Animando 2 plus Duo Wajlu im Burgdorfer Schlosssaal
Die rührigen Leute vom Burgdorfer Kulturverein Scena hatten für den 29. Oktober 2011 wieder ein besonderes Highlight im Programm: Animando2 plus Duo Wajlu, ein Gemeinschaftskonzert zweier musikalischer Duos, deren Œuvre auf den ersten Blick durchaus unterschiedlich ist.
Animando 2 plus besteht aus dem in der Klezmer-Szene und in Burgdorf nicht ganz unbekannten Musiker-Ehepaar Annette (Geige) und Thomas Siebert (Oboe, Klarinetten), die sich neben ihren Klezmer-Formationen Trio Oyftref und Di Finkelstein Kapelye (voraussichtlich am 18.03.2012 in der Martin-Luther-Kirche zu Ehlershausen – vormerken!) mit Animando 2 der klassischen Kammermusik widmen.
Duo Wajlu – das sind Roswitha Dasch (Geige, Gesang) und Katharina Müther (Akkordeon, Gesang) . Das Repertoire der Gruppe enthält jiddische Lieder, Roma-Lieder und Volkslieder aus ganz Osteuropa.
Was also zu erwarten war, war eine Begegnung durchaus unterschiedlicher musikalischer Stile. Aber waren die Unterschiede wirklich so groß? Schon die ersten beiden Stücke – ein von Animando 2 plus vorgetragenes Bicinium des ungarischen Komponisten Bela Bartok und anschließend ein traditionelles jiddisches Nigun des Duo Wajlu – ließen erkennen, dass die Grenzen bisweilen verschmelzen. Bartok ebenso wie Zoltan Kodaly, von dem ebenfalls einige Stücke erklangen, hatten sich durchaus an den traditionellen Rhythmen - sei es der Juden, der Roma oder einfach ungarischer Volkslieder – bedient, und so klang dem Klezmerfan vieles vertraut. Aus dem Gesamtprogramm heraus stach allerdings eine zeitgenössische Komposition für Solo-Oboe der Komponistin Sarah Nemtsov, das die Komponistin einmal nur für sich selbst anlässlich einer Prüfung komponiert hatte, und das dann jahrelang in einer Schublade lag, bis sich Thomas Siebert und Sarah Nemtsov wiedertrafen. Für mich eins der Highlights dieses Konzerts.
Die Wirkung des Programms entstand also nicht unbedingt (nur) durch die unterschiedliche Musik, sondern durchaus auch durch die unterschiedliche Darbietungsweise. Auf der einen Seite zwei starke Frauen, die es schaffen, mit zwei Instrumenten und zwei Stimmen den klanglichen Eindruck eines ganzen Orchesters zu erzeugen, die mit ihrer Musik mitgehen, sie ausleben, sie tänzerisch darstellen. Das beinhaltet auch durchaus, dass Roswitha Dasch ihre Geige schon mal in der Art eines Roma-„Akkordschruppers“ (O-Ton Rosi ;-) ) unter die Achsel klemmte und dazu sang, um im nächsten Augenblick ihr Instrument wieder unters Kinn zu ziehen und in der Art eines Prímás den Bogen über die Saiten fliegen zu lassen.
Animando 2 plus brachte den etwas ruhigeren Gegenpol zu den „wilden Weibern“ (so eine Zuhörerin ;-) ). Der klassischen Kammermusik gemäß waren ihre Bewegungen gesetzter, aber immer, wenn die vier einen Frejlach zusammen spielten, dann merkte man, dass Annette und Thomas auch anders können, da waren vier Vollblutmusiker am Werke, die im Rahmen der traditionellen jiddischen Musik improvisierten, dass es nur so eine Lust war zuzuhören.
Wie sagte eine Zuhörerin nach dem Konzert? „Das war eine Sternstunde!“ Recht hat sie.
Bürgerreporter:in:Detlev Müller aus Burgdorf |
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