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Käufliche Liebe - Ausbeutung oder ganz 'normaler' Job?

„Ist Sexarbeit eigentlich ein normaler Job?“, diese Frage wurde am gestrigen Abend bei der Informationsveranstaltung der Linksfraktion im Bremer Kulturzentrum Lagerhaus mehrmals gestellt.

Gut 200 Gäste waren der Einladung der LINKEN gefolgt, um über das Thema Prostitution zu reden. Der Saal war so voll, dass viele stehen mussten beziehungsweise sich einfach auf den Teppich gesetzt haben, weil praktisch jeder Stuhl besetzt war.

In der von Doris Achelwilm moderierten Podiumsdiskussionsrunde erörterten die Hamburger Rechtswissenschaftlerin Dr. Ulrike Lembke, Manon Süsens vom Bremer Verein Nitribitt e.V., der hiesige Bordellbesitzer Klaus Fricke, die Berliner Sexarbeiterin Stephanie Klee sowie Claudia Bernhard als Bürgerschaftsabgeordnete der LINKEN, die verschiedenen Facetten der Prostitution und diskutierten unter anderem die Frage, welche Rechte und Standards selbstbestimmte Sexarbeit benötigt und wie Formen von Missbrauch und Ausbeutung begrenzt werden können.

Obwohl die Meinungen des an der Debatte beteiligten Publikums sehr kontrovers waren, wurde jederzeit sachlich argumentiert, wenn auch bisweilen ein wenig emotional. Dabei konnte jede/r Anwesende den jeweils eigenen Standpunkt vortragen, ohne dabei unterbrochen zu werden.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand das vor zwölf Jahren verabschiedete sogenannte Prostitutionsgesetz, mit dem die rechtliche Situation von SexarbeiterInnen verbessert werden sollte. „Dieses Prostitutionsgesetz ist eines der kürzesten Gesetze, die wir haben. Es hat die Sexarbeit einerseits legalisiert und zugleich riesige Rechtsunsicherheiten geschaffen“, stellte Lembke lakonisch fest. „Was wir jetzt brauchen, ist eine sachliche Diskussion, wie man die Arbeitsbedingungen in der Sexarbeit tatsächlich verbessert“, meinte Claudia Bernhard. Bisher würden ihrer Ansicht nach die wenigen darin enthaltenen Regelungen jedoch in den einzelnen Bundesländern nur sehr zögerlich oder gar nicht umgesetzt. Bis heute stehen notwendige Nachbesserungen im Gewerbe- und Arbeitsrecht aus. „Wollen wir eine bundesweite Regelung, oder gibt es auch einen Bedarf nach einer guten landespolitischen Ausgestaltung?“, fragte die Parlamentarierin nach. „Wie sieht es eigentlich in diesem Zusammenhang mit einem Mindestlohn in der Sexarbeit aus?“, wollte Lembke wissen. Sie erhielt für diese Frage viel Beifall von den Gästen.

Süsens beklagte, dass Prostituierte noch immer nicht von den Krankenkassen versichert würden. Sie erhob zudem die Forderung, dass die Gesellschaft die Sexarbeit endlich akzeptieren müsse. Klee bemängelte ergänzend, dass die Gesellschaft sich nicht über Sexualität austauschen würde. „Da werden nur Stellvertreterkriege geführt auf unserem Rücken.“ „Es gibt eine Gesprächsabstinenz der Politik gegenüber der Sexarbeit“, fügte Fricke hinzu.

Thematisiert wurde auch die Zwangsprostitution. Hier forderte Süsens aber eine klare Trennung zwischen legaler Sexarbeit und Zwangsprostitution. „Deutschland hat einen massiv defizitären Opferschutz“, kritisierte Lembke. „Die Strafverfolgung sexualisierter Gewalt ist das eigentliche Problem, und das Vollzugsdefizit, das es dort gibt.“

Inzwischen plant die GroKo, die Große Koalition im Bund (CDU, SPD und CSU) übrigens eine Verschärfung des Prostitutionsgesetzes. Auch im kleinsten Bundesland gibt es Bestrebungen, die Prostitution stärker zu kontrollieren und einzudämmen.

Die SexarbeiterInnen selbst wehren sich jedoch gegen Diskriminierungen und pauschale Opferzuschreibungen und fordern ihrerseits mehr Rechte und Anerkennung.

Hier können Sie sich den (teilweisen) Audio-Mitschnitt anhören.
Hier ein Interview mit der Sex-Arbeiterin Stephanie Klee.

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1 Kommentar

Das ist eine Branche wie jede andere.
Und auch in anderen Branchen kann es zu Kriminalität, Ausbeutung, etc. kommen, ohne dass man da gleich die Branche verbieten will.

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