn wir nah dran sind an den Menschen und an dem was sie bewegt.
Viel Freude hatten wir auch an Berichten zu Lifestyle, Musikgeschichte und zum Umweltschutz zu dem wir auf mediale Art und Information beitragen können.
Ihre Detailserie über Dörfer im Burgdorfer Land erfreut sich großer Beliebtheit und hat hohe Leserzahlen auf myheimat.de. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, all diese Orte zu porträtieren?
Geschichte ist faszinierend und wir wollten die Geschichte und besondere Begebenheiten unseres Wirkungskreises (Offener Kanal Ostkreis) einmal persönlich besuchen und kennenlernen sowie gleichzeitig darüber schreiben.
Jeder Ort ist einzigartig mit eigener Identität und zugleich gibt es Gemeinsamkeiten – das hat uns sehr gefallen. Alle 70 Orte gehörten mehr als 89 Jahre zu der Gebietskörperschaft „Landkreis Burgdorf“. Die Orte haben eine gemeinsame Geschichte, auf deren Spurensuche wir uns begeben haben. Wir stellten uns die Frage: Was blieb von damals, was entwickelte sich neu?
Neben historischen Quellen, aus denen wir uns ein Fachwissen aneignen, ist unser Geheimtipp die persönlich erzählten Geschichte und Anekdoten. Viele dieser lokalen Geschichten werden bei Ortsfesten, Feiern und in geselligen Runden erzählt. Sei es von Hermann Löns in Engensen, über „Das Große Freie“ in Dolgen oder der Spargelernte in Fuhrberg.
1996 hieß es Sendestart für OKOK Television beim Offenen Kanal Hannover. Wie lange haben Sie dort gesendet und wie viel Fernsehen macht OKOK heute noch? Wo können Interessierte Ihre Filmbeiträge sehen?
Seit Beginn hieß es für uns einmal im Monat eine Stunde oder eine halbe Stunde Sendezeit. Hierfür wurde produziert und dann im Sender der Beitrag ins Kabelnetz gespeist. Am Abend und am darauffolgenden Sonntag wurde die Sendung wiederholt. Das haben wir bis 2007 gemacht. Dann sagten wir uns, wie schön ist es doch, über das Internet einen eigenen OKOK-Kanal zu haben, und dort die Beiträge zu zeigen. Die Zuschauer können nun täglich selbst bestimmen, wann und wie oft sie unsere Beiträge sehen möchten. Bisher schauen uns rund 500 Zuschauer täglich.
Seit dem Start der Bürgermedien tragen Personen aus dem OKOK-Team auch Vorstandsverantwortung beim TV-Sender „h1 – Fernsehen aus Hannover“. So war es von 1996 bis 2000 Susanne Schumacher, in den drei folgenden Jahre unser ehemalige Vorsitzende Roland Paduch, und seit dem Jahr 2003 Lars Schumacher.
Eine Woche nach der Grenzöffnung waren Sie mit der Kamera in Helmstedt und Marienborn unterwegs. Wenn Sie heute daran zurückdenken: Wie erinnern Sie dieses historische Erlebnis?
Wir haben rund vier Stunden Filmmaterial vom 9. November 1989. Emotional geprägt, war allerdings das folgende Wochenende am Grenzübergang. Wir waren dort mit Foto- und Filmkameras unterwegs. Man hat uns sehr zuvorkommend als Presseteam behandelt. So konnten wir schnell und unkompliziert an die besonderen Orte kommen.
Zu diesem Zeitpunkt haben noch nicht viele Menschen daran gedacht diese Ereignisse zu dokumentieren. Videokameras waren noch nicht sehr stark verbreitet.
Zur Feier „20-Jahre nach dem Mauerfall“ entwickelte sich ein Kontakt zu einer amerikanischen TV-Produktionsfirma, die unsere Bilder über alle amerikanischen Sender ausstrahlen ließ. Besonders bewegt hat uns allerdings, dass diese Aufnahmen während der Feierstunde in Berlin vor Michail Gorbatschow und Ex-Bundeskanzler Kohl gezeigt wurden.
Gewähren Sie uns einen Blick in die Zukunft: Welche Projekte planen Sie?
Wir sind dabei, die OKOK-Aufnahmen in das digitale Format zu überführen, und so für die Zukunft zu erhalten und Interessierten zur Verfügung zu stellen.
Uns stellen auch Bürger Filme aus der Region mit lokalen Ereignissen zur Verfügung. Auch diese Dokumente geben uns eine große Verantwortung, sie zu erhalten und später zugänglich zu machen. Einige Beiträge sind kleine Diamanten, die in Zukunft ein audiovisuelles Archiv bereichern. Für ein ganz neues Filmprojekt stehen Menschen, mit all ihrer Faszination im Mittelpunkt. Nach dem Burgdorfer Land Projekt starten wir diese neue Serie, die auch im TV ausgestrahlt werden kann.
Mal abgesehen von OKOK Television: Was macht Burgdorf lebenswert? Und was sollte besser werden?
Burgdorf lebt besonders durch die Aktivität der Menschen in einer beschaulich wertvollen Fachwerkstatt mit einer besonderen Idylle und einem interessanten Branchenmix. Wir Burgdorfer bemühen uns, gerade um eine noch attraktivere Innenstadt. Wir haben viel vor! Der Schwerlastverkehr verläuft bereits außerhalb der Stadt und die Voraussetzungen sind gut.
myheimat-Team:Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister |
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