"Wintergefühl" - 1. Schlittschuhlaufen
Zu den Zeiten im Winter wo es draussen stürmt und schneit, oder auch nur der Schnee leise rieselt, man aber vor strenger Kälte lieber gemütlich im geheizten Wohnzimmer sitzt, werden oft Erinnerungen an die Kindheit geweckt.
Leider gab es damals noch keine Digis, die Bilder jener Zeit werden sehr vermisst und es bleiben tatsächlich nur Erinnerungen.
Wie sind wir früher als Kinder mit dem Winter umgegangen ?
Was hatten wir überhaupt für Möglichkeiten ?
Welchen Winterspass hatten wir ?
1. Schlittschuhlaufen :
Wenn die Wiege des Eiskunstlaufes in England stand und es dort schon 1814 den ersten Wettkampf gegeben haben soll, kann man sich eigentlich schlecht vorstellen, dass wir uns als Kinder des Hinterlandes noch etwa Mitte des 20.
Jahrhunderts damit so schwer getan haben und auch heute noch tun.
In meiner Kindheit gab es Schlittschuhlaufen auf selbst vorbereiteten Eisflächen in der freien Natur ! Da konnte man nicht in`s Wasser einbrechen wie auf einem zugefrorenen See.
Wenn für längere Zeit Frost zu erwarten war, haben wir Jungs gegen den Willen mancher Wiesenbesitzer heimlich von einem Mühlenbach an mehreren Stellen Abzweigkanäle gegraben. Das Wasser floss über Nacht in die ebenen Wiesen und war am nächsten Tag zu Eis erstarrt.
Manche Partien waren noch recht bucklig und die näctlichen Wässerungen mussten oft wiederholt werden um zu einer brauchbaren glatten Eisfläche zu kommen. Dann konnte es losgehen.
Aber vorher mussten ja die "Gleitkufen" noch an den Schuhen befestigt werden. Mit Hilfe eines Spezialschlüssels und Gewindeschrauben wurden die
Kufen an die Schuhe fest angeklemmt, so fest, dass sich manchmal bei Stürzen der ganze Absatz vom Schuh gelöst hatte - eine Katastrophe !
Unser Eisvergnügen bestand dann zunächst darin vorsichtig geradeaus zu laufen, dann grosse und engere Kreise zu drehen und manchmal auch einen "Hupser" zu wagen.
Die Worte Axel, Lutz und Rittberger hatten wir schon mal gehört - aber was das im einzelnen bedeutete und dann auch noch mit dem Vorsatz "dreifach" oder sogar "vierfach" konnten wir uns nicht vorstellen.
Das einzige Element, was wir auch praktiziert haben war ein pirouettenähnliches Drehen auf dem Eis und müsste eigentlich schon dem Eistanz zugeordnet werden.
Ein solches Drehen auf dem Eis und wurde von uns "Drinneln" oder "Kaffeemühlches" genannt.
Einer setzte sich auf dem Eis in die Hocke, streckte die Arme aus - ein zweiter
nahm ein paar Meter Anlauf, ergriff die ausgestreckten Hände und dann begann das "Drinneln".
Zur damaligen Zeit gab es einen weiteren grossen Spass beim Schlittschuhlaufen, nämlich auf der Hauptstrasse bis zum nächsten Ort und zurück laufen. Der festgefahrene Schnee blieb auf der Fahrbahn liegen weil
damals noch kein Streusalz zum Einsatz kam und ganz selten mal ein Auto fuhr.
Heute nicht mehr denkbar !
Heute gibt es aber in unserer Gegend manche grosse Eisflächen (z.B. Perfstausee), die den schönen Eissport zwar ermöglichen würden - aber
gesperrt sind.
Ein Verbotsschild oder Sperrschild ist ja auch einfach aufzustellen und keiner brauch die Verantwortung zu übernehmen. Sind die Kosten für ein paar Probebohrungen bzgl. Eisdicke denn wirklich unerschwinglich ?
Letztendlich bleibt nur das frühere System, das Laufen auf selbst vorbereiteten Eisflächen in den Wiesen.
Gruss an alle Freunde mit "Wintergefühlen"
Harry
Bürgerreporter:in:Harry Clemens aus Breidenbach |
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