Club Germania von 1882
Germania war die Devise in jenen Jahren nach der Gründung des Kaiserreiches - und Germania wurde der Name jenes Geselligkeitsclubs, den 15 junge Burgdorfer Bürgersöhne am 6. August 1882 ins Leben riefen. Die jungen Herren hatten sich geärgert, weil der Männerturnverein ein ihnen missliebiges Mitglied aufgenommen hatte. Sie hatten dagegen gestimmt, waren aber unterlegen.
Ob diese Gründung an jenem Sommertag unter freiem Himmel auf dem Kirchplatz stattfand, ist nicht überliefert, aber auch nicht unmöglich.
Gab es schon eine Art Biergarten?
Erst 13 Jahre später wurde in einem pompösen Festakt auf dem Kirchplatz ein Kriegerdenkmal errichtet, auf dem eine schwertschwingende Germania stand.
Wenn man mit einem Verein nicht mehr zufrieden ist, verlässt man ihn und schafft sich einen neuen - das hatten die 15 Clubgründer getan. Und weil ein Verein einen Vorsitzenden braucht, wählen sie einen: den Lohgerber Gustav Rohde.
Im Jahr 1891 wird beim Magistrat der Stadt Burgdorf eine Satzung eingereicht, die als Zweck des Clubs „freundschaftliches Zusammenhalten, sowie auch sich durch Gespräche und erlaubte Spiele auf gesellige Weise zu unterhalten"
angibt. Aufgenommen werden nur ledige Bürgersöhne. Mit einer Heirat endet die Mitgliedschaft. Klublokal ist die Gastwirtschaft Tappe. Bürgermeister Dr. Heinrich Schuster genehmigt die Satzung.
Und gleich ein Jahr später beantragen die Germanen, am Schützenfest teilnehmen zu dürfen. Diesem Antrag wird entsprochen. Sie beteiligen sich als so genannte Pahlbürger am Schützenfest. Eine Fahne wird angeschafft. In den folgenden Jahren und bis heute ist und bleibt für die Germanen das Schützenfest das Hauptereignis des Jahres.
In den wirtschaftlich und politisch schweren Zeiten des Jahres 1923 geht die Mitgliederzahl des Clubs stark zurück. Darum wird die Satzung geändert, sodass die Verheirateten weiterhin am Clubleben teilnehmen können, jedoch ohne Stimmrecht.
Während des Schützenfestes 1932 begehen die Germanen ihr 50-jähriges Stiftungsfest. Genau zu diesem Jubiläum wird zum ersten Mal ein Germane Schützenkönig, und zwar der Bäckermeister Walter Rückriem.
Nur drei Jahre später, nämlich 1935, war das einschneidende Jahr für den Club Germania. Im Anschluss an eine Versammlung am 11. Mai 1935 wird in gehobener Stimmung ein Burgdorfer in einem Sarg auf einem Leiterwagen durch die Stadt gefahren. Dieser Streich wird von den Nazis zum Anlaß genommen, den bei den Machthabern nicht beliebten Club zu verbieten (ein Burgdorfer Obernazi hatte vergebens die Aufnahme begehrt), das Vermögen zu beschlagnahmen und die Beteiligten zu bestrafen.
Im Februar 1949 wird ein neuer Anfang gesetzt. Der ehemalige Vorsitzende des Club Germania, Gustav Hauptmeier, schlägt vor, den Club wieder zu beleben. Die Mitglieder des Kegelclubs „Ruhige Kugel Burgdorf" nehmen diesen Vorschlag während des erstmals wieder stattfindenden Winterschützenfestes begeistert auf. Die Germanen werden wieder aktiv.
Das 75-jährige Jubiläum des Club Germania wird während des Schützenfestes 1957 gefeiert. Die aus diesem Anlass gestiftete Jubiläumsscheibe erringt Klaus Haacke. Der Club hat jetzt wieder 35 aktive Mitglieder.
1982 schließlich können die Germanen auf 100 bewegte Jahre zurückblicken. Auf dem Spittaplatz (damit er endlich verbrieft ein Gründungsort ist) wird zu diesem Jubiläum der Club ehemaliger Germanen ins Leben gerufen, dem spontan zahlreiche frühere Mitglieder beitreten.
Auf ein Schnapszahl-Jubiläum wollte der Club dann im Jahr 1993 nicht verzichten. Die 111 Jahre wurden gebührend gefeiert. Am Vatertag schoss man eine Jubiläumsscheibe aus, die von Klaus Wassmann errungen wurde. Das Schützenfest 1993 fand in großem Rahmen statt, denn die Burgdorfer Schützengesellschaft feierte ihr 400-jähriges Bestehen.
Der Germanen-Gründungstag, der 6. August, wurde mit einer Traditionsversammlung begangen, auf dem unsere Gäste die Regularien des Clubs kennenlernen konnten. Abgeschlossen wurde das Jahr mit einem Germanenball.
Quelle: www.clubgermania.de
Bürgerreporter:in:Matthias Mollenhauer aus Burgdorf |
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