Jontef "Bin ich varliebt" im Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft Burgdorf
"Aus alter Freundschaft zur LKG", so sagte mir Joachim Günther, Klarinettist und Akkordeonist der Tübinger Klezmergruppe "Jontef", habe man sich mal wieder auf den weiten Weg von Tübingen herauf in den von dort aus gesehen wohl schon ziemlich hohen Norden gemacht, nicht zuletzt anlässlich der Ausstellung "Künstler sehen die Bibel", die zur Zeit in der Paulus-Kirche in Burgdorf stattfindet. Lang ist's her, dass die Jungs von Jontef, eine der bekanntesten und besten Klezmergruppen Deutschlands, in Burgdorf ihre Idee von Klezmer zuletzt vorgetragen haben.
Ihre Idee von Klezmer - das ist nicht "einfach nur" Musik machen, das ist fast schon Klezmer-Kabarett, das sind Geschichten aus dem jüdischen Leben, aus dem Schtedl, augenzwinkernd vorgetragen von Michael Chaim Langer, dem Sänger der Gruppe, dem gebürtigen Israeli, dem gelernten Schauspieler, dem gefeierten "Tevje" in Stuttgart, dem Erzkommödianten.
Mit ihrem Programm "Bin ich varliebt" schlagen sie neue Wege ein: Sie verlassen in gewisser Weise das Schtedl, die jüdische Gemeinde Osteuropas, und machen sich auf, um Heinrich Heine, bekannterweise deutscher Jude, ihre Referenz zu erweisen. Sie vertonten einige der schönsten Gedichte Heines in ihrer eigenen Art und verwoben diese mit alten jiddischen Liedern zu einem Potpourri, das in der Szene seinesgleichen sucht. Und zwischendurch erzählt Michael Chaim Langer in bewährter und immer wieder gern gehörter und gesehener Weise Geschichten aus dem täglichen Leben: Von dem kleinwüchsigen bayrischen Hoffotografen Leo Rosenbach, der in fremder Stadt die wunderschöne Gerberstochter Jana freien will, die ihrerseits aber von dem "Mikro-Organismus" nichts wissen will und sich lieber auf einen Pflaumenbaum flüchtet, von dem sie erst durch die Perlenkette, die Rosenbach als Verlobungsgeschenk mitgebracht hat, heruntergelockt wird; oder von Heines Hauswirt Mordechai, der mit seiner Angetrauten fürchterlichen Ärger bekommt, weil er sich nächtens mit dem Alten Testament und dort mit den einschlägig bekannten "Weibern" beschäftigt. Und selbst das etwas düstere Gedicht "Traumbild" von Heine bekommt durch Michael einen augenzwinkernden Charakter.
Alles in allem bescherte uns Jontef einen vergnüglichen und kurzweiligen Abend, der durch langanhaltenden Beifall des Publikums im so gut wie ausverkauften Haus der LKG belohnt wurde - so lange, bis Jontef auf der Bühne in der Zugabe noch einmal den Rebbe tanzen ließen.
Zum guten Schluss ein heißer Tipp für alle jungen Männer, den Michael noch parat hatte:
Wisst ihr, warum ihr euch nie mit einem jüdischen Mädchen einlassen solltet? Ganz einfach: Wenn ihr einem christlichen Mädchen zu nahe tretet, ruft es "Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist!", und - ist einer von den dreien jemals gekommen? Tretet ihr aber einem jüdischen Mädchen zu nahe, ruft es "Oj Mame!", und seid sicher, die kommt!
;-)
Jontef sind:
Michael Chaim Langer (Stimme, Percussion)
Hans Joachim Günther (Klarinette, Akkordeon)
Wolfram Ströle (Geige, Gitarre)
Peter Falk (Kontrabass)
Die Jontef-Homepage: http://www.jontef.de/
Mehr zum Thema Klezmer auf der Deutschen Klezmer-Page: http://klezmer.ta-deti.de/
Nächster Jontef-Auftritt in der Region Hannover: 10. Mai. 2009 in der ev. Kirche in Bissendorf
Gesponsort wurde die Veranstaltung vom Verein "Benefizz - kirchliches Engagement für Burgdorf und Umgebung e.V." (http://benefizz.kunden.trilos.de/).
Bürgerreporter:in:Detlev Müller aus Burgdorf |
6 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.